Die Waffenbrüder von Antares
unerläßlich, eine unangenehme Aufgabe, die ich mir selbst gestellt hatte.
Es war natürlich nicht nur auf Rees gesetzt worden. Radak war in die dekadente Welt des heiligen Viertels gebracht worden, um das Mütchen eines Vad zu kühlen, der etwas gegen den Trylon des Goldenen Windes zu haben schien. Als die Ärzte den Barbaren zusammengeflickt hatten, wurde er hinausgeführt. Sein Vad, ein aristokratischer Ränkeschmied namens Garnath, war mit einem düsteren Blick gegangen, der mir verriet, daß die Angelegenheit auf der Ringermatte keineswegs beigelegt worden war. In Radaks Augen blitzte die Wildheit des echten Barbaren, glimmte das Feuer des reinen Zorns, wie es in so manchem kregischen Lied besungen wird.
Radak der Syatra ergriff die dargebotene Hand Trylon Rees' ham Harshur. Seine wilden Augen starrten in die braunen Augen des Löwenmenschen.
»Du hast mich in fairem Kampf besiegt, Notor. Vad Garnath gleicht einem Leem mit einem Dorn in der Pfote. Nimm dich lieber in acht, Notor.«
»Aye, Radak. Deine Fäuste sind wie Eisen – würdest du dich meinem Gefolge anschließen, wenn es sich einrichten läßt?«
Ich sah das Aufflackern in Radaks Augen und verstand die Gefühle, die damit zum Ausdruck kamen.
»Aye, Notor! Aye.«
In diesem Augenblick brüllte Vad Garnath etwas von der Tür, wobei er sich in seinem ungezügelten Zorn soweit vergaß, daß er sogar Lem anrief, als er seinen Bediensteten aufforderte, ihm wie ein Hund zu folgen.
Rees wandte sich an mich. »Lem, Hamun«, sagte er und straffte die Lippen. »Diese üble Gottheit gewinnt täglich mehr Einfluß. Es gibt bereits Prügeleien und Aufstände und blutige Demonstrationen in der Stadt – bald wird es dabei nicht bleiben.«
Chido schaltete sich ärgerlich ein: »Die Königin wird ...«
»Die Königin wird was, guter Chido?« Rees schüttelte den Kopf. »Ich weiß, daß ihre Wächter die Überfälle der Flutsmänner ein wenig eingedämmt haben. Die Gesetze Hamals darf man nicht verspotten.«
»Die Gesetze haben in letzter Zeit an Einfluß verloren, Trylon«, stellte Casmas fest.
»Allerdings. Die Königin ist oft nicht in der Stadt. Sie versteckt sich mit einigen bevorzugten Beratern an einem geheimen Ort. Sobald sie Herrscherin ist ...«
Der Numim strich sich über den goldenen Schnurrbart. »Es gab eine gute alte Zeit, da die Herrscher im Schloß, im Hanitchik, prunkvoll residierten, anstatt sich wie die Königin in ihrem verdammten Inselpalast zu verstecken, dem elenden Hammabi el Lamma. Wenn die Königin ...« Er unterbrach sich, starrte unter seinen langen goldenen Brauen in die Runde und murmelte etwas vor sich hin. Spione, opazverfluchte Spione gab es überall im gesetzestreuen Hamal unter Königin Thyllis.
Rees hieb mir noch einmal auf die Schulter und brachte sich mit einem lauten Lachen wieder in Stimmung. Ich fragte mich oft, warum er sich nicht wunderte, daß sein wiederholtes freundschaftliches Schulterklopfen mich nicht kopfüber in den Dreck fallen ließ, wie es oft bei Leuten wie Chido und Nath Tolfeyr geschah. »Komm, Hamun! Wir wollen den Fechtsaal aufsuchen! Ich mache aus dir noch einen Schwertkämpfer, bei Krun!«
In den Tagen meiner Maskerade in Hamal mußte ich ständig auf der Hut sein. Ein einziger Ausrutscher würde mehr enthüllen als die interessante Tatsache, daß der Amak des Paline-Tals kein mutloser, ungeschickter Dummkopf war. Ich gab Rees eine passende Antwort und unterwarf mich weiteren Torturen auf dem Fechtplatz. Diese Kämpfe waren wirklich eine Qual. Einem Mann, der gewisse Fähigkeiten besitzt, mag es dann und wann Spaß machen, sich ungeschickter zu stellen, als er ist, doch ich konnte diese Charade bald nicht mehr ertragen. Um die Wahrheit zu sagen, erfüllte mich die Tatsache, dem Vollergeheimnis noch nicht näher gekommen zu sein, mit Zorn und Unruhe – die Zeit wurde knapp!
Eine Gruppe von Gefangenen, die man in Pandahem gemacht hatte, wurde durch die Straßen geführt. Ich sah die Menschen und die Diffs – Halblinge, Tiermenschen – und erkannte die blaugrünen Insignien, die man ihnen halb abgerissen hatte. Ich stand in der Menge, doch so sehr ich auch bereit war, meiner Rolle treu zu bleiben – ich brachte es nicht über mich, in den Jubel der Menge einzustimmen. Die armen Teufel wurden den langen schnurgeraden Boulevard entlanggetrieben, den man Pfeil des Hork nennt, von beiden Seiten verhöhnt und angespuckt, ausgepeitscht, auf dem Weg in die Arena. Im Jikhorkdun von Ruathytu sollten
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