Die Waffenhändler von Hamor
werden. Wenn wir wirklich auf Barbaren treffen, werden wir keine Möglichkeit haben, den Major-Kommandanten zu warnen. Ich gehe ein großes Risiko ein mit diesem Unterfangen, nicht nur für mich, sondern auch für dich und für unseren werdenden Sohn. Doch ich fürchte, die Gefahr für Cyador und uns alle wird noch viel größer werden, wenn ich nichts unternehme. Ich bin sicher, du weißt, wovon ich spreche …
Die Barbaren greifen in letzter Zeit immer öfter an. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird der Major-Kommandant verlangen, dass die jungen Lanzenkämpfer, die ich ausgebildet habe, nach Assyadt oder in andere gefährliche Gegenden versetzt werden, aber selbst dann werden die Streitkräfte dort nicht in der nötigen Stärke vorhanden sein, um all die Angriffe in diesem zerklüftetsten Teil der Grashügel abzuwehren. Also muss ich handeln, solange ich die Soldaten dazu zur Verfügung habe, um etwas dagegen zu unternehmen und um die verheerenden Folgen zu vermeiden, die ich befürchte, falls ich es nicht tue.
Ich habe von meinen Eltern erfahren, dass du so freundlich bist, sie zu besuchen, und oft mit ihnen und mit Jerial zu Abend isst; für diese letzte Freundlichkeit bin ich dir sehr dankbar. Wann ich Heimaturlaub bekomme, ist höchst unsicher, mehr werde ich nicht vor Eintritt des Winters wissen, frühestens, wenn überhaupt.
Er schließt mit den Worten Alles Liebe und seiner Unterschrift, obschon er sich etwas seltsam dabei fühlt, es nun gefahrlos aussprechen zu können; aber seiner Gemahlin gegenüber seine Liebe auszudrücken ist schließlich selbst bei den Spiegellanzenkämpfern üblich.
Die Schriftrolle wird er morgen früh an Helkyt weitergeben, damit dieser sie mit dem Feuerwagen verschickt. Selbst wenn sie auf dem Weg nach Cyad gelesen wird, so wird Lorn bereits gehandelt haben und die Ergebnisse seines Tuns werden längst bekannt sein – wie auch immer diese ausfallen mögen –, bevor irgendein anderer Offizier etwas unternehmen könnte, was ihm helfen oder auch schaden würde.
Er steht auf und rollt die Karten zusammen, von denen er weiß, dass er sie brauchen wird. Das Chaos-Glas würde er gern mitnehmen, aber im Gegensatz zu größeren Lanzenkämpfer-Außenposten ist es hier in Biehl sicherer, er lässt es zurück, denn ein Lager ist für alle offen einsehbar, und Lanzenkämpfer-Magi’i sind noch immer höchst unwillkommen bei vielen Spiegellanzenkämpfern – und besonders bei Bezirkswachen.
XXXII
I m frühen Morgenlicht bleiben die Erste und Zweite Kompanie der Spiegellanzenkämpfer-Garnison aus Biehl in einer vollkommen geraden Reihe auf der Fläche unter dem Hauptquartier der Bezirkswache in Ehyla stehen, während Lorn die Reihen der Bezirkswache inspiziert. Er reitet mit der braunen Stute jede Reihe ab, gelegentlich bleibt er stehen und überprüfe die Essensrationen und besonders auch die Wasserflaschen. Nur Tashqyt begleitet ihn dabei.
Kommandant Repyl bleibt auf seinem Pferd sitzen, vor seinen zwei Kompanien und der kleineren Einheit von jüngeren Wachen.
Lorn beendet die Überprüfung und nickt Tashqyt zu. »Es wird nur einen Augenblick dauern. Seine Männer sind zwar bereit zum Manöver, aber ich bezweifle, ob auch Kommandant Repyl bereit ist, sein Kommando abzugeben.« Lorn wendet das Pferd und reitet zum Kommandanten.
»Und was haltet Ihr von ihnen, Oberst?«, fragt Repyl, noch bevor Lorn die Stute anhält.
»Keine Beanstandungen, Kommandant.« Lorn deutet auf das Wachpostengebäude. »Ich muss eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit mit Euch besprechen. Wenn Ihr mich begleiten wollt?«
Kommandant Repyls dünne, schön geschwungenen Augenbrauen ziehen sich zusammen. »Diese ganze Angelegenheit ist sehr ungewöhnlich.«
„»Vielleicht nur ungewöhnlich im Vergleich zu den letzten Jahren, aber diese Anforderungen stehen schon seit vielen, vielen Jahren im Kaiserlichen Gesetzbuch geschrieben«, sagt Lorn gelassen und lenkt das Pferd Richtung Osten.
Als sie gut hundert Ellen vom nächsten Lanzenkämpfer entfernt sind, hält Repyl sein Pferd an. »Ich nehme an, der Abstand wird die … Diskretion … gewährleisten, die Ihr wünscht?«
»Für uns beide.« Lorn übergibt dem Kommandanten eine Schriftrolle. »Ich dachte, Ihr würdet lieber für Euch sein, wenn Ihr das lest.«
»Oh?« Repyls Gesicht färbt sich schon rot, noch bevor er den ersten Abschnitt zu Ende gelesen hat. Schließlich starrt der Bezirkswachkommandant den Oberst an. »Ihr handelt
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