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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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cyadorische Männer, Frauen und Kinder wurden getötet. Gut dreihundertfünfzig Jeranyi-Krieger starben, weil Lorn eingegriffen hat, und mehr als sechzig Spiegellanzenkämpfer und Bezirkswachen.
    Warum? Lorn könnte Gründe angeben, aber diese ergeben keinen Sinn. Die Jeranyi glauben, dass das Land, auf dem sie seit mehr als zehn Generationen nicht mehr gelebt haben – wenn nicht sogar länger –, ihnen gehört, und sie wollen all jene töten, die nun dort leben. Lorn hat diese Jeranyi getötet. Sie starben aufgrund seiner Pläne und Taktiken, mithilfe derer er sie davon abzuhalten versuchte, noch mehr unschuldige Cyadoraner zu töten – Leute, die nichts getan haben, außer dort zu leben, wo die Vorfahren der Barbaren einst lebten.
    Lorn hat die Menschen gesehen, die östlich von Biehl wohnen, und er vermutet, dass bei vielen von ihnen reines Jeranyi-Blut in den Adern fließt, trotz der vielen Jahre, die sie und ihre Familien nun dort leben; und doch gelten sie als Weiße Dämonen, genau wie er.
    Werden die vielen Toten etwas verändern? Irgendetwas?
    Ohne eine Antwort darauf zu wissen, nimmt er das silbrig glänzende Büchlein zur Hand, blättert langsam darin und überfliegt die Zeilen. Er kräuselt die Lippen, als sein Blick auf einen der Verse fällt, der mit einemmal viel mehr Sinn ergibt. Er murmelt die Worte leise vor sich hin.
     
    Ich wünschte,
    in diesem grausamen Land existierte ein Gebet,
    so stark wie mein Unglaube,
    oder wenn das nicht möglich,
    so tief wie meine
    Unsicherheit.
     
    Ist das die Aufgabe eines Lanzenkämpfers oder eines Magiers in Cyad – Sicherheit zu geben in einer unsicheren Welt? In einer Welt, wo Vernunft weit entfernt und unwirklich erscheint? Ist das die Bestimmung, welche die Flüchtlinge von den Rationalen Sternen der Stadt des Ewigen Lichts auferlegt haben?
    Lorn klappt das Buch langsam zu und blickt hinaus in die Finsternis.

 
XLI
     
    I m indirekten Licht, das durch die altertümlichen Scheiben der Fenster fällt, spiegelt der polierte Schreibtisch aus Weißeichenholz die Gesichter von Rynst und Luss wider. Sie sitzen sich in einem langen Raum mit vielen Fenstern im fünften und höchsten Stockwerk am Hofe der Spiegellanzenkämpfer gegenüber, der als Arbeitszimmer des Major-Kommandanten dient.
    Rynst sieht Luss an, dann spricht er: »Ihr wollt mir erzählen, dass dieser Oberst die Bezirkswachen und zwei Kompanien von nur halb ausgebildeten und schlecht ausgerüsteten Spiegellanzenkämpfern genommen hat und für einen Achttag hinausgeritten ist – wobei er den Hafen ungeschützt gelassen hat –, und so gut wie alle Männer einer barbarischen Reiterbande, von denen niemand jemals gehört oder sie gesehen hat, in einen Hinterhalt gelockt und getötet hat? Und er behauptet, sie hätten geplant, die Stadt Nhais, die Lagerhäuser der Weinhändler in Escadr und die Cupritminen in Dyeum zu plündern? Und dass sie das mit frisch geschmiedeten hamorischen Klingen tun wollten? Wollt Ihr mir das weismachen, Hauptmann-Kommandant?«
    »Ja, Ser. Oberst Lorn beharrt darauf, dass die Barbaren genau dies versucht haben. Er hatte natürlich keine Beweise, auf die er seine Handlungsweise im Vorfeld hätte stützen können.«
    Rynst runzelt die Stirn und seine Augen werden kalt.
    Luss senkt den Blick. »Er behauptet, er hätte dreihundert ihrer Klingen in der Waffenkammer in Biehl gesichert.«
    »Dreihundert?« Rynst nickt. »Dann hat er sie auch, denn er würde es nicht wagen, so etwas zu behaupten, wenn dem nicht so wäre. Hat er schon einen Beweis dafür geliefert?«
    »Er hat eine Bestätigung geschickt, die von beiden Kaiserlichen Buchhaltern in Biehl unterzeichnet und gesiegelt ist«, gibt Luss zu. »Genau zweihunderteinundneunzig – und alle bis auf fünf weisen neuere Schmiedezeichen auf.«
    »Das habt Ihr nicht erwähnt, Luss. Höchst verwunderlich, höchst verwunderlich, beinahe hätte ich geglaubt, dass er sie alle selbst geschmiedet hat. Was hat er sonst noch gesagt?« Rynst macht eine kurze Pause und fügt dann hinzu: »Aber nicht, dass Ihr glaubt, ich würde seinen Bericht nicht noch selbst lesen wollen, nach all dem.«
    »Er hat geschrieben, dass es mehr als dreihundertfünfzig Barbaren waren und dass er und seine Truppen alle getötet haben. Wir haben dabei fast siebzig Lanzenkämpfer und Wachen verloren, Ser.« Luss lächelt milde. »Dass es auf Seite der Barbaren keine Überlebenden gibt, erscheint sehr … ungewöhnlich«, fügt er hinzu. »Der Oberst legte

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