Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die wahre Koenigin

Titel: Die wahre Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
Vom Netzwerk:
spürte die angstgeladene Stimmung im Raum, und er nutzte seinen Vorteil. „Ihr habt mich missverstanden, Lady Meredith. Ich habe nicht um Eure Hand angehalten. Obwohl ich als Ältester meines Clans das Recht dazu hätte.“ Er sah, wie Meredith unmerklich zusammenzuckte, und wusste, dass er einen empfindlichen Nerv getroffen hatte.
    Schon als Kind hatte Meredith Gareth MacKenzie gemieden. Er hatte etwas Unangenehmes an sich, irgendetwas, das sie nicht benennen konnte.
    Gareth blickte hinter sich und schob mit herrischer Geste einen jungen Mann nach vorn. Er sah ihm ähnlich, war gleich groß, hatte das gleiche blonde Haar und dieselbe gebräunte Haut. „Mit meinem Bruder Desmond habt Ihr Euch immer gut verstanden. Als Euer Ehemann würde er die Stärke des gesamten MacKenzie-Clans zu Eurem Schutz verpfänden.“ Meredith sah den jungen Mann erröten. Desmond, der liebe, sanfte, gutmütige Desmond. Er hasste es, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Aber dem Willen seines älteren Bruders hatte er sich schon immer gebeugt.
    „Als mein Ehemann würde Desmond ebenfalls die gesamten Ländereien des MacAlpin-Clans erwerben“, warf Meredith mit leiser herausfordernder Stimme ein.
    Desmond war nicht nur sanft und lieb, er neigte auch zum Stottern, wenn er aufgeregt war. „De... denkt Ihr, d... dass die MacKenzies Euer ... Euer Land brauchen?“, brachte er heraus, und sein Gesicht überzog sich mit flammender Röte.
    Meredith wurde verlegen. Es war allgemein bekannt, dass kein Grundbesitzer weit und breit an den riesigen Landbesitz der MacKenzies heranreichte, außer vielleicht Brice Campbell. Aber es war auch kein Geheimnis, dass die MacKenzies unersättlich waren. Zumindest Gareth.
    „Ich werde hierzu nichts sagen, bevor mein Vater nicht ein würdiges Begräbnis bekommen hat.“
    Gareth lächelte. Er trat einen Schritt vor und hob Merediths Hand an die Lippen. „Das ist verständlich, Lady Meredith. Wir werden wiederkommen. Mit einem Ehevertrag, der unserem Land Frieden und Wohlstand bringt.“
    Er gab Desmond einen Wink und beobachtete zufrieden, wie sein Bruder seinem Beispiel folgte und Meredith die Hand küsste. Dann winkte er seinen Leuten und schritt ihnen voran in selbstsicherem Gang aus der Halle.
    Während draußen das Geräusch des Hufgeklappers allmählich verklang, begannen die Trauernden im Haus zu tuscheln und zu flüstern.
    „Steh still, Mädel! Eine Braut sollte am Tag ihrer Hochzeit ruhig und gelassen sein.“ Die alte Morna, die Meredith seit ihrer Geburt umsorgt hatte, zupfte am Saum des Brautkleids.
    „Gelassenheit ist Brennas Stärke.“
    „Ja, ja. Du warst immer ein Hitzkopf, Mädchen. Immer mitten im Kampfgewühl. “ Die alte Frau trat zurück und musterte zufrieden ihr Werk. „Oh Mädel, dein Vater wäre so stolz auf dich.“
    Merediths Augen umschatteten sich. Oh Vater, dachte sie, als sie den Blick über die hereinströmenden Menschen gleiten ließ. Soll ich mich an einen Mann verschenken, den ich nicht liebe, um die zu schützen, die mir lieb und teuer sind?
    Sie dachte an Duncan und seine betagte Frau Mary, die sie beide gedrängt hatten, den Antrag der MacKenzies anzunehmen.
    „Nicht um meinetwillen, Mädel“, hatte Duncan sie beschworen, „aber für meine Kinder und Enkel. Krieg und Kämpfe hat es genug gegeben. Jetzt müssen die Clans sich gegen die Engländer verbünden. Mit vereinter Kraft werden wir uns gegen ihre Überfälle wehren. Wenn die MacKenzies uns Frieden und Wohlstand versprechen, sollten wir das nicht zurückweisen.“
    Auch andere waren gekommen. Zu zweit, zu dritt, in kleinen Gruppen. Sie hatten ihre ganze Hoffnung in ihre junge Herrin gesetzt, hatten sie zu überzeugen versucht, dass nur sie das Rauben und Morden beenden könne.
    Die alten Frauen waren es, die schließlich gesiegt hatten. Der Ausdruck in ihren Augen hatte Meredith zu ihrer Entscheidung gezwungen. Diese Frauen hatten ihre Männer und Söhne begraben. Sie sollten nicht dazu verdammt sein, auch ihre Enkel zu verlieren.
    Dennoch, der Gedanke, einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebte, erfüllte Meredith mit Grauen. Doch als stolze Nachfahrin von Kenneth MacAlpin, dem ersten König der Schotten, kannte sie ihre Verpflichtung. Seit ihrer frühesten Kindheit war sie dazu erzogen worden, die Bedürfnisse anderer über ihre eigenen zu stellen.
    Und heute brachte sie ihr größtes Opfer. Sie würde Desmond MacKenzie heiraten. Und sie würde einen Weg finden, den netten, sanften Jungen zu lieben,

Weitere Kostenlose Bücher