Die Waffenhändler von Hamor
geeignet erachtet wurde, ein Magi’i zu werden, so stammt er doch aus einer alten und verdienstvollen Familie, und er ist sicherlich ein fähiger und hart arbeitender Lanzenkämpfer.«
»Er hat bei vielen Gelegenheiten sein Leben für Cyador riskiert, und jedem Lanzenkämpfer, der solches getan hat, sollte alle Anerkennung und Beförderung zuteil werden«, antwortet Luss.
»Was Ihr bereits gewährleistet habt.« Kharl nickt höflich. »Vielleicht ist auch eine andere Information über ihn für Euch von Interesse. Mir wurde aus … einer bestimmten Quelle … zugetragen, dass die Zolleinnahmen der Kaiserlichen Buchhalter in Biehl sich in der vergangenen Jahreszeit fast verdoppelt haben.« Kharl runzelt die Stirn. »Doch Bluoyal hat mir bestätigt, dass die Anzahl der Schiffe, die in Biehl anlegen, fast unverändert ist. Er wirkte ziemlich belustigt, als ich meinte, dass vielleicht die Zustände vorher nicht ganz rechtens gewesen wären. Es erscheint mir höchst interessant, dass die Einnahmen ausgerechnet seit dem Zeitpunkt des Verschwindens des Oberbuchhalters stetig ansteigen. Er war ein Vetter Bluoyals, nicht wahr?«
»Das ist eine Angelegenheit, die für den Major-Kommandanten in der Tat von Belang sein könnte.«
»Das war auch mein Gedanke. Und für die Hand des Kaisers, wenn der Major-Kommandant denkt, dass man die Angelegenheit an so hoher Stelle vortragen sollte.«
»Das wird er selbst bestimmen. Natürlich könntet Ihr es der Hand mitteilen.«
»Ich? Nie würde die Hand glauben, was ich sage, selbst wenn man mir erlauben würde, im Schatten zu ihm zu sprechen.«
»Die Weisheit der Hand ist legendär, so sagte man mir«, meint Luss. »Ich werde diese Mitteilungen weitergeben und die Mächte über mir werden damit tun, was ihnen gefällt.«
»So wie stets.« Kharl lacht so leise, dass die Laute sich in der Brise verlieren, die um den Balkon des Palasts des Lichts flüstert.
XXVIII
T rotz der Mittagshitze läuft Lorn die Treppe zu seinen Gemächern hinauf und nimmt dabei jeweils zwei Stufen auf einmal, nachdem er das Verwaltungsgebäude verlassen hat. Oben angekommen isst er rasch etwas Brot mit Käse in der Küche und eilt dann in sein Arbeitszimmer, um ins Chaos-Glas zu blicken.
Er schließt die Fensterläden, sodass das silbrige Bild im hellen Sommerlicht nicht verblasst. Danach holt er das alte Glas aus dem Schubladen, das einst seinem Vater gehörte, und konzentriert sich auf die schimmernde Oberfläche. Schweißperlen bilden sich über seinen Brauen, was von der Anstrengung herrührt und von der Enge des Arbeitszimmers, in das kein Lufthauch durch die versperrten Fenster dringt. Die Silbernebel formen sich und verschwinden rasch wieder; sie geben den Blick frei auf den Hafen von Jera. Zwei Schiffe liegen an der langen, baufälligen Pier, die in die ruhigen und beinahe flachen Wasser des Hafens ragt. Beide Schiffe scheinen erst kürzlich angekommen zu sein, da noch viele Karren auf der Pier stehen und Waren die Laufplanken hinuntergetragen werden.
Lorn konzentriert sich auf das Schiff mit den hamorischen Waren. Die Pier scheint sich zu biegen unter dem Gewicht der Karren. Lorn versucht dem Glas ein klareres Bild von den langen Gegenständen zu entlocken, die in Tücher eingewickelt sind, aber es gelingt ihm nicht. Die Stücke sind einzeln eingeschlagen; sie bestehen aus Eisen, und in Hamor gibt es nur wenig von Wert, das so transportiert werden müsste, außer den großen und schweren Klingen, die die Barbaren gern kaufen.
Er lässt das Bild los und stellt das Glas zurück in die Schublade, bevor er die Läden wieder öffnet. Er kann zwar Karten am frühen Abend zeichnen, wobei die Schatten zu dieser Tageszeit die Arbeit sogar manchmal erleichtern, aber Schiffe und was darauf geschieht kann er nicht in der Dunkelheit verfolgen. Und auch nicht, so denkt er, wenn sie auf hoher See und außerhalb eines jeden Hafens sind.
Mithilfe der Karten und der Gespräche mit den Kapitänen der Handelsschiffe, die nun allmählich wieder in Biehl verkehren, kann Lorn das große Bild, das sich in seinem Kopf formt, langsam besser verstehen. Dieses Bild gefällt ihm allerdings gar nicht, doch er kann nur wenig dagegen unternehmen. Von Zeit zu Zeit fragt er sich sogar, warum er sich all die Mühe macht. Doch er fühlt, dass er es tun muss.
Die Barbaren handeln mit geprägten Lederwaren, die oft mit kunstvollen Mustern verziert sind, mit bearbeitetem Kupfer, großen Körben und gerösteten Nüssen, die
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