Die Waffenhändler von Hamor
Augenblick zögern, Euch hinzurichten.«
»Das glaube ich nicht. Aber Euch könnte er hinrichten. Er braucht schließlich einen Schuldigen und Ihr wärt bequemer für ihn.« Lorn lächelt. »Es wäre am besten, wenn Ihr Dettaur zuerst die Schuld zuschieben und mich dann loben würdet, weil ich Euch überhaupt auf das Problem aufmerksam gemacht habe.«
»Problem?« Ikynd hebt theatralisch die Augenbrauen. »Welches Problem?«
»Den Hafen von Jera gibt es nicht mehr. Man wird ihn wieder aufbauen, doch das wird seine Zeit dauern.
Draußen stehen drei Wagen und zehn Packpferde. Fast tausend hamorische Klingen haben wir mitgebracht. Da sind die, die wir in den Fluss werfen mussten, noch nicht einmal eingerechnet. Wir haben sie aus den Lagerhäusern in Jera geholt, die wir anschließend in Brand gesetzt haben.« Lorns Lächeln drückt keinerlei Freude aus. »Wir haben weiterhin etwa zehn andere Städte zerstört und niedergebrannt. Und ich habe einige Handelsbücher mitgebracht, zusammen mit hundert Cupridiumklingen – die keine Lanzenkämpferzeichen tragen. Die Aufzeichnungen beweisen, dass die Klingen aus Sommerhafen stammen. Ich habe Bücher und Waffen, die aufzeigen, dass einige cyadorische Handelshäuser dabei geholfen haben, diese Waffen an die Jeranyi-Händler zu vermitteln … ach ja, und dazu mehr als sechstausend Goldstücke von diesen Händlern.«
»So … unsere korrupten Händler … Ihr wisst genauso gut wie der Kaiser, dass sie schon immer korrupt waren … sie haben sich damit einige Goldstücke verdient. Das geht schon seit Generationen so. Es ist unsere Pflicht, die Handelsvorschriften des Kaiserlichen Gesetzbuches durchzusetzen, um das Volk zu schützen. Habt Ihr das vergessen?« Der freundliche Ton kehrt in Ikynds Stimme zurück.
»Sechstausend sind mehr als nur einige Goldstücke.« Lorn lacht. »Ich habe mehr cyadorische Bauern gerettet als alle Offiziere der Spiegellanzenkämpfer zusammen, und Ihr besitzt die Frechheit zu behaupten, ich hätte meine Pflicht vergessen?«
»Es ist nicht das, was Ihr tut, Sub-Major, sondern wie Ihr es tut. Weder dem Hauptmann-Kommandanten noch dem Major-Kommandanten wird es gefallen.«
»Auch Ihr habt es getan«, sagt Lorn. »Wenn Ihr ein Held sein wollt … meine ich. Wir werden Schriftrollen schreiben, viele Schriftrollen. Wir werden über den Feldzug berichten, die Ergebnisse und die Beweise; diese Schriftrollen werden dann an alle Lanzenkämpfer-Kommandanten in Cyador geschickt.« Lorn lächelt. »Und an den Hauptmann-Kommandanten, den Major-Kommandanten, die drei obersten Magi’i, die Hand des Kaisers, den Handelsberater und an alle Oberhäupter der Handelshäuser in Cyador. Und dann werden wir abwarten. Die Stelle des armen Dett werde ich einnehmen, bis wir wissen, was geschehen wird.«
»Ihr wollt Inividra unbewacht lassen?«
»Es wird für lange Zeit keine Angriffe mehr geben, Kommandant. Dessen könnt Ihr sicher sein.«
»Oh … Ihr scheint Euch Eurer Sache sehr sicher zu sein.«
Das ist Lorn auch, denn sein Glas hat ihm gezeigt, dass derzeit in den ganzen nordwestlichen Grashügeln keine einzige Jeranyi-Bande unterwegs ist – schließlich ist in dieser Gegend nur mehr eine Hand voll Barbaren am Leben. »Ohne Pferde und Waffen werden die Jeranyi Probleme bekommen. Außerdem ist es Frühling, und wenn sie ihre verstreuten Herden und die frisch bestellten Felder nun nicht hegen und pflegen, werden sie verhungern, und das wissen sie.«
»Eine größere, breitere Klinge …« Ikynd schüttelt den Kopf. »Bei den Schwarzen Engeln … Ihr steht Alyiakal in nichts nach. Er ermordete halb Cerlyn, wisst Ihr das?«
»Der Frieden danach hielt eine ganze Generation«, meint Lorn.
»Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr nach all dem noch befördert werdet?« Eine Spur von Neugier schwingt in der Stimme des Kommandanten mit.
»Nein. Ich glaube, ich werde nach Cyad berufen. Man wird mir eine Stellung als Berater des Major-Kommandanten anbieten. Es ist zu gefährlich, mich bei den Lanzenkämpfern zu lassen. Die Jeranyi werden für längere Zeit keine unmittelbare Gefahr mehr darstellen und zudem können noch mehr Lanzenkämpfer vom Verwunschenen Wald abberufen werden.« Lorn zuckt mit den Schultern. »Es ist gefährlich, einen Helden zu töten, der eine Gefahr gebannt hat – zumindest in der nächsten Zeit; oder auch einen Lanzenkämpfer, der die Komplizenschaft und Korruption von führenden Handelshäusern aufgedeckt hat. Der Major-Kommandant wird wünschen, dass
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