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Die wahre Koenigin

Titel: Die wahre Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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Blutspuren an seiner Hand. „Obwohl die Lady sich wie ein Raubtier gewehrt hat, konnte ich sie daran hindern, durch das Fenster zu entwischen.“
    Meredith hörte schockiert zu. Sie wollte widersprechen, aber was galt ihr Wort gegen das Wort eines von Campbells Getreuen? Schicksalsergeben erwartete sie ihre Bestrafung von dem Mann, der zugleich ihr Retter war.
    Brice kam näher. Sein Blick fiel auf den Kittel und den wollenen Umhang. „Aha. Ihr seid schon wieder für eine Reise gerüstet.“ Dann erblickte er das zusammengeknotete Seil, das sich auf dem Boden schlängelte. „Und mutig seid Ihr auch! Aus dieser gefährlichen Höhe wolltet Ihr flüchten?“ Er betrachtete Merediths Werk und musterte mit düsterer Miene die doppelt und dreifach gezurrten Knoten. Als er mit den Blicken der Länge des Seils folgte, sah er, dass es in einer Schlinge um Merediths Hals endete.
    Er sah auch die tiefvioletten Würgemale. Und dann die Risse in dem Hemd, die aufgeplatzte Naht in der Hose. So sah keine Frau aus, die die Verführerin gespielt hatte.
    Brice ließ den Blick höher wandern, bis er Merediths begegnete. Er las darin grenzenlosen Schmerz. Und Angst, nackte Angst.
    Langsam kroch die Wut in Brice hoch. Er fühlte den Dolch in seiner Hand und konnte sich kaum zurückhalten, ihn Holden Mackay in die Brust zu stoßen. Wie sollte eine zarte, wehrlose Frau sich gegen solch ein Tier von einem Mann wehren?
    Doch dann wurde Brice wütend auf sich selbst. Wer hatte das Mädchen der Obhut dieses weiberbesessenen Kerls überlassen? Wer war so dumm gewesen, einem Mann, der fern von seinem eigenen Clan war, eine so schöne und bezaubernde Gefangene anzuvertrauen?
    Hätte Brice sich nicht selbst schuldig gefühlt, er hätte Holden Mackay auf der Stelle getötet.
    „Mackay“, sagte er in gepresstem Ton, „Ihr werdet Kinloch House sofort verlassen! Ihr habt einer Frau, die unter meinem Schutz steht, Gewalt angetan. Kehrt zu Euren Leuten zurück. Ihr seid hier nicht länger willkommen.“
    Holden stieß einen Seufzer aus. Er hatte bereits sein Ende kommen sehen und mit dem Leben abgeschlossen. Doch kaum fühlte er sich in Sicherheit, als seine Erleichterung einer unbändigen Wut wich. „Jawohl.“ Mit zornfunkelnden Augen ging er auf Brice zu. „So ist es richtig. Ihr gebt einer Weibsperson, die Euch verhext hat, vor Euren alten Freunden aus dem Norden den Vorzug. Aber der Tag wird kommen, an dem Ihr dies bereuen werdet, Brice Campbell! An dem Tag, an dem Ihr die Waffenhilfe des Mackay-Clans braucht, werden wir uns an diese Nacht erinnern und an der Seite Eurer Feinde kämpfen. “
    „Ich kann Euch nicht daran hindern.“
    Einen Moment lang war Holden versucht, den Mann zu töten, der ihn vor den Augen einer Frau entehrt und beleidigt hatte. Der Name Brice Campbell war auch in den Highlands mancherorts gefürchtet, und wer seinen Kopf brächte, wäre ein gefeierter Mann.
    Holden maß seinen Gegner mit einem hasserfüllten Blick, dann ließ er seinen Plan fallen. Er wusste, dass er gegen Campbell keine Chance hatte. Ohne ein Wort wandte er sich ab und floh.
    „Der Kerl hätte Euch beinahe erwürgt.“ Brice kniete sich neben Meredith auf den Boden und betastete die tiefvioletten Flecken an ihrem Hals.
    Meredith zuckte zusammen. „Rührt mich nicht an!“, rief sie. Der Schock stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben.
    „Habt keine Angst. Ich muss untersuchen, ob Ihr verletzt seid.“ Brice ließ die Finger behutsam über Merediths Hals gleiten, was sie von Neuem in Todesangst versetzte. In ihrer Panik versuchte sie, Brice den Dolch zu entwinden.
    Als er in ihre schreckgeweiteten Augen sah, wurde ihm seine Gedankenlosigkeit bewusst. Er warf den Dolch beiseite und streckte Meredith die leeren Handflächen hin. „Ich will Euch nichts Böses tun, Mylady. Ich möchte nur wiedergutmachen, was man Euch angetan hat.“
    Angesichts seiner versöhnlichen Geste fühlte Meredith die Tränen kommen. Nur nicht weinen. Sie durfte sich vor Brice nicht schwach zeigen. „Rührt mich nicht an! Ich kann mich um mich selbst kümmern.“
    Je mehr Meredith die Tapfere herauskehrte, desto hilfloser fühlte sich Brice. Mit einer heftigen Bewegung nahm er das Seil und schleuderte es beiseite. Dann hob er Meredith hoch, trug sie quer durch das Zimmer und stieß die Tür zum Schlafraum auf. Unendlich behutsam legte er Meredith auf das Bett.
    Das flackernde Kaminfeuer tauchte den Raum in ein gedämpftes Licht. Brice blickte lächelnd zu Meredith

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