Die wahre Koenigin
war! Ohnmächtig gab sie sich der Liebkosung hin.
Brice hob langsam den Kopf. Sein Blick fiel auf das blutbefleckte Kleid in Merediths Hand. „Das werdet Ihr nicht wieder anziehen!“
„Aber ... es ist das einzige, was mir passt.“
„Cara wird Euch andere Sachen bringen. Und wenn sie zu groß sind, werden sie geändert.“ Brice nahm Meredith das Brautkleid aus der Hand und warf es in eine Ecke. „Das hier will ich nicht mehr sehen! Es würde mich jedes Mal an den Mann erinnern, der Euch fast umgebracht hätte.“
Brice warf sich eine wollene Tunika über und hastete aus dem Raum. Er hätte sich nie den wahren Grund eingestanden, weshalb er Meredith nicht mehr in dem Brautkleid sehen wollte. Es erinnerte ihn an eine verhinderte Hochzeit. Der Gedanke, dass beinahe ein anderer Mann mit Meredith das Ehebett geteilt hätte, war Brice unerträglich.
Cara half Meredith in das Kleid der jungen Witwe Mistress Snow. Es saß nicht sehr gut, aber immerhin besser als das grob gewebte unförmige Gebilde, das Meredith am Morgen ihrer missglückten Flucht als Proviantbehälter gedient hatte.
Das leichte, bequeme Gewand in der Farbe blühender Heide besaß sogar einen Hauch ländlicher Eleganz. Violette Bänder, einen Ton dunkler als der Stoff des Kleides, schmückten das Oberteil und den Saum. Die keulenförmigen Ärmel verjüngten sich an den Ellenbogen und schmiegten sich eng an die Arme. Der Schnitt der zierlichen Manschetten wiederholte sich in dem gekräuselten Stehkragen, der die hässlichen Druckstellen an Merediths Hals verdeckte.
„Wie hübsch Ihr jetzt ausseht! “, rief Cara, nachdem sie noch violette Bänder in Merediths Haar geflochten hatte. „Die Farbe der Heide ist ein hübscher Gegensatz zu Euren grünen Augen.“ Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete Meredith entzückt. „Oh, Mylady. Ihr seid wunderschön!“
Meredith musterte in dem stumpfen Glas des Fensters ihr Spiegelbild. Sie wandte sich lächelnd zu der Dienerin um. „Danke, Cara. Und sag auch Mistress Snow meinen Dank.“ „Gern, Mylady.“ Cara knickste und ging zur Tür. „Kommt Ihr mit mir hinunter? Man erwartet Euch zum Morgenmahl.“ Meredith folgte dem Mädchen die Treppe nach unten. Aus der großen Halle drang ihr das Gemurmel von Männerstim-men entgegen, ein Zeichen, dass bereits alle versammelt waren. Nach einem knappen Gruß setzte sie sich auf den freien Platz zwischen Jamie und Brice und bediente sich stumm von den fleischbeladenen Platten, die die Diener ihr reichten.
Brice sagte kein Wort. Ein paarmal räusperte er sich, brachte aber keinen Ton heraus. Merkwürdig. Wenn er mit Meredith allein war, fiel ihm eine Unterhaltung leicht. Aber in Gegenwart der anderen überkam ihn wieder die alte Verlegenheit.
„Ihr seht sehr hübsch aus“, sagte er so leise, dass niemand außer Meredith es hören konnte.
„Danke, Mylord. Ich würde mich nachher gern bei Mistress Snow bedanken. Ist es mir erlaubt, sie in der Küche aufzusuchen?“
Brice musste über die spitze Bemerkung lächeln. „Ich werde Euch begleiten.“
Sie setzten schweigend die Mahlzeit fort, während die Gespräche über sie hinwegplätscherten. Man unterhielt sich über den Besuch der Königin, und das Thema führte unweigerlich zu der skandalösen Verlobungsfeier, die Mary für ihren Bruder James und dessen Braut ausgerichtet hatte. Die Gäste hatten in aller Öffentlichkeit getanzt und damit wissentlich das Verbot der Kirche missachtet. Nachdem die Männer die Ungeheuerlichkeit lang und breit besprochen hatten, wechselten sie den Gesprächsstoff und unterhielten sich über den jüngsten Einfall der Engländer in die Lowlands.
Meredith wurde aufmerksam und bemühte sich, Neuigkeiten aus der Heimat zu erfahren, aber Jamie, der neben ihr unruhig hin- und herzappelte, lenkte sie ab.
Die Gerüchte über Holden Mackays plötzliches Verschwinden beschäftigten den Jungen. Es hieß, Brice habe den Mann im Zorn fortgejagt. Und der Grund, so wurde getuschelt, sei die schöne Lady Meredith. Einige behaupteten, sie habe den armen Holden verführt, während andere wissen wollten, dass Mackay über sie hergefallen sei. Ganz gleich, was nun stimmte und was nicht, die Gerüchte beunruhigten Jamie. Er hatte Holden mehrmals von seiner schlimmsten Seite kennengelernt und wusste, wie brutal der Mann sein konnte. Falls er sich von Brice ungerecht behandelt fühlte, würde er sich fürchterlich rächen.
Jamie wünschte sich nicht, Holdens Rachefeldzug zu erleben. Er
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