Die Waffenhändler von Hamor
sich gut lagern lassen. Diese Güter erreichen Jera über die drei dort zusammenfließenden Flüsse. Im Gegenzug kaufen die Barbaren große Mengen Eisenklingen, die besser sind als die, die sie selbst schmieden können. Und diese Klingen werden eingesetzt, um Spiegellanzenkämpfer zu töten.
Bedeutender für Lorn ist jedoch, dass einige dieser Klingen ihren Weg in den Westen von Jera finden werden, zusammen mit einer zunehmenden Anzahl von Barbaren. Bis jetzt haben die Barbaren keine Angriffe jenseits der Grashügel in die Richtung von Ehyla oder Biehl unternommen. Das bereitet Lorn ebenfalls Sorgen, denn wann haben die Barbaren schon einmal nicht angegriffen, wenn sie genügend Waffen und größtenteils unverteidigte Dörfer vor sich hatten?
Es stimmt schon … die Grashügel östlich von Biehl und westlich von Jera sollte man besser als ›Steinhügel‹ bezeichnen, weil sie sehr steil sind und es dort nur wenig Wasser gibt. Bislang haben die Barbaren es vorgezogen, über die breiteren Pässe und Täler des Südwestens anzugreifen, wo Gras und Wasser reichlich vorhanden sind.
Lorn schüttelt den Kopf. Darüber kann er auch noch später nachdenken. Jetzt muss er zusammen mit Tashqyt, Helkyt und Whylyn eine Vorgehensweise ausarbeiten, mit der die Rekruten den Umgang mit der Feuerlanze schneller lernen – ohne die vierzig Lanzen zu entladen, die sie hier in der Kaserne zur Verfügung haben.
Danach werden sie weiter den Säbelkampf üben … und Lorn wird dabei mit dem schweren gepolsterten Anderthalbhänder-Schwert kämpfen, dessen Beherrschung er hatte erlernen müssen, damit sich die Rekruten an die barbarischen Klingen gewöhnen können.
XXIX
D ie heiße Spätsommersonne brennt auf Lorn hernieder, der Schweiß dringt aus all seinen Poren und tränkt die braune Tunika, die er beim Übungskampf trägt. Selbst nach achttagelangem Training, das er immer noch härter gestaltet, hat sein Körper Schweiß zu vergießen. Inzwischen kann Lorn mit der großen Klinge genauso leichthändig umgehen wie mit dem Säbel, doch auf dem Pferd kämpft er nach wie vor lieber mit der kleineren Waffe.
»Abbrechen!«, befiehlt er und wirft einen Seitenblick auf die Rekruten, die zwei gegen drei auf der ebenen Sandfläche am Strand links von ihm üben. Er zieht die Zügel an und lässt die Brise, die vom Nordmeer her weht, seine erhitzte Stirn kühlen.
Der Truppenführer – Tashqyt – lässt die Einheit Aufstellung nehmen und die Lanzenkämpfer können sich ausruhen. Lorn nickt.
Helkyt lenkt sein Pferd neben Lorn. »Sie haben sich sehr verbessert, selbst die neuen Burschen aus Vyun und Ehyla.«
»Sie machen sich allmählich«, sagt Lorn. »Sie sind noch immer nicht so weit, dass sie sich mit den Besten der Barbaren messen könnten, aber die meisten Barbaren sind nicht so gut.«
»Äh … Ser … der Hafenposten hier wurde seit zwei langen Generationen nicht mehr angegriffen.«
»Das mag sein.« Lorns Augen fixieren den Truppenführer. »Und wie viele Lanzenkämpfer verenden in den Grashügeln?«
»Etwa ein Drittel, Ser.«
»Kannst du mir sagen, welches Drittel?« Lorn fühlt erneut eine Kälte – eine Kälte, die keine wirkliche Abkühlung verschafft, sondern die gefühlsmäßige Kälte eines Chaos-Glases, welches auf ihn gerichtet ist. Er achtet nicht darauf.
»Äh … nein, Ser.«
»Willst du diese Männer dazu verurteilen, im ersten Kampf zu sterben, den sie gegen barbarische Räuber führen müssen?«
»Nein, Ser.« Helkyts Tonfall verrät Niedergeschlagenheit. »Es ist nur, weil es so heiß ist …«
»Die Barbaren kämpfen nicht, wenn es angenehm kühl ist, soweit ich mich erinnere.« Lorn hält inne und wischt sich die heiße Stirn ab. »Da ist noch etwas. Hast du bemerkt, wie sich die Lanzenkämpfer verhalten, wenn sie Neabyl, Comyr und den neuen Buchhalter … Gyhl heißt er wohl … an Bord der Schiffe begleiten?«
Helkyt runzelt die Stirn.
»Sie verhalten sich wie Lanzenkämpfer. Sie sind ausgebildet, stets bereit, und das sieht man an ihrer Haltung. Das vereinfacht die Arbeit für die Buchhalter. Zudem zeigt es den Hamoranern und Barbaren, dass Cyador kein leichtes Ziel ist.«
»Das stimmt, Ser«, gesteht der Haupttruppenführer. »Neabyl ist viel fröhlicher als früher, seine Gemahlin hat ihn sogar schon besucht.«
Lorn vermutet, dass dies mehr mit Flutaks Verschwinden zu tun hat als mit der gestiegenen Professionalität der Lanzenkämpfer aus dem Hafenposten. »Es gibt noch mehr Gründe, die
Weitere Kostenlose Bücher