Die wahre Koenigin
nickte ihrer Stellvertreterin anerkennend zu. „Das rundet mein Abenteuer zu einem vollen Erfolg ab.“
„Wart Ihr glücklich mit Eurem Entführer?“, wollte Flem wissen.
Die Königin errötete. „Der Earl of Bothwell ist ein charmanter Kavalier. Und ein durchtriebener Schurke.“ Sie zwinkerte Meredith zu. „Ganz wie Brice Campbell.“
„Werdet Ihr uns wirklich alles erzählen?“, fragte Mary Fleming begierig.
Mary lachte. „Ich werde nichts auslassen, Flem, das weißt du genau. Also, wo soll ich anfangen? Am besten mit dem Entführungsstück. Ich saß in meinem kleinen Salon, und plötzlich öffnete sich die Tür ... “
Brenna beobachtete ihre große Schwester mit wachsender Besorgnis. Zum allgemeinen Erstaunen stand sie entschlossen auf und ergriff Merediths Hand. „Entschuldigt uns, Majestät, Meredith muss jetzt ruhen. Sonst wird sie noch krank.“ Meredith protestierte schwach, ließ sich dann aber folgsam in ihr Schlafgemach führen.
„Diese Robe zwängt dich ein“, sagte Brenna. „Du musst etwas Bequemeres anziehen.“ Sie drückte Meredith sanft auf einen Stuhl und wollte die Verschnürungen des engen Samtmieders lösen.
„Nein!“, bremste Meredith sie. „Ehe die Königin nicht ihre Erlaubnis erteilt, muss ich die Scharade fortsetzen.“
„Wie du meinst.“ Brenna nahm Meredith das Diadem vom Kopf und entflocht ihr hochgestecktes Haar. „Du wirst dich doch zumindest ausruhen dürfen. “
„Also gut. Ich lege mich einen Moment hin. Aber schlafen werde ich nicht.“
Brenna schlug die Decke zurück und half Meredith ins Bett. „Versuch, zur Ruhe zu kommen“, flüsterte sie. „Megan und ich sind gleich nebenan.“
Meredith lächelte erschöpft. „Ich bin so froh, dass ihr da seid. “
„Du bist nicht böse, dass wir trotz deines Verbotes gekommen sind?“
„Aber nein.“ Meredith zog ihre Schwester in die Arme. „Ruh dich aus, Meredith“, flüsterte Brenna. „Bald sind wir zu Hause.“ Sie gab Meredith einen liebevollen Kuss und verließ leise den Raum.
Zu Hause. Meredith stieß einen tiefen Seufzer aus. Nie hätte sie geglaubt, wie sehr man die einfachen Freuden eines Zuhauses vermissen konnte.
Sie ließ ihre Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Bilder aus ihrer Kindheit und Jugend tauchten auf. Erinnerungen aus einer glücklichen Zeit.
Die Augen wurden Meredith schwer. Sie schlief ein.
Die letzten Strahlen der Abendsonne fielen in den Raum und warfen lange Schatten. Meredith horchte angespannt auf die Stimmen, die aus einem entfernten Raum zu ihr drangen. Frauenstimmen. Megan, Brenna, die Marys. Und dazwischen das ausgelassene Lachen der Königin. Gläser klangen.
Offenbar saßen die Frauen beim Abendessen zusammen, und allem Anschein nach unterhielt Mary Stuart die anderen noch immer mit den Geschichten ihres Abenteuers.
Meredith freute sich für ihre Schwestern. Sie würden noch ihren Enkeln von diesem unglaublichen Erlebnis erzählen.
Als sich vom Korridor leise Schritte näherten, setzte Meredith sich erwartungsvoll auf. „Brice ...“
Der Mann, der im Zimmer erschien, war nicht Brice. Er war blond und hatte blaue Augen. Um seinen Mund spielte ein boshaftes Lächeln. „Hier also seid Ihr, Mylady. Endlich habe ich Euch gefunden.“
Meredith wollte schreien, aber Gareth MacKenzie war mit einem Satz neben ihr und presste ihr die Hand auf den Mund. In seiner anderen Hand blitzte ein Dolch.
„Wenn du deine Schwestern alarmierst, werden sie ebenfalls sterben“, zischte er. „Du hast die Wahl. Überleg dir, was du tust.“
Es gab nichts zu überlegen. Für ihre geliebten Schwestern würde Meredith ihr Leben opfern. Sie schüttelte den Kopf, und Gareth nahm die Hand fort.
Er riss die Decken zurück und zerrte Meredith aus dem Bett. Als sie vor ihm stand, weiteten sich seine Augen. „Ihr in der Robe der ..." Sein Gesicht verzerrte sich. „Es war nicht die Königin. Ihr wart es! Ihr habt mich vor aller Augen gedemütigt.“
„Ja. Und es war fast so befriedigend, wie Euch tot am Boden zu sehen.“ Meredith warf den Kopf zurück und spielte die Unerschrockene. „Ihr glaubt also, ungesehen zu entkommen, nachdem Ihr mich getötet habt? Im Palast wimmelt es überall von Wachen.“
„Ich bin seit Stunden im Schloss, und keiner dieser verschlafenen Soldaten hat mich entdeckt. Bald ist es dunkel. Ich werde unbemerkt hier herauskommen. Meine Leute warten vor der Stadt.“
„Und wo wollt Ihr bleiben? Ihr seid aus Schottland verbannt.“
„Von Euch. Nicht
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