Die Waffenbrüder von Antares
sehr unangenehm. Wie Sie wissen, verschaffte mir das Bad im Taufteich des fernen Aphrasöe nicht nur ein tausendjähriges Leben, sondern auch eine erhöhte Widerstandskraft gegen Wunden und Krankheiten.
Natürlich schauspielerte ich so gut ich konnte; ich stöhnte und schrie, um zu zeigen, daß mir die Behandlung zusetzte; doch das alles nützte wenig!
Ursprünglich hatte ich angenommen, daß das sadistische Verhalten der Königin keine sexuellen Gründe habe, doch inzwischen war ich mir da nicht mehr so sicher. Dabei ließ sie sich während meiner Gefangenschaft nichts anmerken. Ich habe gewisse Erfahrungen mit liebestollen Königinnen, doch soll an dieser Stelle die Anmerkung genügen, daß Königin Thyllis mit mir spielte, um ihre Lust auf Grausamkeit zu befriedigen. Sie hätte es noch viel schlimmer treiben können, das weiß ich – doch ich ermutigte sie nicht.
Die Ankunft König Doghamreis in meiner Zelle leitete eine neue Phase des Schreckens ein; er hatte sich inzwischen von den angeknacksten Rippen, die ich ihm vor dem Thron der Königin verschafft hatte, erholt. König Doghamrei herrschte über ein nicht sehr großes Königreich – das Königreich Hirrume. Ich erfuhr später, daß er seinen Machtbereich innerhalb Hamals auf Kosten benachbarter Könige und Kovs vergrößern wollte und daß er noch nicht lange auf dem Thron saß. Außerdem erfuhr ich, daß er der Königin nachstellte mit dem Ziel, sich zum König von Hamal und schließlich zum Herrscher aufzuschwingen. Der Rückschlag in Pandahem hatte zugleich die Termine durcheinandergebracht, die Königin Thyllis für ihre Krönung zur Herrscherin vorgesehen hatte. Die Priester und Mönche Havils des Grünen, der etablierten Staatskirche, brachten zweifellos zum Ausdruck, daß eine Krönung erst stattfinden könne, wenn die Vorzeichen günstig ständen.
Der Mann, den König Doghamrei in meine Zelle führte, hatte ein langes gelbliches Gesicht mit einem weit herabhängenden Schnurrbart und zwei schwarzen Knopfaugen, die durchdringend zu blicken vermochten. Ich ahnte sofort, was für ein Mann das war – ich leitete dies nicht nur von seinem Aussehen her, sondern von einer Aura mystischen Fanatismus', der ihn umgab, eine Aura der Macht, die ich schon einmal bei einem gewissen Lu-si-Yuong erlebt hatte. Außerdem schimmerte sein Haar aufdringlich rot im Fackelschein. Offensichtlich hatte er seinen Schnurrbart schwarz gefärbt – eine eitle Geste, wie ich sie bei einem der berühmten Zauberer von Loh nicht erwartet hätte.
»Untersuche diesen Yetch, Que-si-Rening.« König Doghamrei äußerte sich in seiner üblichen bellenden Lautstärke. »Bei Krun! Ich möchte alles über seinen elenden Körper und seinen dreifach verdammten Geist wissen! Bring ihn zum Reden, Que-si-Rening!«
In dieser fortschrittlichen Zeit mochten die Zauberer aus Loh eine aussterbende Gattung sein, Vertreter einer ehemals großen Macht – doch sie verfügten noch immer über geheime und – wie behauptet wird – okkulte Kräfte. Folglich war es ratsam, sich mit ihnen gut zu stellen. Der aufdringliche König mit seiner brüllenden Stimme schien mir im Begriff zu sein, sich selbst eine Grube zu graben.
»Sklave, du bist der Mann, der als Bagor ti Hemlad bekannt ist?« Die Stimme des Zauberers knisterte wie altes Pergament.
»Jawohl, San. Stell deine Fragen.«
Er hob den Kopf, als er die alte Anrede hörte – das Wort für Weisen oder Herr. Aus zusammengekniffenen Augen starrte er mich an. »Du bist schon einmal mit einem Zauberer aus Loh zusammengetroffen?«
»Aye, San. Er hat mir einen Gefallen getan – und ich ihm.«
»Dann finde ich in dir vielleicht etwas, das mein Leben hier ein wenig weniger sinnlos macht. Mir fehlt der Lohn, der mir gebührt.«
»Ich bin erstaunt, hier einen Zauberer aus Loh anzutreffen – in Hamal, das doch alle lohischen Dinge verabscheut.«
»Die Königin hat ihre kleinen Eigenheiten. Man hält meinen Aufenthalt geheim.«
»Los, macht schon, macht schon!« fuhr Doghamrei dazwischen.
Der Idiot schien noch gar nicht gemerkt zu haben, daß der Zauberer aus Loh bereits in mein Quartier gewechselt war.
»Sag mir, Bagor, der auch wilder Leem genannt wird, gelüstet es dich nach dem Körper der Königin Thyllis von Hamal?«
»Wie bitte?« Ich starrte ihn aus aufgerissenen Augen an.
»Weiche nicht aus, du Rast! Gib Antwort, sonst wirst du ausgepeitscht!«
»Wenn du einen Zauberer aus Loh brauchst, um sinnlose Fragen zu stellen«, sagte ich zu
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