Die wahre Koenigin
MacAlpin-Land in Euren Besitz übergeht, werden nachts keine unschuldigen jungen Burschen mehr ermordet. Keine geheimnisvollen Besuche mehr von diesem Barbaren aus den Highlands, den man für jeden ungeklärten Mord in Schottland, für jedes tote Pferd und jedes verschwundene Schaf verantwortlich macht.“
„Der Hochland-Barbar ist tot, Majestät. Ich sagte bereits, dass ich ihn getötet habe.“
„Wie konnte ich das vergessen! Aber nun erklärt mir, warum die MacAlpins dann noch Euren Schutz benötigen.“ MacKenzie zögerte. Auf die Frage war er nicht gefasst gewesen. „Es wird immer Schurken geben, die herumstreunen und sich die Schwächeren als Opfer suchen. So ist es immer gewesen, und es wird sich niemals ändern. “
„Wollt Ihr damit andeuten, dass Brice Campbell nicht unbedingt alle diese schrecklichen Morde im Grenzland auf dem Gewissen hat?“
MacKenzie verschlug es die Sprache. „Das ... das ist möglich.“
„Und dass nicht etwa Engländer, sondern vielleicht sogar Leute aus dem Lowland die Mörder waren?“
Worauf wollte die Königin hinaus? Gareth wurde immer unsicherer. „Ich ... ich weiß nicht, Majestät.“
„Denkt nach, Lord MacKenzie. Habt Ihr nicht eine Idee, wer in Eurer Heimat unschuldigen Burschen auflauern könnte, um sie hinterrücks umzubringen?“
„Nein. Ich weiß es wirklich nicht.“
„Aber ich.“ Meredith erhob sich vom Thron und sah MacKenzie fest ins Gesicht. Sie wirkte sehr klein und zerbrechlich, aber ihre kraftvolle Stimme war voll Autorität. „Eure Königin sorgt sich um alle ihre Untertanen, auch um unbedeutende Jungen aus dem Grenzland, die es nachts nur unter Einsatz ihres Lebens wagen dürfen, über eine dunkle Wiese zu gehen. “
Gareth wurde blass. Die Königin wusste über den Mord an Duncans Enkel Bescheid. „Der junge MacAlpin war ein Opfer des Hochlandbarbaren. Ich selbst war Zeuge des Mordes.“ „Was für ein erstaunlicher Mann dieser Brice Campbell doch ist.“ Merediths Stimme klang eiskalt. „Er kann gleichzeitig an zwei Orten sein.“
Als Gareth zu protestieren begann, fiel Meredith ihm ins Wort. „Als Ihr Zeuge des Mordes wart, unterhielt Brice Campbell Eure Königin auf seinem Schloss.“
Die Zuhörer wurden unruhig, als Gareth schwieg.
„Könnt Ihr beschwören, dass Ihr den Mord an dem Jungen beobachtet habt?“
„Vielleicht habe ich mich geirrt.“ Gareth suchte verzweifelt nach einer Erklärung. „Vielleicht kam ich erst ein paar Minuten nach der Tat.“
„Zeuge des Mordes wart Ihr demnach nicht?“
„Ich ...“ Gareth starrte zu Boden. „N...nein, Majestät.“ „Wie merkwürdig. Ihr habt überall verbreitet, dass der Hochlandbarbar Euch einen Dolch entwendet und den jungen Duncan damit erstochen habe. Das Messer wurde blutverschmiert bei dem Toten gefunden. Wie erklärt Ihr das?“ Ihre kalten Worte trafen Gareth wie Peitschenhiebe. Die Frau erniedrigte ihn in aller Öffentlichkeit. Noch nie war er so gedemütigt worden.
„Ich ... ich habe die Mörder im Dunkeln nicht erkannt, Majestät. Aber ich vermutete, dass Campbell ihr Anführer war.“ „Eure Vermutungen sind im ganzen Land bekannt, Lord MacKenzie. Sie kreisen um immer denselben Schuldigen -Brice Campbell.“
Gareth fühlte den prüfenden Blick der Monarchin auf sich gerichtet. Er zog es vor, nicht zu antworten. Schweigen breitete sich im Saal aus.
Meredith hielt den Blick minutenlang auf MacKenzie gerichtet. Sie genoss sein sichtliches Unbehagen. Unvermittelt wechselte sie das Thema. „Und nun zu der Angelegenheit Meredith MacAlpin.“
Gareth stellte sich in Positur. Angesichts der schlechten Laune Ihrer Majestät musste er seine männliche Gestalt in die Waagschale werfen. „Ich ersuche Euch, sie für tot zu erklären.“
Meredith richtete in autoritärer Gebärde den Zeigefinger auf den Mann. „Ich erkläre, dass Meredith MacAlpin am Leben ist.“
Die Menge beugte sich gespannt vor. Das erregte Gemurmel schwoll an.
„Welchen Grund habt Ihr dazu, Majestät?“, rief Gareth aufgebracht.
„Eure Königin hat Meredith gesehen.“
„Das sind ... das sind ja fantastische Neuigkeiten“, brachte Gareth stockend heraus. Verzweifelt versuchte er, sein Gesicht zu wahren.
„Nicht wahr?“, triumphierte Meredith. Das Spiel begann ihr zu gefallen. „Genau gesagt hat das Mädel Eure Königin heute besucht, hier in Holyroodhouse.“
„Sie ist hier?“ Ohne sich dessen bewusst zu sein, griff Gareth nach seinem Degen.
„Sie hat mich mit ihren
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