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Die wahre Koenigin

Titel: Die wahre Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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Meredith“, sagte sie abwesend. Ihr Interesse an der Entführungsgeschichte schien erlahmt zu sein. Während Meredith sich weiter durch ihre Erzählung kämpfte, erforschte Mary Fleming aufmerksam ihre Gesichtszüge. „Was für eine bemerkenswerte Ähnlichkeit!“, platzte sie plötzlich heraus.
    „Was redest du da, Flem?“ Mary Stuart zog in königlicher Gebärde die Augenbrauen in die Höhe.
    „Wisst Ihr, wie ähnlich Ihr Meredith MacAlpin seht? Ihr könntet Schwestern sein.“
    Meredith wurde rot, als alle fünf Frauen sie anstarrten.
    Die Königin stand auf und schritt eine Weile im Raum auf und ab. Dann gesellte sie sich wieder zu den anderen Frauen und sah sie fragend an. „Nun, was meint Ihr zu Flems Beobachtung?“
    „Sie hat recht“, rief Mary Beaton aus. „Meredith ähnelt Euch. Schaut Euch ihr Haar an. Es hat genau dieselbe Farbe wie das Eurer Majestät.“ Sie fuhr Meredith durchs Haar und hielt eine Strähne ins Licht.
    „Tatsächlich!“, staunte Mary Seton. „Wenn wir ihr Haar zu Zöpfen flechten oder Eures, Majestät, zu losen Wellen bürsten würden, könnte man Euch fast austauschen.“
    Königin Mary schien von der überraschenden Entdeckung entzückt zu sein.
    „Und beide sind klein und zierlich. Wollt Ihr Euer Ebenbild bewundern, Majestät?“ Lachend nahm Mary Fleming Meredith bei der Hand und führte sie in die Mitte des Zimmers. Während die drei anderen Marys dazukamen und aufgeregt durcheinanderplapperten, sah die Königin nachdenklich vom Kamin aus zu. Plötzlich trat sie näher. „Was tragt Ihr da unter dem unförmigen Gewand? Euer Brautkleid?“
    Meredith nickte. Sie wunderte sich über den seltsam erregten Ton der Königin.
    „Habt Ihr keine anderen Kleider?“
    Meredith strich über die weiten Falten des derben bäuerlichen Wollkleids, in dem sie fast versank. „Ich hatte keine Zeit, eine passende Kleidung für die Berge auszuwählen, Majestät. Bedenkt, dass ich vom Traualtar weg entführt wurde. “
    „Brice und seine Männer haben Euch also nur in diesem Gewand gesehen?“
    Meredith sagte nichts auf diese Frage, die eigentlich eine Feststellung war. Sie wartete ab, gespannt, worauf die Königin hinauswollte.
    „Fleming und Beaton! Helft mir aus meinen Kleidern!“
    Die Frauen starrten die Königin fassungslos an.
    „Seton und Livingstone! Ihr seid Meredith beim Auskleiden behilflich. Oh, das wird ein feiner Spaß!“ Die Königin wirbelte herum wie ein ausgelassenes kleines Mädchen.
    „Ich ... ich verstehe nicht.“
    „Mit solchen Spielen amüsiert man sich drüben in Frankreich“, erklärte die Königin vergnügt. „Wir tauschen die Kleider und warten ab, wer den Schwindel als Erster entdeckt.“ Merediths schwache Protestversuche beachtete sie nicht. „Beeilt Euch!“, trieb sie ihre Freundinnen an. „Die Stunde, die Brice uns für die gemütliche Unterhaltung am Kamin gewährt hat, muss bald herum sein.“ Ihre Augen blitzten vor Unternehmungslust. „Bei dem Festbankett wird Mary Stuart als verwitwete Braut an der Tafel sitzen.“
    Was blieb Meredith übrig, als sich dem närrischen Einfall ihrer Königin zu fügen? Widerwillig ließ sie die Verkleidung über sich ergehen, und bald steckte sie in dem königlichen Reitgewand aus burgunderrotem Samt, dessen Rock und Jacke ihr wie angegossen passten. Während Mary Seton ihr die hohen Reitstiefel zuschnürte, flocht Mary Livingstone ihr das Haar zu langen festen Zöpfen.
    Die Königin trug bereits das durchscheinende weiße Brautkleid und die bestickten Schuhe. Das glattgebürstete Haar fiel ihr in weichen Wellen über den Rücken. Genau wie bei Meredith reichte es ihr bis zur Taille.
    „Irgendetwas stimmt nicht“, sagte Mary Fleming, als sie die beiden Frauen musterte. „Ich weiß nur nicht, was.“
    „Es sind die Augen. Merediths grüne Augen sind unverwechselbar.“
    „Wir brauchen einen Schleier“, befand die Königin.
    „Natürlich! Ein Schleier ist die perfekte Tarnung.“ Mary Fleming nahm ihre vornehme Reitkappe ab, setzte sie Meredith auf den Kopf und zog den dichtgeknüpften feinen Schleier so weit herunter, dass er Merediths Augen und die Hälfte ihres Gesichts bedeckte.
    „Perfekt.“ Die Königin musterte ihre Doppelgängerin zufrieden. „Fühlt Ihr Euch nicht königlich in diesem Aufzug?“
    Meredith zögerte kurz. Ihr war bei dem Verwechslungsspiel unbehaglich zumute. Lieber wäre sie die geblieben, die sie war - Meredith MacAlpin, Erbin eines stolzen Clans. „Es ist ein merkwürdiges

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