Die Waffenbrüder von Antares
und breiteten Tücher aus. Der Wirt, ein Lamnia mit einem herrlich gepflegten goldenen Pelz, schwänzelte um ihn herum. Offenbar hatte er extra eine schneeweiße Schürze angelegt.
Wie schon mehrfach angedeutet, gibt es auf Kregen die verschiedensten Schänken und Wirtshäuser – von Löchern, in denen man sich nur besaufen kann, bis zu Häusern, die Mahlzeiten und Übernachtungsmöglichkeiten bieten, und Etablissements, die auch von Damen besucht werden können in der ruhigen Gewißheit, sich in einem erstklassigen Haus zu befinden. Der Goldene Talu im heiligen Viertel gehörte zur besten Kategorie; eine Anzahl vornehmer Damen saß an den Tischen. Das Hauptgetränk zu dieser Tageszeit war kregischer Tee. Als Chido mich also anstieß und aus dem Mundwinkel zu mir sagte: »Hamun, bei Krun! Schau doch – der alte Casmas! Was für eine Schönheit!«, wandte ich meine Augen von Strom Hormish aus Rivensmot ab und folgte Chidos Blicken.
Casmas der Deldy führte zuvorkommend ein Mädchen an einen Fenstertisch. Sie war wirklich eine Augenweide. Wie ich schon bemerkt hatte, als ich sie vor den Krallen eines schneeweißen Zhyan rettete, besaß sie die zerbrechliche Schönheit eines Kunstwerks, das zum Anschauen und nicht zum Berühren bestimmt war. Weshalb sie den alten Casmas heiraten wollte, wußte ich nicht – es sei denn, die Antwort lag in seinem Spitznamen.
Ich glaube, sie sah mich fast in demselben Augenblick, da ich sie entdeckte. Jedenfalls vermochte sie kaum den Blick von mir zu wenden, doch sie sagte nichts zu Casmas, der mich und Chido gar nicht bemerkt hatte und sich mit großem Charme um seine Braut bemühte.
Als befände ich mich in einem kregischen Schattenspiel, da Samphronöllampen die Umrisse von Mitspielern auf ein Leinentuch warfen, trat nun Strom Lart auf, mit dem ich bald die Klinge kreuzen mußte. Er sah Strom Hormish, der bereits inmitten der Teetrinker saß und einen Pokal mit Wein an die Lippen gehoben hatte, und ging direkt auf ihn zu. Umständliches Verbeugen und Umarmen, dann setzten sich die beiden Männer und steckten die Köpfe zusammen. Da hatten sich ja die Richtigen gefunden.
In dieser hübschen Situation steckten noch allerlei Möglichkeiten – Spaß oder blutiger Ernst, mit blitzendem Stahl und spritzendem Blut. In meiner derzeitigen Stimmung wußte ich genau, welche Alternative ich lieber gesehen hätte.
Was sich schließlich ergab, möchte ich nicht noch einmal durchmachen müssen.
Chidos schmale Gestalt schirmte mich zum Teil vor den beiden Stroms an ihrem Tisch ab. Casmas war so sehr mit seiner kleinen Braut beschäftigt, daß er für nichts anderes Augen hatte. Das Mädchen war ausgesprochen bleich; nur ab und zu ging eine zarte Röte über ihr Gesicht, und an der Art, wie sie heftig atmete, und an den kleinen hilflosen Handbewegungen erkannte ich, daß sie sich auf die Ehe mit Casmas dem Deldy nicht gerade freute.
Uns umgab ein Stimmengewirr, das sich sehr von dem Gebrüll in anderen Tavernen unterschied; es herrschte ein lebhaftes Kommen und Gehen, während das Mittagessen aufgetragen wurde. Die Menschen auf Kregen nehmen am Tage sechs bis sieben reichliche Mahlzeiten zu sich. Chido und ich genossen herrlich gebratene Fleischstücke von einem Tier, das durchaus dazu beigetragen haben mochte, Rees' Land zu zerstören. Zu dem Fleisch gab es Momolams, ein grünes Gemüse, einen großen Früchteauflauf und etliche Tassen Tee, gefolgt von einem ziemlich armseligen Tischwein, was mich etwas überraschte. Zuletzt die unvermeidliche Silberschale mit Palines.
Ich hatte den Mund noch voller Palines, als ich aufblickte und das blonde Haar, den Rosenmund und die hellblauen Augen jenes Mädchens vor mir erblickte, das ich im Hofe des Verkrüppelten Chavonth in der staubigen Stadt Urigal im halbvergessenen Kovanat Waarom vor den Krallen eines Zhyans gerettet hatte. Ehe ich aufstehen und Casmas' plötzliches Erstaunen registrieren konnte, überschüttete sie mich mit Worten.
»Ich habe nur einen Augenblick Zeit, Horter. Du hast mich in Urigal gerettet. Du hast dein Leben eingesetzt für mich, eine Fremde, und ich konnte dir damals nicht danken, denn meine Familie verhinderte das, und gleich darauf warst du fort. Horter, ich flehe dich an! Ich brauche wieder einen starken Arm zu meiner Verteidigung!«
Chido starrte mich verwundert an, versuchte eine Frage anzubringen.
Sie ignorierte ihn. Ich richtete mich halb auf, betupfte meine Lippen mit einer Serviette, verneigte mich vor
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