Die wahre Koenigin
mit dem sie als Kind gespielt hatte.
Meredith lächelte ihren beiden Schwestern zu, die in die gleichen blassrosa Gewänder gehüllt waren. Sie tat es auch für Brenda und für Megan, damit wenigstens sie noch eine Weile unbeschwert und glücklich dem Tag entgegenträumen konnten, da ihre geheimen Helden zu Männern herangewachsen wären. Wenn sie, Meredith, es schon nicht konnte, dann sollten doch Brenna und Megan die Männer ihrer Wahl heiraten und ein Leben führen, von dem sie selbst nur träumen durfte.
„Es ist so weit.“ Als an diesem milden Frühlingstag die Harfentöne erklangen, nahm Gareth seinen Umhang ab und legte ihn seinem Bruder um die Schultern. „Trag das Plaid mit Stolz und Würde, Desmond.“
Die Brüder umarmten sich. Dann schritt Gareth den Gang zum hinteren Teil der Kirche hinunter, wo Meredith wartete. „Es ist mir eine große Ehre, Euch meinem Bruder zuzuführen, Lady Meredith.“
„Ich fürchte, diese Ehre gebührt dem teuersten und ältesten Freund meines Vaters“, antwortete Meredith sanft. Sie übersah Gareths ausgestreckten Arm und legte die Hand leicht auf Duncans Ärmel. Der alte Mann strahlte vor Stolz, als Morna der Braut einen Strauß aus Heidekraut und Wildblumen in die Hand drückte. Dann führte er Meredith zum Altar.
Brenna und Megan schritten voran und streuten aus ihren geflochtenen Körben Blumen auf den Kirchengang. Die Harfenmelodie schwoll an, als Duncan und die Braut sich dem Altar näherten.
Die alte Steinkirche stand mitten auf einer Wiese. In der Nähe lag ein See, dessen spiegelnde Fläche sich im Frühlingswind leicht kräuselte. Die Sonne erhob sich gerade über den Hügeln, die in dem Morgentau silbrig erglänzten.
Nach Osten hin erstreckten sich die sattgrünen Lowlands, deren endlose Ebenen nur gelegentlich von einem sanften Hügel unterbrochen wurden. Nach Westen erhoben sich die Highlands, rau, mächtig und wild. Vor Millionen von Jahren hatten die Gletscher der Eiszeit diese Landschaft geformt, die Felsen zu runden Hügeln abgeschliffen und tiefe Täler in das Land geschnitten. Nur abgehärtete und zähe Menschen konnten in solch einer rauen Umgebung leben.
Als die Harfenklänge aus der Kirche drangen, näherten sich unheimliche Gestalten und bildeten einen Ring um das Gebäude. Einige führten Pferde mit sich, andere waren zu Fuß. Aber alle waren mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Einer von ihnen, offensichtlich ihr Anführer, warf ein Seil zur Kirchturmspitze.
Nachdem er es auf seinen Halt geprüft hatte, legte er sich den Bogen über die Schulter und kletterte an dem Seil hinauf.
Vor dem obersten Fenster hangelte er sich zur Mauer, bis er auf der steinernen Brüstung stand.
Nachdem der Pfarrer ein stilles Gebet gesprochen hatte, wandte er sich zum Brautpaar um. Er hob die Hände zum Segen, aber als er den Blick zum Himmel richtete, erstarben ihm die Worte auf den Lippen, und er stieß nur einen erstickten Laut aus.
Ein Pfeil sirrte durch die Luft. Einen kurzen Moment schien der Bräutigam zu einer Säule erstarrt. Dann fiel er vornüber. Mit einem Aufschrei kniete Meredith sich neben Desmond und sah voller Entsetzen, wie der kleine rote Fleck auf seiner Brust größer und größer wurde.
Als nach Sekunden lähmenden Schweigens Bewegung in die Menschen kam, ertönte von oben eine tiefe Stimme. „Jeder Mann, der nach seinem Schwert greift, wird sterben“, sagte sie.
Meredith sah hinauf, und ein eiserner Ring der Angst legte sich um ihr Herz. Der Mann auf dem Fenstersims war größer als alle Männer, die sie je gesehen hatte. Seine Schultern waren breit wie die Spanne eines Bogens. Er trug ein gelbes Hemd unter einem rohwollenen Wams, das wie bei einem Wilden Knie und Beine freiließ. Seine Füße steckten in derben Schuhen, und um die Schultern trug er einen grobgewebten dunklen Umhang. Das dunkle dichte Haar hing ihm zottelig auf die Schultern.
Die Männer, die jetzt mit gespannten Schießbögen in die Kirche drängten, boten denselben wilden, furchterregenden Anblick wie ihr Anführer.
„Ich bin Brice Campbell“, rief dieser mit donnernder Stimme. Meredith sah ihn lächeln, als in der Kirche ein furchtsames Gemurmel entstand. „Ich bin gekommen, um an Gareth MacKenzie Rache zu nehmen, der meinen guten Namen entehrt hat“, fuhr der Mann fort, der in ganz Schottland als der Barbar des Hochlands berüchtigt war. „Nicht ich habe euer Land verwüstet und eure Söhne und Brüder gemordet. Der Lügner hat seine Strafe erhalten,
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