Die Waffenhändler von Hamor
bei den Händlern alles mit rechten Dingen zugeht, und das, oder etwas anderes, was nichts mit Lanzenkämpfern zu tun hat, wird meine Aufgabe sein. Bis sich irgendwann die Gelegenheit bietet, einen Anschlag auf mich zu verüben, wenn ich lange genug in Cyad gewesen und in Vergessenheit geraten bin.« Lorn lächelt kalt. »Schließlich bin ich nur ein Schlächter. Ich kann die Intrigen und Machenschaften gar nicht verstehen.«
»Wäre ich der Hauptmann-Kommandant, so würde ich Euch meine Position anbieten. Ich würde Euch nicht in Cyad haben wollen.«
»Er würde es vielleicht tun, aber der Major-Kommandant nicht. Wer würde mich schon wollen, mit zwanzig Kompanien, die mir treu ergeben sind?«
»Ihr habt eine hohe Meinung von Euch selbst.«
Lorn schüttelt den Kopf. »Euer eigens ausgewählter Hauptmann sollte das Gegenteil beweisen. Aber am Ende gehörte er zu denen, die mich dazu drängten, hierher zu kommen. Ihr habt eines vergessen, Kommandant. Lanzenkämpferoffiziere mögen es nicht, wenn man sie als Figuren in einem Glücksspiel benutzt. Wenn sie herausfinden, dass dem so ist, unternehmen sie sofort etwas dagegen. Ohne Feuerlanzen und ohne neue Lanzenkämpferbefehle sind sie alle tote Männer, und das wissen sie.«
Ikynd zuckt zusammen.
»Versteht Ihr?« Lorn wartet. »Nun … wir haben einige Schriftrollen zu verfassen, nachdem Ihr die Klingen und die Bücher begutachtet habt. Ihr werdet schreiben, dass Ihr mir die Entscheidung überlassen habt, wie ich die Angriffe unterbinde. Genau das ist mir gelungen und Ihr werdet berichten, dass es im ganzen Nordwesten seit fast einer ganzen Jahreszeit keine Angriffe mehr gegeben hat … was die Wahrheit ist. Dann werdet Ihr vorschlagen, dass Sub-Major Lorn nun, da er die vom Hauptmann-Kommandanten gestellte Aufgabe pflichtgemäß erledigt hat, nach Cyad berufen wird, um dort seinen Dienst zu versehen.«
Lorn deutet mit dem Säbel zur Tür. »Zuerst aber werden wir einen Blick auf die Ladungen der Wagen werfen, die wir mitgebracht haben.«
Ikynd steht auf. »Ihr würdet mich ohne zu zögern töten, nicht wahr?«
»Wenn nötig.«
»Ihr habt den Säbel in der linken Hand. Alle Lanzenkämpfer …« Ikynd schüttelt den Kopf. »Ihr könnt den Säbel mit beiden Händen führen, stimmt’s?«
»Ja. Dettaur hat das nie bemerkt.«
»Es gab vieles, was er nicht bemerkt hat.« Ikynd schüttelt noch einmal den Kopf und der freundliche Ton kehrt in seine Stimme zurück. »Ich werde wirklich empfehlen, dass Ihr nach Cyad zurückkehrt. Ihr müsst mich nicht einmal dazu zwingen.«
»Ehr werdet endgültig überzeugt sein, wenn Ihr gesehen habt, wie viele Cupridiumsäbel die Händler aus Sommerhafen an die Jeranyi verkauft haben.«
»Der Hauptmann-Kommandant wird noch einige Schwierigkeiten bekommen mit einem Mann wie Euch, der sich wirklich Gedanken um Cyad macht.«
»Lasst uns zu den Wagen gehen und dann sollen die Lanzenkämpfer die Bücher und Rechnungen in Dettaurs Arbeitszimmer bringen. Ehr werdet erklären müssen, dass der arme Dett nicht wollte, dass all das aufgedeckt wird.«
»Das wollte er vermutlich wirklich nicht, denn als bekannt wurde, was Ihr zuvor schon entdeckt hattet, wurde er nicht nach Cyad zurückbeordert. Er war immer ein Stadt-Lanzenkämpfer gewesen.« Ikynd lacht. »Ihr seid ein wahrer Lanzenkämpfer und werdet in Cyad niemals glücklich werden. Ihr wisst es nur noch nicht.«
»Da könntet Ihr Recht haben.« Lorn lächelt und tritt zurück, als sich Ikynd zur Tür begibt.
LXXV
A m späten Nachmittag sitzt Lorn in Dettaurs Arbeitszimmer, das nun vorübergehend – und eigentlich auch nicht rechtmäßig – seines ist. Eine angenehm leichte Frühlingsbrise weht durch das Fenster, das nur angelehnt ist, und trägt den Duft einer Blüte herein, die Lorn nicht zu bestimmen vermag.
Er kräuselt die Lippen und sieht hinunter auf die Abschriften seines Berichts über den Feldzug sowie der Schriftrolle, die er quer durch Cyador nach Cyad geschickt hat. Dann blickt er auf, sein Gesicht ist ausdruckslos und er starrt auf die alte, goldene Holztäfelung an der Wand.
Draußen im Eingangsbereich stehen zwei Lanzenkämpfer aus Gyraets Sechster Kompanie, die vom Hauptmann abgeordnet wurden, um Lorn zu schützen. Bei ihnen stehen die Haupttruppenführer, die die Verwaltungsaufgaben für die Kaserne in Assyadt und die dazugehörigen Außenposten erledigen. Der Sub-Major schüttelt den Kopf.
Das Warten ist das Schlimmste, gerade so als säße er in
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