Die wahre Koenigin
Endlich wachst du auf!“ Brice beugte sich über sie und gab ihr einen zärtlichen Kuss.
„Habe ich lange geschlafen?“, fragte Meredith. Ihre Stimme klang wie rostiges Eisen. Als sie den Verband an ihrem Hals befühlte, wusste sie, warum.
„Du schläfst seit drei Tagen in deinem eigenen Bett. Aber du warst nicht hier, sondern weit fort. Für niemanden erreichbar. Ich hatte große Angst um dich, Liebste.“
Meredith dachte daran, wie sehr sie gelitten hatte, als Brice an der Schwelle zum Tod gestanden hatte. Sie ergriff seine Hand. „Geh, und schlaf dich aus. Du brauchst dich nicht mehr zu sorgen. Jetzt bin ich zurückgekehrt, und ich beabsichtige, hierzubleiben.“ In der Erinnerung an die Schrecken, die hinter ihr lagen, schloss sie die Augen. „Endlich ist es vorbei. Jetzt können wir alle in Frieden leben.“
Frieden. Frieden unter den Clans. Brice betrachtete Merediths entspanntes Gesicht. Sie war wieder eingeschlafen. Und während sie ins Reich der Träume entschwebte, brachen seine eigenen Träume zusammen.
Wie hatte er auch nur einen Moment daran denken können, Meredith von hier fortzunehmen? Sie war Oberhaupt eines Clans und hatte Pflichten. Die Lowlands waren ihre Heimat, und hier war ihr Platz.
Brice vergrub das Gesicht in den Händen. Sein Traum war zerronnen. Weder er noch Meredith würden sich ihrer Verantwortung entziehen. Sie wurden beide von ihren Clans gebraucht.
Brenna betrat leise das Zimmer. Sie beugte sich über Meredith und befühlte ihre Stirn. „Sie hat die Krise überwunden. Noch ein paar Tage Ruhe, und sie ist wieder bei Kräften.“ Brice sagte nichts.
„Ihr seht nicht gerade glücklich aus, Lord Campbell. Freut Ihr Euch nicht, dass es Meredith bessergeht?“
„Was für eine Frage, Brenna! Es fällt nun einmal nicht leicht, Abschied zu nehmen.“
„Ihr wollt fort?“
„Es wird Zeit. Meine Leute brauchen mich. Jetzt, da ich weiß, dass Meredith gesund wird, kann ich beruhigt gehen.“ „Bleibt noch ein paar Tage, Mylord. Wartet, bis Meredith kräftig genug ist, um mit Euch zu reden. Ich weiß, dass Ihr eine Menge zu bereden habt.“ Brenna lächelte verständnisinnig.
Brice schüttelte den Kopf. „Wir haben miteinander geredet. , Meredith möchte in Frieden hier in MacAlpin-Castle leben.“ „Das hat sie nur gesagt, weil sie noch schwach ist und so lange von zu Hause fort war. Wenn sie erst wiederhergestellt ist
„... wird sie das wiederaufbauen, was MacKenzie zu zerstören versuchte.“ Brice gürtete sein Schwert und warf sich sein Plaid über die Schulter. „Auch für mich ist es Zeit, dass ich zu meinem Clan zurückkehre.“ Er ergriff Brennas Hände und küsste sie auf die Wange. „Sagt ihr bitte, dass ich ...“Er verstummte, als Megan hereinkam. „Sagt ihr, dass ich ihr alles Glück wünsche.“
„Liebt Ihr sie, Brice?“, fragte Brenna leise.
„Von ganzem Herzen. Und deshalb muss ich sie verlassen. Sie liebt ihr Zuhause. Und sie hat Pflichten. Wie auch ich.“
„Es ist also wahr, was Ihr gesagt habt. Ihr bringt es über Euch, für Merediths Glück auf sie zu verzichten. “
Brice antwortete nicht.
Wenig später blickten Brenna und Megan vom Balkon aus den beiden Reitern nach, bis sie im Dunst der Berge verschwunden waren.
19. KAPITEL
An die Brüstung des Balkons gelehnt, beobachtete Brice einen Falken, der auf der Suche nach Beute am Himmel kreiste.
Von unten erklang eine wehmütige Lautenmelodie. Brice versank in Melancholie. Nichts hätte seine Gefühle besser ausdrücken können als Jamies klagende Musik. Der arme Junge, er trauerte um Meredith, als hätte er zum zweiten Mal seine Mutter verloren.
Brice nahm sich vor, Jamie mehr Zeit zu widmen, um ihn über den Schmerz des Verlustes hinwegzutrösten. Mit der Zeit würde der Kummer nachlassen. Bei ihnen beiden.
Brice lachte bitter auf. Was hatte er einmal zu Meredith gesagt? Dass er sich in Kinloch House niemals einsam fühlte? Jetzt wusste er, was Einsamkeit war.
Ein zweiter Falke erschien am Himmel. Dicht nebeneinander zogen die beiden Vögel ihre Bahn. Sie schraubten sich hoch in die Lüfte. Dann schossen sie im Sturzflug hinab, schwebten dicht über der Erde, um dann wieder steil in die Höhe zu steigen. Brice sah ihnen nach, bis sie in der Weite des Himmels verschwanden.
Am Horizont zog die Dämmerung herauf. Ein furchtbares Gefühl der Verlorenheit überkam Brice.
Während seiner Abwesenheit war das Schloss gänzlich wiederhergestellt worden. Unter der Aufsicht der umsichtigen
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