Die wahre Koenigin
Flem! “, berief sie die Königin. „Habt Ihr je von einer Frau gehört, die einen Mann aus Liebe geheiratet hätte?“
Meredith wunderte sich über Königin Marys bittere Bemer-kung. Es war allgemein bekannt, dass Mary Stuart als Kind mit dem ebenfalls blutjungen Prince Edward von England verlobt worden war. Aber Edwards Tod hatte sie aus der Bindung befreit, und den Gerüchten nach war sie mit dem jungen, zarten Dauphin von Frankreich, den sie mit fünfzehn Jahren geheiratet hatte, recht glücklich gewesen. Sie hatte um ihren Francois getrauert. Nur dessen Mutter, die ränkesüchtige und machtbesessene Catharina de Medici, war heilfroh gewesen, die eigensinnige Königin von Schottland nach Francois’ frühem Tod wieder los zu sein.
„Nun, habt Ihr ihn geliebt?“
Meredith betrachtete aufmerksam die bestickte Spitze ihres Brautschuhs. „Als Kinder waren wir befreundet.“
„Wart Ihr erpicht auf die Hochzeit?“, fragte Mary Seton. „Oder auf die Hochzeitsnacht?“, ergänzte Mary Fleming. Merediths Gesicht überzog sich mit flammender Röte. Sie schwieg verlegen, bis ihr die Königin zu Hilfe kam.
„Unterlasst Eure dreisten Fragen, und lasst das Mädchen erzählen. So unziemliche Gespräche ist eine Lady MacAlpin nicht gewöhnt. “
„Ich ... ich habe der Heirat nur widerwillig zugestimmt“, fuhr Meredith fort. „Ich glaube nicht, dass ich Desmond jemals so geliebt hätte, wie eine Frau einen Mann lieben möchte. Aber ich wusste, dass die Verbindung mit den waffenstarken MacKenzies dem Schutz meines Clans dienen würde. Für meine Leute würde ich alles tun.“
„So spricht nur ein wahrer Schotte.“ Die Königin lächelte Meredith freundlich zu. Die Unerschrockenheit dieses Mädchens gefiel ihr immer mehr.
„Ihr habt also in die Heirat eingewilligt, obwohl Ihr den Mann nicht liebtet. Sah er genauso gut aus wie Brice Campbell?“
Wieder schoss Meredith die Verlegenheitsröte ins Gesicht. „Er war blond und hatte klare blaue Augen. Ein Jungengesicht. Im Grunde war Desmond noch ein Junge.“
„Brice Campbell hingegen ...“ Die Königin lächelte in sich hinein. „Brice ist kein Junge. Er ist durch und durch ein Mann. “ Sie fing Merediths unsicheren Blick auf und hatte Erbarmen. „Erzählt weiter. “
Als Meredith den Mord am Altar beschrieb, stießen die Frauen leise Rufe des Entsetzens aus.
„Hat Gareth MacKenzie sich denn nicht klargemacht, dass er durch die Missachtung von Campbells Bedingungen auch Euer Leben in Gefahr brachte?“
„Mir darüber Gedanken zu machen, hatte ich keine Zeit. Es ging alles so schnell. Nachdem Gareth seinen Pfeil abgeschossen hatte, sah ich diesen Riesen durch die Luft sausen. Er packte mich, und dann schwebte ich in seinen Armen nach oben, über die Köpfe der Hochzeitsgäste hinweg.“
„Wie aufregend!“
„Wie furchtbar!“
„Wie abenteuerlich!“
„Habt Ihr geweint?“
„Nein.“ Meredith schob das Kinn vor. Sie konnte sich kaum ihrer Rührung erwehren, so überwältigte sie die Anteilnahme dieser freimütigen Frauen. „Nein, geweint habe ich nicht. Den Triumph würde ich Brice Campbell nie gönnen.“
„Oh, wie wundervoll! “ Königin Mary klatschte vor Vergnügen in die Hände. „Tränen hätten Brice rasend gemacht. Und nun müsst Ihr genau erzählen, was dann geschah. Angefangen bei der bedeutsamen Begegnung mit Campbell.“
„Ja, ja, bedeutsam“, wiederholte Meredith bitter. Sie schilderte in allen Einzelheiten ihre Entführung, die anstrengende Reise in die Highlands und ihren Versuch, Brice im Bett zu töten.
In Mary Stuarts Augen erschien ein fiebriges Funkeln. Die junge Königin schien jeden der aufregenden Vorfälle im Geist mitzuerleben. „Brice ist der stärkste Mann, dem ich je begegnet bin“, sagte sie versonnen und mit einer Spur mädchenhafter Bewunderung. „In ganz Schottland ist bekannt, dass er im Zweikampf oder in Kämpfen auf dem Feld unschlagbar ist. Und Ihr habt es gewagt, ihn anzugreifen.“
„In seinem eigenen Bett“, fügte Mary Fleming augenzwinkernd hinzu.
„Ich war verzweifelt, Majestät. Ich wollte um jeden Preis zu meinen Leuten zurück. Hättet Ihr an meiner Stelle nicht dasselbe getan?“
Die Königin nickte. „Wie seid Ihr in seinen Schlafraum eingedrungen?“
Meredith blickte schamvoll zur Seite. „Ich werde dort gefangen gehalten.“
Die Königin wandte sich an ihre Freundin Fleming. „Was sagst du dazu, Mary?“
Mary Fleming enthielt sich einer Bemerkung. „Erzählt weiter, Lady
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