Die Waffenhändler von Hamor
Erklärungen von allen noch lebenden Truppenführern bei, die die Zahlen und die Tatsache bestätigen, dass es keine überlebenden Barbaren gibt.«
»Schreibt er auch, warum das so ist?«
»Er hat eine kurze Erklärung abgegeben, dass Überlebende nicht im Interesse Cyads wären, weil es keine Außenposten in der Nähe gibt, die die Folgeangriffe abwehren könnten.«
»Dann haben also er und seine Männer dreihundertfünfzig Barbaren getötet und alle Gefangenen. Die Barbaren befanden sich innerhalb der Grenzen Cyadors?«
»Das hat der Oberst behauptet.«
»Und was sagt der Zweite Magier dazu?« Rynst zieht die Augenbrauen hoch. »Ich bin sicher, Ihr habt ihn konsultiert, wo er doch mit dem Oberst verwandt ist, wenn auch nur sehr entfernt.«
»Er sagt, dass der Kampf weit westlich der Grashügel stattfand, an einem Fluss östlich von Nhais. Oberst Lorn ist an den Stränden entlang geritten, hat die Barbaren durch das Tal verfolgt und sie von hinten angegriffen, so vermuten wir. Die Beobachtungen im Glas scheinen ebenfalls zu ergeben, dass es keine barbarischen Überlebenden gibt.«
»Aha … der ehrenwerte Kharl ist also so besorgt um den Oberst, dass er sich die Zeit nimmt, ihn im Chaos-Glas zu beobachten.« Rynst faltet die Hände und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. »Oberst Lorn ließ keinen einzigen Barbaren entkommen, mitten im Niemandsland; ohne Karten und Magi’i ist es ihm gelungen, sie zu finden und für jeden Mann, den er verloren hat, sechs Feinde zu töten. Ich wünschte, wir hätten mehr Männer von seinem Schlag.«
»Er hat es ohne Erlaubnis getan, Ser, und dann hat er Abschriften seines Kriegsberichts nach Assyadt, Inividra, Pemedra, Isahl und nach Syadtar geschickt. In dem dazugehörigen Brief an die Kommandanten rät er ihnen, ebenfalls wachsam zu sein, denn er hat eine große Anzahl von hamorischen Waffen entdeckt. In seiner Eigenschaft als Kommandant des Hafenpostens in Biehl hat er auch von zahlreichen Kapitänen vernommen, dass Waffen nach Jera verschifft werden.«
Rynst zuckt zusammen. »Er ist klug. Man kann einen Offizier, der Barbaren tötet und aufdeckt, woher ihre Waffen stammen, nicht mit Disziplinarmaßnahmen bestrafen, ohne sich viele Fragen von Offizieren gefallen lassen zu müssen.«
»Nein, Ser. Deshalb dachte ich, Ihr solltet es gleich erfahren.«
»Dann liegt also die volle Verantwortung bei mir, ohne Zweifel.«
»Sie liegt stets bei Euch, Ser.«
»Vielleicht sollten wir Oberst Lorn an einen Dienstposten versetzen, wo er sich mit dem beschäftigen kann, was er am besten beherrscht.« Rynst wirft einen Blick zu Luss. »Was denkt Ihr, Hauptmann-Kommandant?«
»Der Oberst versteht es sehr gut, Barbaren zu töten, Ser.«
»Und Biehl ist ein achtbarer Posten geworden, nicht wahr?«
»Ja, Ser.«
»Vielleicht sollte Major Brevyl ihn übernehmen … Sub-Major Lorn hat sich unverzüglich, ohne Urlaub, in Assyadt zu melden. Dort wird ihm das Kommando über die Kompanien in Inividra übertragen. Oh … und kümmert Euch darum, dass unser neuer Sub-Major persönlich auf einigen der Patrouillen das Kommando führt. Das kann er wirklich am besten. Und nun geht und sorgt dafür, dass dies so rasch wie möglich geschieht.«
»Ja, Ser.« Luss lächelt und steht auf.
Rynst blickt Luss nach, auch er lächelt.
XLII
L orn sitzt am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer im Verwaltungsgebäude, es ist Nachmittag und viel zu heiß für die herbstliche Jahreszeit. Er taucht den Federhalter in die Tinte und zwingt sich, weiter an dem Ausbildungsplan zu schreiben, den er für den Spätherbst und Frühwinter neu bearbeitet – wenn er dann noch in Biehl weilt und falls er weitere Lanzenkämpfer rekrutieren kann, um die zwei Einheiten zu ersetzen, die er in der Schlacht gegen die Jeranyi verloren hat. Fast zwei Achttage sind vergangen, seit Lorn und die Lanzenkämpfer wieder in Biehl eingetroffen sind.
»Ser?« Helkyt öffnet die Tür zum Arbeitszimmer, ohne vorher anzuklopfen.
»Ja?« Lorn blickt von den Papieren auf, die auf seinem Schreibtisch verteilt liegen.
»Das kam gerade mit dem Feuerwagen, Ser.« Helkyt reicht ihm ein kleines Paket, das in grünes Schimmertuch gewickelt ist, eine Elle lang und fast zylindrisch in der Form. »Es soll Euch sofort übergeben werden.«
»Danke.« Lorn steht auf und nimmt das eingewickelte Paket entgegen, das er daraufhin auf dem Schreibtisch ablegt. Er macht keine Anstalten, es zu öffnen.
Helkyt bleibt vor dem Schreibtisch
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