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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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einem Chaos-Turm, der jeden Moment in Flammen aufgehen könnte. Doch er hat alles getan, was er tun konnte.
    Er steht auf und geht zum Fenster, von wo aus er die Lanzenkämpfer beobachten kann, die im Hof patrouillieren, und fragt sich, wie lange er sie noch befehligen wird und ob sie nicht vielleicht bald viele Einheiten von Lanzenkämpfern anrücken sehen werden – oder ob er einfach eine Schriftrolle erhalten wird, die ihn nach Cyad abordnet oder zurück nach Biehl … oder an irgendeinen anderen abgelegenen Ort.
    Er geht wieder zum Schreibtisch und nimmt die kleine Tasche in die Hand, die er überall mit hinnimmt – zusammen mit dem brystanischen Säbel. In der Tasche befinden sich das Chaos-Glas, das einst seinem Vater gehörte, das silberne Büchlein und die Originale der am meisten belastenden Handelspapiere aus Jera.
    Lorn nimmt das Chaos-Glas heraus und stellt es auf den Tisch. Er konzentriert sich. Die Silbernebel teilen sich und zeigen Ikynd, der am Fenster in seinen persönlichen Gemächern steht und hinaus auf den Kasernenhof blickt. Der Kommandant schüttelt den Kopf und wendet sich vom Fenster ab. Lorn lässt das Bild los.
    Er beobachtet den Kommandanten ständig, denn er weiß nicht recht, ob er ihm trauen kann, besonders seit er erkannt hat, dass für Ikynd allein die Prinzipien des Eigeninteresses gelten. Im Augenblick dient Lorn seinen, Ikynds, Interessen, aber das kann sich sehr schnell ändern.
    Lorn steckt das Glas zurück in das hölzerne Kistchen und dieses zurück in die Tasche. Schließlich fängt er erneut an zu schreiben, obwohl er nicht einmal weiß, ob die Schriftrolle jemals ihren Bestimmungsort erreichen wird.
     
    Meine Liebste,
    es gab einige Schwierigkeiten mit Kurieren und Boten, und ich habe keine deiner Schriftrollen bekommen, falls du seit der Winterwende geschrieben hast. Auch von anderen habe ich nichts gehört. Ich weiß also nicht, wie es dir geht und was in Cyad geschieht.
    Ich hoffe, du und Kerial seid wohlauf und dass deine Arbeit im Haus Ryalor reich belohnt wird. Wir haben einen harten Feldzug hinter uns, auf dem wir den ganzen Weg bis nach Jera ritten, wo wir entdeckten, dass viele der Klingen, mit denen Lanzenkämpfer getötet wurden, nicht nur von hamorischen Händlern, sondern sogar von Cupritschmieden und Händlern aus Sommerhafen stammen. Wir waren erschüttert, und als wir nach Inividra zurückkamen, wartete bereits die nächste Überraschung, denn es zeichnete sich ab, dass ich aufgrund meiner Taten draußen auf dem Schlachtfeld meiner Kommandantur enthoben werden sollte.
    Ich kam nach Assyadt, wo Dettaur versuchte, mich zu töten – aus Gründen, die mir nicht ganz klar sind. Er wollte anscheinend nicht, dass meine Berichte über den Waffenhandel zum Major-Kommandanten gelangen. Vieles bleibt unklar, aber Kommandant Ikynd und ich haben einen Bericht an den Major-Kommandanten und andere hohe Offiziere geschickt, in dem wir meinen Feldzug und den Waffenhandel in Jera näher erläutert haben. Der Feldzug war so erfolgreich, dass es in den nordwestlichen Grashügeln in dieser Jahreszeit bis jetzt noch keine barbarischen Angriffe gegeben hat.
    Wir haben auch noch nichts von Angriffen in den Gegenden gehört, die vom Außenposten in Syadtar kontrolliert werden, aber solche Berichte würden wir ohnehin erst sehr viel später erhalten.
    Im Augenblick habe ich den Posten des stellvertretenden Kommandanten in Assyadt inne und warte darauf zu erfahren, wohin ich als Nächstes berufen werde.
    Ich vertraue darauf, dass es dir und Kerial gut geht, und wünsche mir, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis ich euch beide unter angenehmeren Umständen wieder sehen kann.
     
    Lorn legt die Schriftrolle beiseite. Er holt das nächste Blatt hervor für den Brief, den er an seine Eltern schreiben wird. Dann hält er inne und schaut aus dem kleinen Fenster, wo er einen seiner Lanzenkämpfer beobachtet, der gerade auf seinen Posten reitet. Lorn kann nur hoffen, dass zumindest einige seiner Berichte ihren Weg über Hauptmann-Kommandant Luss hinaus finden werden und dass Major-Kommandant Rynst sich so verhalten wird, wie Lorn es sich erhofft.
    Während eines tiefen Atemzuges glättet er das Pergament vor sich und fängt an zu schreiben.
    Später, wenn er den Lagebericht aus Pemedra geprüft und eine Antwort für den Kommandanten entworfen hat, wird er die Lanzenkämpfer inspizieren, sich wieder einmal mit seinen Hauptmännern treffen … und warten.

 
LXXVI
     
    E in

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