Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
Ihr wollt, dass ich die Dinge hier weiterführe, wie Ihr es tun würdet?«
    »Das war mein Ansinnen.« Lorn lehnt sich nach vorne. »Wir stehen kurz vor der Ernte, es sollten also nicht sehr viele Schiffe im Hafen einlaufen, weder um zu kaufen noch um zu verkaufen – außer vielleicht Ton und Porzellan –, aber es werden nicht viele nur deswegen kommen.«
    »Der Sohn des Olivenbauern Baryat … benimmt er sich?«
    »Soweit ich das feststellen kann. Falls er Probleme macht, soll das nicht deine Sorge sein.« Lorn lacht. »Es könnte ein Befehl eintreffen, dass wir Lanzenkämpfer nach Assyadt oder in einen anderen Außenposten schicken sollen«, überlegt Lorn, »aber unternimm nichts, bis ich zurückkomme. Oder bis klar ist, dass ich nicht zurückkomme.«
    »So dürft Ihr nicht sprechen, Ser.«
    »Ich habe es keineswegs vor, aber ich wäre ein schlechter Oberst, wenn ich nicht das Schlimmste in Erwägung zöge.« Lorn deutet auf die Ecke des Schreibtisches. »Das sind die Übungspläne für die nächste Jahreszeit, und es liegen noch einige andere Unterlagen dort, die hilfreich sein könnten.«
    »Ja, Ser.«
    Lorn führt Helkyts Unterweisung bis in den Vormittag hinein fort. Er hätte damit bis später am Tag warten können, aber er möchte, dass Helkyt noch ein wenig Zeit hat, über seine Anweisungen nachzudenken. Falls der ältere Mann weitere Fragen hat, wird Lorn noch in Biehl sein, um ihm diese beantworten zu können.

 
XXXI
     
    A
m späten Nachmittag studiert Lorn hinter verschlossenen Fensterläden wieder das Bild im Glas. Eine lange Kolonne von Reitern folgt dem Verlauf einer engen, staubigen Straße – man kann sie kaum als solche bezeichnen – in Richtung Osten durch ein langes Tal. Ihr Ziel ist ein schmaler Pfad, der durch den zerklüftetsten und unfreundlichsten Teil der Grashügel führt. Bei einem näheren Blick auf den Pfad stellt Lorn fest, dass dieser schon einmal stärker frequentiert gewesen sein muss, aber der schlechte Zustand des Pfades und die Unwegsamkeit des Geländes werden die Barbaren nicht aufhalten.
    Lorn schüttelt den Kopf. Er weiß bereits, dass das Ziel eine von den Städten westlich der Grashügel in Cyador sein muss, denn es gibt keine Jeranyi-Stadt mehr westlich der barbarischen Kolonne. Bei dem Tempo, das sie vorlegen, werden sie Cyador in weniger als drei Tagen erreichen, spätestens in vier.
    Die Spiegellanzenkämpfer werden am kommenden Morgen die Kaserne verlassen, um zur Inspektion der Bezirkswache in Ehyla aufzubrechen, und Lorn hat getan, was er konnte. Seine Lanzenkämpfer wissen, dass sie ins Manöver ziehen und möglicherweise Erkundungs- und Aufklärungsritte unternehmen müssen. Einige der älteren Lanzenkämpfer haben wissend genickt. Andere haben sich heimlich Lebensmittelvorräte angelegt, der Koch hat bei Helkyt bereits Beschwerde eingelegt.
    Lorn lächelt bei diesem Gedanken.
    Er lässt das Bild verblassen und ruft ein anderes Bild auf – dieses zeigt eine Händlerin in Blau. Trotz der fortgeschrittenen Tageszeit sitzt sie in einem großen Raum, den Lorn als ihr Handelskontor erkennt. Lorn kräuselt die Lippen, als ihm ihre Belehrung über den Unterschied zwischen Arbeitszimmer und Kontor in den Sinn kommt.
    Er lässt das Bild rasch verblassen, denn er möchte sie nicht stören. Doch hat sie aufgeblickt und die Augen zusammengekniffen, kurz bevor das Bild verschwand. Als er das Glas beiseite stellt, fragt sich Lorn erneut, welche Geheimnisse wohl in ihrem Stammbaum liegen; denn sie hat die Beobachtung eines Chaos-Glases auch schon in seinem Beisein gespürt – und nur die, die mit den Fähigkeiten eines Magi’i ausgestattet sind, vermögen dies zu spüren.
    Nach einem Augenblick des Nachdenkens greift Lorn nach Papier und Federhalter, als Ersatz dafür, dass er nicht bei Ryalth sein kann. Er schreibt langsam und gleichmäßig, bemüht sich um jedes Wort.
     
    Meine Liebste,
    wenn du diesen Brief erhältst, befinde ich mich wahrscheinlich schon in den Ländern östlich der Grashügel, westlich von Biehl und östlich von Jera. Ich habe erfahren, dass eine große Gruppe von Barbaren sich dort versammelt und einen Angriff auf Cyador vorbereitet; in einem Gebiet, wo sie seit Generationen nicht mehr angegriffen haben, wenn überhaupt schon jemals.
    Ich habe nicht die Möglichkeiten, um zu überprüfen, was mir zugetragen wurde, außer durch Berichte von Händlern, deshalb werden wir Erkundungsritte durchführen, wobei wir nicht wissen, was wir vorfinden

Weitere Kostenlose Bücher