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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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erfolgreich betrieben hättest?«
    »Nein«, gibt Lorn zu. »Aber das würde heißen, dass er alles … von Anfang an gewusst hat.«
    »Er ist dein Vater. Wie könnte es anders sein?« Ryalth lacht sanft. »Bei unseren eigenen Eltern rechnen wir gewöhnlich nicht mit solcher Weisheit und einem so feinen Wahrnehmungsvermögen.«
    »Er hat mir immer wieder Hinweise gegeben, aber die Kälte seines Chaos-Glases habe ich nur selten gespürt.«
    »Er kennt dich so gut, dass er kein Glas mehr braucht.«
    Lorn lächelt verwundert. »Und all die Jahre dachte ich, dass ich meinen Kurs allein steuere.«
    »Wir steuern unseren Kurs niemals allein, mein lieber Lanzenkämpfer.« Ryalth reicht ihrem Gemahl ein Kelchglas. »Nicht einmal die Oberen vermögen das zu tun.«
    »Das hätten wir gern.« Er nimmt das Glas entgegen. »Wir hätten gern, dass die Männer – und Frauen – die Zeiten machen und nicht die Zeiten sie.«
    Ryalths Lächeln wirkt milde. »Danke, dass du die Frauen mit eingeschlossen hast. Das ursprüngliche Sprichwort lautet anders.« Sie hebt das Kelchglas und nippt daran. »Viel von dem, was wir denken, ist pure Illusion, mein lieber Gemahl, des Trostes wegen.«
    Lorn hebt das Glas und nippt am Alafraan. »Ich bin froh, dass ich nicht wieder ein Jahr warten muss, um dich zu sehen. Oder dass du den ganzen Weg bis zum Verwunschenen Wald reisen musst.«
    »Das bin ich auch, aber … ein Achttag ist kaum genug Zeit, um sich richtig zu begrüßen, geschweige denn zu verabschieden.«
    »Aber besser ein Achttag, als überhaupt keine Zeit füreinander zu haben.«
    Sie nickt langsam, dann blickt sie Lorn lange an. »Es ist einfacher, nach Biehl zu reisen … als nach Jakaafra … oder in Städte wie Syadtar oder Assyadt.«
    »Weil es eine Hafenstadt ist?«
    »Ich kann es als Handelsreise tarnen. Ich kenne Fyrad, weil ich dort aufgewachsen bin, aber Biehl ist mir unbekannt, und ein paar Handelsbeziehungen dort würden dem Haus Ryalor gut tun.«
    »Warum Biehl?« Lorn kann nicht anders, er muss fragen.
    »Jera ist der nächste barbarische Hafen und zwischen diesen beiden Häfen verkehren viele Küstenschiffe. Ich könnte feststellen, womit sie handeln, unter Umständen sind das Güter, von denen wir hier nichts wissen.« Sie nimmt einen weiteren Schluck Alafraan, einen viel größeren als gewöhnlich. Ihre tiefblauen Augen sind groß und leuchten beinahe, als sie Lorn wieder ansieht. »Ich werde dir vom Handel schreiben, dann kann ich sicher gehen, dass meine Schriftrollen ankommen, während du in Biehl bist. Heute Abend möchte ich aber nicht mehr von der Arbeit sprechen. Und auch nicht von irgendwelchen Pflichten.«
    Sie stellt das Kelchglas auf den Tisch und geht auf Lorn zu.
    Auch er stellt sein Glas ab. Während sie sich umarmen, wundert sich Lorn über ihre Verwundbarkeit, die er hinter ihrem stark wirkenden Äußeren spürt … Hat er etwas übersehen?
    Aber dieses Wundern dauert nur wenige Momente, bis sich ihre Lippen treffen und eine andere Art von Wunder seinen Lauf nimmt.

 
Lorn’alt, Biehl

 
XII
     
    L orn geht von der Feuerwagenhaltestelle in Biehl in Richtung Norden. Nach zwei Häuserblöcken erreicht er den Hafen. Zu seiner Rechten liegen die Piere und zu seiner Linken – im Westen – befindet sich eine kurze Häuserzeile, deren untere Stockwerke verputzt und weiß gestrichen sind. Verputz und Farbe sind an einigen Stellen abgebröckelt, wodurch der Blick auf die alten gelben Ziegelsteine darunter freigegeben wird. Die oberen Stockwerke dieser Gebäude bestehen aus verwitterten Holzbalken, an denen die Farbe größtenteils abgeblättert ist.
    Sein Blick wandert von dem verblassten Schild mit den gekreuzten Kerzen eines Krämers zu einer Küferwerkstatt und dann zu einem Gebäude, das kein Schild trägt. Lorn dreht sich mit dem Gepäck in der Hand um und betrachtet die drei Piere im Hafen; grobe Holzkonstruktionen, verwittert und an manchen Stellen angeschlagen, nicht im Geringsten vergleichbar mit den weißen Steinpieren in Cyad, Fyrad oder Sommerhafen. Die Piere ragen hinaus in den breiten Fluss, der irgendwo in den westlichen Gefilden der Hügel des Endlosen Grases entspringt. An der mittleren Pier liegen zwei Schoner und an der äußeren eine hochseetüchtige Brigg vor Anker. Die verlassene dritte Pier scheint eher für die kleineren Schiffe da zu sein, vielleicht für die Fischerboote, um ihre Ladung zu löschen.
    Die Piere und die kleine Stadt Biehl liegen am westlichen Ufer des Flusses Behla.

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