Die Waffenhändler von Hamor
brusthohe Cupridiumgeländer, wo er sich leicht nach vorn in den Wind lehnt. »Es ist sehr angenehm hier. Die Luft ist nicht nur warm, sondern frisch.«
»Frisch, das stimmt, und zu bestimmten Gelegenheiten ist auch gegen Geradlinigkeit nichts einzuwenden«, antwortet der rothaarige Zweite Magier. »Dies könnte so eine Gelegenheit sein.« Er lächelt. »Wie bei vielen in Cyad gibt es Dinge in meinem Leben, auf die ich keinen Einfluss habe, über die ich mir aber, das muss ich zugeben, gewisse … Gedanken mache.«
»So ergeht es vielen von uns. Doch auf welche Weise betrifft das meine Person? Ihr hättet mich nicht um eine solche Unterredung gebeten, wenn es sich nicht um eine Angelegenheit von Bedeutung oder händlerischer Natur handelte.« Vyanat lächelt. »Ansonsten verschwendet Ihr unser beider Zeit.«
»Wie Ihr vielleicht wisst«, fängt Kharl an und schaut dabei hinaus auf das wintergraue Wasser des Hafens, wobei sein Blick sich in der Ferne verliert, »ist mein ältester Sohn mit einer Heilerin vermählt, welche aus einer höchst angesehenen Familie stammt. Ihr Vater ist Kien’elth, von dem Ihr höchstwahrscheinlich schon gehört habt.«
Vyanat nickt und wartet.
»Einer ihrer Brüder wird wahrscheinlich in ein oder zwei Jahreszeiten zum Magieradepten der ersten Stufe aufsteigen, wenn nicht schon früher. Der andere war nicht für das Leben eines Magiers bestimmt, aus ihm ist jedoch ein bekannter und fähiger Spiegellanzenkämpfer und Kriegskommandant geworden.«
»Derjenige, der versehentlich die Bestechungsmachenschaften meines Amtsvorgängers aufgedeckt hat«, bemerkt Vyanat. »Woraufhin der gute Major-Kommandant beschlossen hat, ihn zu belohnen, indem er ihn als kommandierenden Offizier an einen der meist attackierten Lanzenkämpfer-Außenposten in die Grashügel versetzt.«
»Es scheint so zu sein, wie Ihr sagt«, fährt Kharl fort, »doch muss man einem Spiegellanzenkämpfer so große Wichtigkeit beimessen? Dieser junge Offizier hat sich mit einer jungen Händlerin vermählt, und das ohne das Wissen und die Zustimmung seiner Familie. Eine wahre Liebesheirat, könnte man sagen. Ich habe nun eine kleine Bitte an Euch. Ich würde es begrüßen, wenn Ihr dazu beitragen könntet, dass nichts, was die Händlerin tut, als … sagen wir … nachteilig für ihre Familie aufgefasst werden könnte.«
»Oder ein schlechtes Licht auf Euch und Euren Sohn werfen könnte und auf Eure Tochter und ihren zukünftigen Gemahl, um den Kreis zu vervollständigen«, antwortet Vyanat. »Ich denke, ich begreife Eure Lage nur zu gut, hochverehrter Zweiter Magier.«
»Ihr werdet verstehen, verehrter Handelsberater, dass ich angesichts Kiens wachsender … Verbindung zum Chaos und der Unerfahrenheit des jungen Vernt, seines Magiersohnes, eine gewisse Verantwortung trage …«
»Darüber bin ich mir im Klaren, verehrter Zweiter Magier, und ich versichere Euch, ich werde tun, was ich kann, um zu gewährleisten, dass das Haus Ryalor die Vorschriften des Kaiserlichen Gesetzbuches einhält.«
»Man muss sich in Acht nehmen vor den angeheirateten Mitgliedern seiner Familie …«
»Ich kann Eure Bedenken und die Sorge um Eure Familie verstehen. Ihr müsst nicht mehr dazu sagen.« Vyanat deutet eine Verbeugung an. »Und da ich, wie bereits erwähnt, ein freimütiger Händler bin, so würde ich nun gern zum Platz der Händler zurückkehren, es sei denn, Ihr habt noch andere Anliegen, denn auch wenn man der Berater Seiner Majestät ist, laufen die Geschäfte nicht von allein weiter.« Er hält inne. »Besonders da Seine Majestät und die Hand klar zum Ausdruck gebracht haben, dass die Händler ihr Gold durch Handel verdienen sollen und nicht durch Gefälligkeiten.« Vyanat verbeugt sich noch einmal und verlässt dann den Balkon.
Kharl runzelt erst viel später die Stirn, lange nachdem die Balkontür sich geschlossen hat.
LVII
A n der Spitze der Vierten Kompanie mit Cheryk zu seiner Linken reitet Lorn durch das leichte Schneetreiben, das den spätwinterlichen Regen abgelöst hat. Die Straße ist nass, doch schnee- und eisfrei. Zu beiden Seiten der Straße, die hinaufführt zu den äußeren Toren des Außenpostens von Inividra, schmilzt der Schnee nicht, sondern bleibt auf dem Gras der Weiden liegen.
»Bin froh, dass ich endlich wieder einmal trocken bleibe«, meint Cheryk. »Manchmal ist mir Schnee lieber als Regen.«
»Besonders wenn eine Eiseskälte bevorsteht.« Lorn nickt zustimmend und die zwei Offiziere reiten
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