Die Waffenhändler von Hamor
Sache gut gemacht – sehr gut. Ohne euch hätten wir die Barbaren nicht aufhalten können. Einige von deinen Männern – und vielleicht auch du selbst – werden sich irgendwann einmal fragen, ob das notwendig war, was wir getan haben.« Lorn schaut Wharalt fest in die Augen. »Ich habe drei Jahre in den Grashügeln verbracht, ich weiß, welche Gedanken einem da durch den Kopf gehen. Ich gebe das Kommando an Kommandant Repyl zurück und werde ihm auch berichten, wie tapfer ihr euch gehalten habt. Nach dem Kaiserlichen Gesetzbuch stehen den Familien der Bezirkswachen, die unter dem Kommando der Spiegellanzenkämpfer gefallen sind, Goldstücke zu. Es ist nicht sehr viel und es wird lange dauern, bis das Geld die Familien erreichen wird, aber sie werden etwas bekommen, deshalb habe ich auch nach ihren Namen gefragt. Ich will ihnen nicht verweigern, was sie mit ihrem Leben bezahlt haben. Ich möchte, dass du dich um die Familien kümmerst und dafür sorgst, dass sie die Goldstücke bekommen.«
»Das werde ich.« Wharalt verneigt den Kopf. »Ser … selbst ich erkenne, was getan werden muss. Keiner sieht es gern, aber es wird auch keiner leugnen. So manch anderes Vorgehen hätte uns mehr gekostet, fürchte ich. Ihr und Eure Lanzenkämpfer habt die Hauptlast der Angriffe getragen. Und das werde ich allen sagen, Ser.«
»Danke.« Lorn erwidert das Kopfnicken, dann lenkt er die Stute zum Eingang des Gebäudes.
Kommandant Repyl wartet bereits auf den Stufen, als Lorn absteigt und das Pferd an einen Messingring bindet.
Der Oberst geht zum Kommandanten und verbeugt sich. »Kommandant Repyl, ich freue mich, Euch das Kommando über Eure Kompanien wieder übergeben zu dürfen. Sie haben sich tapfer geschlagen, Eure Ausbildung und Organisation sollten belobigt werden.«
Repyls Lippen werden schmal, als er die mehr als zwanzig fehlenden Pferde und leeren Sättel erblickt. Eine Zeit lang sagt er nichts. »Ich bin sicher, Ihr habt Euer Bestes getan, Oberst … ein so tapferer Lanzenkämpferoffizier, der Ihr seid. Aber nachdem ich nicht selbst zugegen war, würde es Euch da etwas ausmachen, die Verluste zu erklären, Oberst?«
Lorn nickt. »Das werde ich. Ich werde Euch auch eine Abschrift des Berichtes zukommen lassen, den ich an den Major-Kommandanten entsenden werde.« Er räuspert sich. »Wir hatten das Glück, eine barbarische Angreifertruppe abfangen zu können. Es waren an die vierhundert Reiter. Sie waren schon weit nach Cyador vorgedrungen, fast bis nach Nhais, als wir sie am Südufer des Flusses stellen konnten. Sie hatten bereits mindestens drei Dörfer niedergebrannt, zehn Gehöfte und Bauernhäuser. Sie haben alle Leute getötet, die dort lebten, bis auf etwa zwanzig.«
»Drei Dörfer?«
»Ihr könnt Eure Wachen befragen. Die Dörfer und Gehöfte haben wir alle selbst gesehen. Vielleicht haben sie auch noch woanders gewütet. Wir drängten sie in die Enge und sie weigerten sich, sich zu ergeben. Sie verlangten tatsächlich, dass wir ihnen einen sicheren Rückzug nach Jerans gewähren – oder sie würden alle Geiseln töten.« Lorn zuckt die Schultern. »Nach all den Gräueltaten, die sie bereits angerichtet hatten, konnte ich dem nicht zustimmen.«
»Ihr habt zugelassen, dass sie die Geiseln töteten?«
»Wir konnten eine Hand voll retten, die wir bei Freunden und Familien in Nhais zurückgelassen haben.«
»Ihr habt gekämpft und wie viele sind entkommen?«
»Keiner, so weit wir wissen. Wir haben mehr als dreihundertfünfzig Tote gezählt. Ich habe Eure zwei verbliebenen Truppenführer das überprüfen lassen. Wir haben auch alle barbarischen Klingen mitgebracht.«
Repyl schluckt. »Ihr habt dreihundertfünfzig Mann niedergemetzelt?«
»Ich würde es kein Gemetzel nennen. Wir selbst haben etwa siebzig Mann verloren, die Lanzenkämpfer haben fast doppelt so hohe Verluste wie die Wachen zu beklagen«, sagt Lorn ruhig. »Wir harten keine Wahl, als wir erkannten, dass die Barbaren nach Westen ritten, um Nhais zu plündern.«
»Ich … verstehe.«
Lorn bezweifelt, dass der Bezirkswachkommandant das wirklich tut, aber er nickt trotzdem.
Repyl senkt die Stimme, als seine Augen in Lorns Gesicht blicken. »Ihr habt es schon gewusst, bevor Ihr losgeritten seid.«
»Ich wusste es nicht«, erwidert Lorn ruhig. »Ich erachtete es als höchstwahrscheinlich, doch beweisen hätte ich es nicht können. Wenn ich es allen erzählt hätte, hätten sich einige vielleicht unklug verhalten. Hier hat es seit Generationen
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