Die Waffenbrüder von Antares
stinkendem linken Augapfel!«
Wie es sich herausstellte, mußte ich mich wieder raffiniert verstellen, denn als ich den Duellsaal betrat und die aufgeregten Gesichter von Freund und Feind entdeckte und die Rufe der Wetter hörte, erkannte ich, daß es noch immer von Vorteil sein konnte, meine Rolle weiterzuspielen. Rees war noch zu schwach zum Kommen, doch ich sah Chido und dahinter Casmas den Deldy. Er hatte die Lilie seiner Leidenschaft, die Porzellanschönheit mitgebracht, Rosala aus Match Urt. Unter ihrem Make-up sah sie fürchterlich aus.
Casmas hatte sie offenbar schlecht behandelt.
Wenn eine vornehme Familie in Geldnöten steckt und sich durch die Verheiratung einer Tochter mit einem reichen Geldverleiher Luft schaffen kann, hat sie natürlich etwas dagegen, wenn sich das Mädchen an einen Fremden wendet und ihn um Hilfe bittet. Ihre Familienangehörigen, die stolzen Männer mit den harten Gesichtern, die ich vor dem Verkrüppelten Chavonth gesehen hatte, waren sicher nicht besser zu ihr als Casmas.
Wieder kam mir der beunruhigende Gedanke – sie alle waren Hamaler.
An das nun folgende Duell erinnere ich mich nicht ungern. Ich machte meine Späßchen, wie schon bei den Gassenkämpfen mit Rees. Im letzten Augenblick zuckte meine Klinge herum, wie zufällig, und wehrte Larts Stöße und Hiebe ab. Ich stolperte herum, schwang mein Rapier wie eine Axt und wich mit unsicheren Schritten zurück, wobei ich so ungeschickt stolperte, daß Lart an mir vorbeistürzte und nur um wenige Zoll die Klinge verfehlte, die sich – noch – nicht in seinen Leib bohren sollte. Ich mußte verhindern, daß ich mit den verflixt engstirnigen Gesetzen Hamals in Konflikt kam.
Die Menge brüllte und tobte, und ich hatte immer wieder Gelegenheit, den Blick von Strom Lart und seinen blutrünstigen Attacken zu wenden und mir Rosala anzuschauen. Sie wirkte wie ein Eisblock ...
Chido brüllte: »Treib ihn zurück, Hamun! Schwertkämpfer! Schwertkämpfer!«
Strom Larts Anhänger brüllten ebenfalls, und der Lärm steigerte sich ins Unerträgliche.
Nun hatte ich lange genug herumgespielt und beschloß der Sache ein Ende zu machen. Lart war zweifellos geschickt, doch fehlte ihm die Erfahrung, die ihn hätte erkennen lassen, daß ich nur mit ihm spielte. Da ich hier nicht den Meisterkämpfer darstellen mußte, der mit einem schlechteren Gegner Geduld hat, sondern so tat, als hätte ich Angst und bliebe nur aufgrund glücklicher Fügung und einiger fürchterlicher Gegenhiebe am Leben, hoffte ich, daß der Meisterkämpfer aus Zenicce, Leotes von Ponthieu, mich vielleicht auch nicht durchschaut hatte. Leotes stand abseits und beobachtete den Kampf mit Interesse. Als die Entscheidung fiel, achtete ich darauf, daß Strom Larts Körper Leotes den Blick verstellte.
Lart stürmte vor, wobei er einige raffinierte Hiebe miteinander verband, und ich schrie auf, drehte mich ungeschickt und doch mit Vorbedacht und trat schließlich mit erhobener linker Hand zurück und zog die Klinge aus Larts rechtem Arm. Sein Rapier, von meinem Dolch aufgehalten, schlängelte sich an meinen Dolch entlang, und mein Rapier züngelte ebenfalls hoch – und durch seinen Arm. Er ließ seine Main-Gauche fallen und gleich darauf auch sein Rapier.
Einen kurzen Augenblick lang ließ ich meine Rapierspitze vor seinem Hals schweben und blickte ihm in die Augen. Dann lachte ich auf.
»Wie leicht es jetzt wäre, Strom Lart!«
»Du – du ...« sagte er fassungslos und hielt sich den Arm. Blut quoll ihm zwischen den Fingern hervor.
Ich wandte mich ab.
Der Schiedsrichter erklärte das Duell in Blut und Ehre als beendet. Wir konnten unsere Gewinne einkassieren und nach Hause gehen. Casmas war so begeistert, daß er zu mir kam und mir auf die Schulter klopfte.
»Bei Havil, Amak! Du hast mir heute einen großen Gefallen erwiesen! Niemand hat damit gerechnet, daß du den Kampf überlebst! Und die Wetten – all die herrlichen Gold-Deldys! Man kann dir gratulieren, Amak Hamun.«
Casmas kassierte reichlich. Er zumindest hatte einen großen Erfolg errungen.
Ich antwortete nicht. Chido drückte mir die Hand, plapperte etwas Unverständliches und vergaß sogar, sich von Casmas seinen Gewinn auszahlen zu lassen. Bereitwillig ließ ich mich von meinen Freunden zu einem späten Abendessen führen. Casmas, der in einer prunkvollen Villa wohnte, allerdings nicht im heiligen Viertel, entschuldigte sich grinsend mit dem Hinweis, sein Mädchen erwarte ihn. Rosalas Familienmitglieder,
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