Die wahre Koenigin
ihres nächtlichen Erlebnisses an sich vorüberziehen. Sie erschauerte bei dem Gedanken an Holdens Überfall, doch dann schob sich ein schöneres Bild über die grausige Erinnerung.
Mit welcher Fürsorge Brice sich ihrer angenommen hatte. Wie sanft und zärtlich hatte er sie von ihrem Schock befreit, bevor sie unter seinem beruhigenden Schutz eingeschlafen war. Nur vage erinnerte sie sich an die Träume, die sie die ganze Nacht über geplagt hatten. Mehrmals war sie von ihren Angstschreien erwacht, und jedes Mal war Brice da gewesen, hatte sie besänftigt und wie ein kleines Kind in den Armen gewiegt.
Brice. Meredith öffnete die Augen und blickte zu dem Stuhl an ihrem Bett. Ein Stich der Enttäuschung durchfuhr sie. Der Stuhl war leer. Brice hatte sein Wort nicht gehalten.
Eine Bewegung dicht neben ihr ließ Meredith erschrocken herumfahren. Brice. Sie blickte ihm ins Gesicht.
Er lächelte sie an. Wortlos streichelte er ihr die Wange, sanft und zärtlich. Wie gebannt lag Meredith da. Kaum wagte sie zu atmen.
Welch eine süße Liebkosung! Was für ein faszinierender, beunruhigender Mann! Wild sah er aus mit dem dunklen Schatten des Bartes, der seine Gesichtszüge noch markanter hervortreten ließ. Wild und schön.
Meredith schluckte. Ihr Hals war trocken. Ihr Puls flog. Und an einem tief verborgenen Punkt ihres Körpers empfand sie einen qualvoll-süßen Schmerz. Der Mann neben ihr richtete unglaubliche Dinge mit ihr an.
Unvermittelt setzte sie sich auf und schwang die Beine aus dem Bett, aber ehe sie der Gefahrenzone entronnen war, hatte Brice sie am Handgelenk gefasst. „Ihr solltet im Bett bleiben, Mylady.“
„Nein. Ich bin es nicht gewöhnt, faul im Bett zu liegen. Ich muss aufstehen und mich bewegen.“
Brice hütete sich, ihr Zwang anzutun. Er ließ sie los und folgte ihr mit dem Blick, als sie den Raum durchquerte. Er beobachtete, wie sie aus dem schweren Steingutkrug Wasser in den Zuber goss und begann, sich Gesicht und Arme zu waschen.
Er rutschte im Bett höher und setzte sich auf. In dieser Lage konnte er das Meisterwerk göttlicher Schöpfung in seiner vollen Schönheit bewundern. Meredith MacAlpin war mehr als schön, sie war vollkommen. Ihr seidig-glattes Hemd betonte jede Linie und Rundung ihres Körpers.
Als Meredith sich tief über den Waschtrog beugte, wurde der dunkle Spalt zwischen ihren runden festen Brüsten sichtbar. Brice ballte die Hände, um seiner plötzlichen Erregung
Herr zu werden. Er ließ den Blick tiefer wandern, zu Merediths Taille, die so schmal war, dass er sie bestimmt leicht mit den Händen umspannen konnte. Ihre leicht gerundeten Hüften forderten zu zärtlichen Liebkosungen auf. Und diese langen wohlgeformten Beine, diese zarten, nackten Füße, nicht größer als die eines Kindes.
Meredith trocknete sich das Gesicht und fuhr mit der groben Bürste, die neben dem Waschgeschirr lag, durch ihre zerzauste Lockenmähne. Mit zur Seite geneigtem Gesicht bürstete sie das nach vorn fallende Haar so lange, bis es seidig schimmerte. Dann warf sie schwungvoll den Kopf zurück, sodass die welligen Kaskaden ihr wie ein Schleier über den Rücken fielen.
Brice konnte sich an dem betörenden Bild nicht sattsehen. Er beobachtete gebannt, wie Meredith mit federleichten Schritten durch den Raum ging und ihr zerdrücktes weißes Kleid vom Stuhl nahm. Ein träumerisches Lächeln ging über sein Gesicht. Aber dann sah er etwas, was sein Lächeln gefrieren ließ.
Er sprang aus dem Bett und stürmte so schnell auf Meredith zu, dass sie erschrocken zusammenfuhr. Ängstlich sah sie Brice an, als er ihr Kinn umfasste und ihr Gesicht zu sich emporhob. Doch dann entdeckte sie den schmerzhaften Ausdruck in seinen Augen. „Was ist, Mylord?“, flüsterte sie.
„Ich hätte ihn niemals laufen lassen dürfen!“ Brice ließ die Finger über die dunklen Male an Merediths Hals gleiten und untersuchte jede einzelne Stelle. „Für das, was er Euch angetan hat, hätte ich den Schuft auf der Stelle töten müssen.“
„Es wird heilen“, sagte Meredith leise.
„Wenn es in meiner Hand läge“, Brice drückte sanft die Lippen auf die blauvioletten Würgemale, „dann würde ich Euch Eure Schmerzen abnehmen. “
Meredith stand regungslos da, aufgewühlt von ihren übermächtigen Gefühlen. Nie zuvor war sie so geküsst worden. Noch nie hatte ein Mann es gewagt, ihren Hals mit den Lippen zu berühren.
Sie wehrte sich nicht dagegen. Wie liebevoll, wie sanft und zärtlich diese Berührung
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