Die Waffenbrüder von Antares
seinen Hals mit einer Hand und drückte zu. Dabei drehte ich mich gleichzeitig herum, und der mir zugedachte Wurfspieß bohrte sich in seinen Rücken. Er röchelte, und Blut quoll ihm aus dem Mund. Ich schleuderte ihn nicht einfach von mir. Obwohl er tot war, konnte er mir noch als Waffe dienen. Ich warf ihn schließlich auf den Matoc, der den Wurfspieß geschleudert hatte, und ehe der Mann sich aufrappeln konnte, hatte ich ihn mit einem Hieb auf den Schädel außer Gefecht gesetzt. Der Hikdar hatte den Kampf mit aufgerissenem Mund verfolgt. Er starrte mich an; vor Entsetzen konnte er sich nicht rühren. Der junge Trommler trommelte nicht mehr. Unsicher und verschreckt trat er von einem Bein aufs andere.
Mürrisch starrte ich ihn an. Blut tropfte mir über die Wangen; ich mußte mich beeilen, wenn er überleben sollte.
»Lauf, Junge! Lauf um dein Leben!«
Mit einem schrillen Laut ließ er seine Trommel fallen und machte kehrt.
Mein Ruf erweckte den Hikdar zum Leben. Sein Thraxter schimmerte im Mondlicht, als er auf mich zusprang, in der Annahme, ich sei abgelenkt. Ich versetzte ihm einen rückhändigen Hieb, der ihn von den Beinen riß und zu den Eisgletschern Sicces beförderte. Dann wandte ich mich Nulty zu.
Seit unserem letzten Zusammensein vor dem nicht zustandegekommenen Duell mit Strom Lart ham Thordan hatte er ziemlich an Gewicht verloren. Ich ließ den blutbeschmierten Vorschlaghammer sinken und griff nach dem Messer, das ich als Gul tragen durfte.
Das Messer zertrennte seine Fesseln, und ich fing ihn auf, als er zu Boden stürzte.
Eine heisere Stimme meldete sich aus dem fünften Gestell.
»Nath, alter Freund! Du willst mich doch nicht hier hängen lassen!«
Dies zeigte mir, daß Nulty sich bei seinen Mitgefangenen als Nath vorgestellt hatte.
Nulty schluckte und stand mühsam auf. Seine Nase war so dick und rund wie eh und je, was mich doch etwas aufmunterte.
»Dies liegt allein am Notor, Emin.«
Konnte ich die anderen beiden Sklaven zurücklassen und nur meinen Freund befreien? Natürlich konnte ich das, verdammt, doch ich tat es nicht. Das Messer befreite Emin ebenfalls. Er war ein kräftiger Apim, der nach seiner Sprache zu urteilen nicht aus Hamal stammte. Nummer sechs war in schlimmer Verfassung und brauchte Hilfe. Es handelte sich um eine Fristlefrau. Wie alle jüngeren Fristlefrauen war sie katzenhaft-attraktiv; sie hatte dem Gefolge einer hamalischen Offiziersfrau angehört und sollte hier bestraft werden. Dankbar begann sie zu schluchzen, Tränen rannen über das weiche Fell ihrer Wangen, ihre Augen schimmerten.
»Dazu ist jetzt keine Zeit!« sagte ich bewußt grob. »Wir müssen fliehen. Kannst du laufen, Fristle?«
»Ich kann schneller laufen als ein pelzloser Apim!«
»Gut! Dann wollen wir hier schleunigst verschwinden!«
Und wir preschten los.
Nulty und Emin hatten sich mit den Thraxtern toter Wächter bewaffnet, während ich das Schwert des Offiziers an mich genommen hatte. Zugleich hatten die Gefangenen vier kurze grüne Capes der Soldaten an sich genommen. Wir eilten unter den kregischen Monden dahin, drängten uns durch Büsche, ließen die Baracken hinter uns. Als wir das Gebiet von Zhyansflügel verließen, hörten wir die ersten Alarmschreie und sahen Fackeln aufflammen.
Wir liefen in südlicher Richtung.
Die Wächter nahmen vermutlich an, daß wir uns in die Quartiere der Guls im Osten oder Norden gerettet hatten, denn im Süden liegt die Brücke der Schwerter und dahinter das heilige Viertel. Kein flüchtiger Gul oder Sklave konnte dort Zuflucht finden. Wir vermochten uns also ungestört auf meinen gewohnten Schleichpfaden durch die Schatten zu bewegen, wobei wir uns dicht zusammendrängten, wenn wir offene Flächen überqueren mußten. Auf diese Weise kamen wir der Schänke immer näher. Die Befreiten ins Haus zu bringen war kein Problem – sie brauchten nur das Dach hinabzugleiten und auf den Balkon zu springen. In meinem Zimmer war alles noch genauso wie in dem Augenblick, da ich fortgegangen war, um die Identität Chaadurs des Guls anzunehmen. Jetzt drängten wir uns alle in dem kleinen Raum, und ich forderte die anderen flüsternd auf, ihre Freude zu zügeln.
»Ich helfe euch bei eurer weiteren Flucht«, sagte ich.
Nulty hustete und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Als ich ihn ansah, sagte er: »Wahrlich, Notor, ich hatte angenommen, du wärst tot. Du bist vor dem Duell verschwunden – aye! Das waren schlimme Minuten. Aber diese beiden – sind
Weitere Kostenlose Bücher