Die Waffenbrüder von Antares
meine Freunde. Wir sind bei einer kleinen Aktion erwischt worden und wären ausgepeitscht worden, wenn du uns nicht gerettet hättest, Notor.«
»Na und?«
Aber ich ahnte bereits, was der alte lasterhafte Bursche sagen wollte.
»Emin und ich und Fristle Salima – wir wollen bleiben und dir dienen, Notor.«
»Ich bin geschäftlich fort gewesen«, sagte ich nach kurzem Nachdenken. »Ich kann behaupten, ich hätte euch aus dem Paline-Tal mitgebracht. Nulty wird euch mehr über das Paline-Tal erzählen ...«
»Nulty, mein Herr?« fragte Salima, und ihre Augen waren so weit aufgerissen, wie es nur irgend ging.
Nultys Gesicht war eine Augenweide. Er knurrte etwas vor sich hin, und ich verstand, was mit ihm los war. Er hatte sich meiner Tat geschämt. Wie ich nun erfuhr, hatte ihn der Wirt des Thraxter und Voller in die Sklaverei verkauft. Als Sklave hatte er es nicht über sich gebracht, dem Namen des Paline-Tals weitere Schande zu machen – und so hatte er sich Nath genannt, ein auf Kregen häufiger Name.
Meine beiden hamalischen Dienstboten hatte ich vor dem Rollenwechsel entlassen, wenn ich auch mein Zimmer behalten hatte. Folglich konnten sich die drei Flüchtlinge im Nebenraum einquartieren. Am nächsten Morgen legte Nulty einige meiner alten Sachen an, die ihm knapp paßten, und ging Kleidung kaufen. Ich beglich die Rechnung beim Wirt und brachte meine Überraschung zum Ausdruck, daß er mich gestern abend nicht hatte zurückkommen hören. Ich deutete an, er habe wohl betrunken in einer Ecke geschlafen. Damit war die Angelegenheit erledigt.
Chido ham Thafey besuchte mich später am Tage und erzählte mir die neuesten Klatschgeschichten aus dem heiligen Viertel. Es gab nichts Besonderes zu berichten, nur lächerliche Kleinigkeiten – und seine Begeisterung für diese Nichtigkeiten führte mir vor Augen, daß ich in die Grube gefallen war, der ich hatte aus dem Weg gehen wollen. Er machte eine Bemerkung über meine neuen Dienstboten, die ich mit der Bemerkung abtat, das Paline-Tal sei eben ein Ort voller Überraschungen. Die Sklavenbrandzeichen Nultys, Emins und Salimas hatte ich mit einem Mittel entfernt, dessen Zusammensetzung ich aus Zenicce kannte.
Chidos wichtigste Neuigkeit betraf einen neuen Schwertmeister aus eben dieser Stadt. Die Horter und Edelleute Hamals waren mit dem Thraxter aufgewachsen, so daß es das allgemeine Interesse für Rapier und Main-Gauche erforderlich machte, ausländische Waffenlehrer ins Land zu holen. Der neue Kämpfer aus Zenicce war nach Chidos Angaben der beste, den er je gesehen hätte – und niemand anders als Vad Garnath hatte den Mann in die Stadt geholt.
Ich muß zugeben, daß mich diese Information brennend interessierte.
»Verstehst du, Hamun?« rief Chido. »Garnath wird Trylon Rees von neuem herausfordern, wird Leotes ti Ponthieu als seinen Champion in den Ring stellen, und dann ... und dann ...«
»Aye, Chido, und dann!«
Ich starrte Chido mürrisch an, doch er war damit beschäftigt, sich nach einem Glas Wein umzusehen.
»Ich habe bisher noch keinen besseren Kämpfer gesehen. Er ist schnell, stark und raffiniert.« Er wirkte ziemlich aufgeregt.
Seine Neuigkeit brachte mir eine Ironie zu Bewußtsein, eine Kleinigkeit, die für die Nichtstuer des heiligen Viertels aber von Bedeutung sein mochte, sobald der Schwertkämpfer aus der Enklavenstadt Zenicce zwischen sie trat. Meine Enklave Strombor, deren Lord ich bin, trägt die rote Farbe auf ihrer Fahne. Die Farben der Ponthieus sind purpur und ockergelb. Und die Farben der Königin Thyllis von Hamal sind purpur und gold. Leotes hatte also einen gewissen Vorteil.
Beim Schwarzen Chunkrah! sagte ich mir – seit meinem letzten Besuch in Zenicce und Strombor war schon viel Zeit vergangen!
Im feindlichen Ruathytu mußte ich sehr darauf achten, welche Flüche ich vom Stapel ließ. Ich konnte nicht einfach losbrüllen: »Bei Vox!« oder »Bei Pandrite!« oder einen meiner anderen Sprüche aufsagen. »Bei Zair!« bedeutete hier wenig, während »Bei Opaz!« gefährlich war, denn meines Wissens gab es in der Stadt eine mächtige Untergrundbewegung zu Ehren von Opaz, dem Geist der Unsichtbaren Zwillinge, ebenso wie für Lem den Silber-Leem, der in direkter Opposition dazu stand. Die verschiedenen verseuchten Körperteile Makki-Grodnos waren in letzter Zeit überhaupt nicht mehr von mir bedacht worden ...
»Oh, Chido«, sagte ich daher so sanft ich konnte. »Du bist ein großer Fambly! Rees wird diesen Leotes in
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