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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Barbaren an. Das Schimmern einer Klinge neben der Leiche erweckt seine Aufmerksamkeit und er steigt ab. Er nimmt die Klinge in die Hand und betrachtet sie lange.
    »Ser! Ser!« Tashqyt bringt sein Pferd neben dem Oberst zum Stehen.
    Lorn blickt zu Tashqyt hinauf.
    »Es ist vorbei«, berichtet der Truppenführer. »Wir haben sogar die Klippe des Steilhanges überprüft, auch auf diesem Weg ist niemand entkommen.«
    »Ich weiß.« Lorn hebt die große Klinge an, die der Bearbeitung nach zu urteilen in Hamor geschmiedet und geschliffen wurde. »Ich möchte, dass alle Klingen eingesammelt und mitgenommen werden. Bindet sie auf die Ersatzpferde und die erbeuteten Rösser. Der Major-Kommandant wird einen Beweis sehen wollen.«
    »Beweis?«
    »Dass die hamorischen Händler Klingen nach Jera verkaufen und dass diese Klingen dazu benutzt werden, um Lanzenkämpfer zu töten.« Lorn steigt langsam auf. Seine Beine sind müde und die Augen stechen. Dann fällt sein Blick auf den Körper einer Frau, die ausgestreckt im Gras liegt. Er weiß nicht, wie sie gestorben ist, aber sie ist kaum jünger als Ryalth oder Myryan – oder die Tochter des Bauern, die er getötet hat.
    Nach einigen langen Sekunden blickt er auf und in Tashqyts Augen. »Für dieses Mal … ist es vorbei.« Er räuspert sich. »Was ist mit unseren Männern?«
    »Äh … wir haben einige Verluste zu verzeichnen, Ser.«
    Lorn wartet.
    »Gut sechzig Lanzenkämpfer sind gefallen, fast zwanzig von den Wachen. Und Whylyn und zwei von den Truppenführern der Wachen.«
    »Sechzig Mann …« Lorns Lächeln spiegelt keine Freude wider. »Zu viel, aber nicht übel, dafür dass es für die meisten der erste Kampf war, und nicht übel gegen ein Heer von dreihundert Mann.«
    »Dreihundertfünfzig, Ser. Äh … ich dachte, wir müssten das wissen.« Tashqyt blickt zu Boden. »Sie haben die meisten Gefangenen getötet, Ser. Es waren an die zwanzig. Fünf sind noch am Leben.«
    Dreihundertfünfzig Mann tot … mehr, als so manche Kleinstadt in Cyador Einwohner hat. Lorn nickt langsam. »Haben wir auch barbarische Gefangene?«
    »Etwa fünfzehn. Sie sind alle verwundet.«
    »Wo sind sie?«
    »Drüben am Ufer. Dort.« Der Truppenführer mit den markanten Gesichtszügen deutet zum Fluss.
    Im Spätnachmittagslicht reitet Lorn zu den Gefangenen. Er steigt ab und übergibt die Zügel der Stute an Tashqyt. Es sind fünfzehn Männer, alle tragen Bärte, alle haben die Hände auf den Rücken gebunden. Einer liegt bewusstlos am Boden, auf der Seite, im staubigen Gras. Die Gefangenen sind umzingelt von Drayls Einheit – die Hälfte seiner Männer steht mit gezogenem Säbel am Boden; die anderen sitzen auf den Pferden, ebenfalls mit gezogenen Klingen.
    Einer der Gefangenen will sich auf Lorn stürzen. »Weißer Dämon!«
    »Du hast Frauen und Kinder getötet, die dir nichts hätten tun können.« Lorn zieht den brystanischen Säbel.
    »Ihr seid alle Dämonen.« Der gefesselte Gefangene spuckt vor Lorn aus.
    Lorns Gesicht ist eiskalt, als er einen Schritt nach vorne macht. Es ist nur ein dumpfer Schlag zu hören, als die mit Chaos verstärkte Klinge den Kopf des Barbaren von dessen Rumpf trennt. Beides fällt in den blutverschmierten Staub.
    »Mein Blut klebt an allen von ihnen«, Lorn blickt auf zu Drayl, der auf dem Pferd sitzt. »Deines nicht. Töte die anderen.«
    »Ser?«
    »Wenn wir sie freilassen, werden sie denken, wir sind schwach. Sie haben ihre Gefangenen getötet, als hätten diese Klingen getragen – einige taten das vielleicht wirklich. Wir töten keine Gefangenen. Aber wir töten die, die das getan haben.« Lorn nimmt Tashqyt die Zügel der Stute ab. »Verlangst du von mir, dass ich jeden Einzelnen selbst töte?«
    Drayl blickt zu Boden. »Nein, Ser.«
    »Dann erfülle deine Pflicht.« Lorn steigt auf, nimmt das Pferd herum und lässt die Truppenführer und Lanzenkämpfer zurück, die die Gefangenen bewachen. Er verschließt die Ohren vor den Flüchen und Schreien der sterbenden Gefangenen.
    Sein Magen ist verkrampft, aber seine Bewegungen bleiben anmutig. In seinem Kopf pocht es und er fühlt die Müdigkeit in Armen und Beinen. Winzige Messer stechen in seinen Augen, ein Hinweis darauf, dass er im Kampf offenbar Chaos zu Hilfe genommen hat, obschon er sich nicht daran erinnern kann, dergleichen getan zu haben.
    »… sag mir nur eins … frage mich … was er nicht tun würde …«
    »… Schlächter …«
    »… sie vielleicht besser? … habe das Bauernhaus gesehen … was

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