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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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und deren Quelle. Ganz gleich, wie schnell wir uns auch fortbewegen, früher oder später werden sie entdecken, dass wir im Anmarsch sind. Wir werden die Straße nach Westen nehmen und dem Bach folgen. Gut vierzig Meilen von hier liegt die nächste Stadt. Wir werden nur einen kurzen Halt einlegen und morgen dort angreifen.« Lorn sieht die zwei älteren Offiziere an, zuerst Emsahl, dann Cheryk. »Sind wir bereit zum Aufbruch?«
    »Ja, Ser.«
    »Und Ihr, Cheryk?«
    »Ja, Ser.«
    »Kompanien! Vorwärts!«
    Die Kolonne der Spiegellanzenkämpfer macht sich auf den Weg nach Westen, die Männer reiten durch den aufsteigenden Rauch und den Geruch von Verbrennung und Tod.
    »Weiße Dämonen …«, zischt eine Frau hinter einem geschlossenen Fensterladen, der sich etwa zwanzig Ellen rechts von Lorn befindet.
    Ohne das Pferd zu zügeln, blickt Lorn sie an und hebt die Feuerlanze.
    Sie bewegt sich nicht weg vom Fenster und zuckt nicht einmal. »Na los. Verwandle mich zu Asche, tapferer Dämon.«
    »Wir töten keine Frauen. Im Gegensatz zu euren tapferen Kriegern, die Frauen und kleinen Kindern die Kehle durchschneiden.«
    »Ihr habt uns unser Land gestohlen.«
    Dazu hat Lorn nichts zu sagen. Er weiß keine Antwort darauf, denn es gibt keine. Seine Hände sind mit unsichtbarem Blut besudelt: mit dem Blut von hunderten von Barbarenkriegern, mit dem Blut der alten Frau, die einer seiner Lanzenkämpfer gerade getötet hat, und mit dem Blut der Tochter des Olivenbauers in Biehl; doch es gibt keinen anderen Weg, der ihm offen stehen würde, der nicht mit dem Blut Unschuldiger belastet ist. Die einzige Frage, die sich wirklich stellt, ist, wie er das größte Blutvergießen verhindern kann. Lorn bezweifelt, dass die Ehrwürdigen mehr Wahlmöglichkeiten hatten; entweder sie starben oder wurden zu Barbaren, und die Barbaren werden immer denken, dass die Länder Cyadors ihnen gehören.
    »Dämonen …«, zischt die Frau hinter dem Fenster noch einmal, während die Lanzenkämpfer vorbeireiten.
    Lorn schaut nicht zurück auf den Qualm, der in den Himmel steigt, sondern richtet den Blick stur geradeaus und hält Ausschau nach Männern mit Klingen und nach Esfayls Zweiter Kompanie auf der Straße vor ihnen.

 
LXII
     
    A m späten Nachmittag haben sich die Wolken zu hohen Schleiern verdünnt und es ist deutlich wärmer geworden – so warm, dass Lorn die Winterjacke ausgezogen hat. Der Bach links von der Straße ist nun tiefer und das Wasser fließt schneller, vermutlich weil nun auch der letzte Schnee schmilzt.
    Aber weder Lorn noch die Späher können irgendwelche Anzeichen erkennen, dass die Straße in letzter Zeit benutzt worden wäre; es gibt keine frischen Huf spuren, die darauf hinweisen würden, dass jemand vor ihnen flüchtet, nur Wagen- und Hufspuren, die bereits einige Tage alt sind. Sind diejenigen, die dem Gemetzel in der ersten Stadt entkommen konnten, wirklich alle nach Osten geritten? Erwartet denn niemand, dass er in Richtung Nordwesten vordringt? Hat er etwas so Unerwartetes getan, dass niemand weiß, wie man darauf reagieren soll?
    Die Straße verläuft nun gut zehn Ellen oberhalb des Wasserlaufs. Die Böschung fällt steil ab zu einer Bachbiegung, wo die Strömung ein tiefes Becken gegraben hat. Lorn blickt hinunter zum Bach, den man nun fast als Fluss bezeichnen kann, und auf das tiefe Becken darin.
    Dann wirft er einen Blick zu Emsahl, der rechts neben ihm reitet. »Glaubt Ihr, dass es dort unten tief genug ist, um hundert Klingen zu verstecken?«
    Emsahl lacht. »Bestimmt tief genug, Ser. Gute Idee, muss schon sagen. Ich möchte die Klingen auch nicht mitnehmen, und da unten werden sie verrostet sein, noch bevor sie jemand findet. Wenn sie überhaupt jemals gefunden werden.«
    »Schick einen Boten nach hinten zu Cheryk.«
    Einsah! dreht sich im Sattel um. »Dwyt … der Major möchte, dass Hauptmann Cheryk kurz nach vorne kommt.«
    »Ja, Ser.«
    Lorn schaut noch einmal hinunter auf die Biegung. Zuerst wollte er die Klingen mitnehmen, doch sie ermüden die Pferde nur unnötig und erschweren das Fortkommen. Er fragt sich, was die Bauern in ferner Zukunft wohl denken werden, wenn der Fluss seinen Lauf ändert und sie mit ihren Pflugscharen auf Eisen stoßen … oder werden die Pflüge nur roten Staub aufwühlen, wenn sie die Furchen durch die Lehmablagerungen der Jahre ziehen?
    Er schüttelt den Kopf, reitet weiter in Richtung Nordwesten und wartet, bis Cheryk zu ihm aufschließt.

 
LXIII
     
    L orn steht auf einem

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