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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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alt sein muss, ein Frühstücksraum und eine Speisekammer, von der eine Dienstbotentreppe hinunter in den Hof führt.
    Lorn nickt, als sie die kurze Besichtigungsrunde beendet haben, und sieht Helkyt an. »Ich möchte die Unterkünfte sehen, die Ställe und alles andere.«
    »Jetzt … Ser?«
    »Jetzt.« Lorn lächelt. »Wie soll ich wissen, worüber du sprichst, wenn ich es noch nicht gesehen habe?«
    »Ja, Ser.« Helkyts berufsmäßiger Tonfall kann die Bestürzung und Resignation in seiner Stimme nicht überdecken. Er dreht sich um und führt Lorn die Treppe hinunter. Sie überqueren den staubigen, gepflasterten Hof und gelangen zu dem anderen langen Gebäude, das sie durch die Doppeltür in der Mitte betreten.
    Der Geruch von Alter, Urin und verfaultem Essen greift Lorn schon an, bevor er den zweiten Schritt in das Gebäude mit den Unterkünften gemacht hat. Er sieht sich um. Der Grundriss ist ähnlich wie der in den Unterkünften von Isahl, jeweils ein Schlafbereich links und rechts des offenen Appellplatzes in der Mitte.
    Lorn dreht sich nach links.
    »Äh, Ser … der Nordflügel ist schon seit einiger Zeit geschlossen.«
    Lorn nickt und geht an den Säulen vorbei. Die Gestelle der Etagenbetten sind kaum zu erkennen unter dem achtlos hingeworfenen Unrat überall. Lorn erkennt verrottete Balken, leere und zerbrochene Fässer, einen verbogenen Feuerlanzenschaft, einige Fensterläden und viele Flecken von undefinierbaren Flüssigkeiten auf den Fliesen.
    Er dreht sich um und geht zurück durch den Appellraum in den Bereich, der genutzt wird.
    »Offizier in den Unterkünften!«, kündigt Helkyt an.
    Die ersten beiden Betten sind nicht belegt, nackte Rosshaarmatratzen liegen auf Gestellen, an deren Fußenden nicht einmal Truhen stehen.
    Zwei Lanzenkämpfer haben sich vor den kleinen Truhen neben den nächsten beiden Betten aufgestellt. Beide sind jung, sicherlich jünger als Lorn zu Beginn seiner Lanzenkämpferausbildung. Sie tragen Unterhosen. Lorn zieht die Augenbrauen hoch.
    »Sie hatten Wachdienst am Tor letzte Nacht, Ser.«
    Lorn nickt. »Ihr könnt euch ausruhen.«
    »Ja, Ser«, antworten die beiden fast einstimmig.
    Die anderen Betten sind leer, aber auf den Matratzen liegen achtlos hingeworfene Decken; Staub sammelt sich in allen Ecken. Drei der Truhen sind offen, bei einer fehlen Scharniere und Deckel gänzlich.
    Lorns Stiefel treten auf dem gefliesten Boden auf klebrige Flecken, als er die Latrinen besichtigt. Er dreht sich um und geht zurück, vorbei an den jungen Lanzenkämpfern, die sich gerade wieder hinlegen, und hinaus über den Appellplatz. Schließlich steht er wieder in der frischen Luft vor den Unterkünften.
    Er sieht Helkyt an. »Lass uns den Rest auch noch besichtigen.«
    »Ja, Ser.«
    Während er dem rundlichen Truppenführer folgt, hofft Lorn inständig, dass sich die Ställe, Waffenkammern, Lagerräume und anderen Örtlichkeiten der Kaserne als weniger schmutzig und beschädigt erweisen.

 
XIII
     
    A m ersten Morgen nach seiner Ankunft in Biehl legt Lorn die Liste, die er geschrieben hat, auf den breiten Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer. Dann untersucht er den Raum noch einmal gründlicher, als er das am Tag zuvor tun konnte. Wie alles andere in der Spiegellanzenkämpferkaserne in Biehl, so ist auch das Arbeitszimmer, das man Lorn als dem Kommandanten zugeteilt hat, größer als jene, die er auf anderen Posten gesehen hat – und viel älter. Von den fünf Handbüchern in dem eingebauten Bücherregal ist seit Jahren keines mehr geöffnet worden, wenn nicht seit Generationen, denn als Lorn eines davon herausnimmt, bleibt ein dünner Lederstreifen vom Einband am Holz des Regals kleben.
    Feine Risse zieren den antiken Goldeichenschreibtisch. So prunkvoll gedrehte Bronzelampen oder auch solche Wandhalterungen, in denen diese stecken, hat er noch niemals gesehen. Der Stuhl hinter dem Schreibtisch ist groß – und schwer. Staub wirbelt aus dem breiten grünen Sitzpolster auf, als Lorn sich setzt. Er reibt sich die Nase, muss jedoch nicht niesen.
    Das Fenster klemmt, doch er kann es so weit aufstemmen, dass etwas feuchte, aber saubere Luft hereinströmt. Er setzt sich wieder hinter den Schreibtisch und wirft einen Blick auf die zwei Truhen, in denen sich wenig sorgfältig geführte Aufzeichnungen befinden, deren Studium fast den gesamten vorangegangenen Abend in Anspruch nahm.
    Er holt tief Luft, räuspert sich und ruft: »Helkyt!«
    Die Tür öffnet sich und der Truppenführer erscheint.

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