Die wahre Koenigin
hinab.
„Vergebt mir, Meredith. Ich hätte nie geahnt, dass einer meiner eigenen Männer zu einer so schändlichen Tat fähig wäre.“
Als Meredith schwieg, fuhr Brice flüsternd fort: „Es tut mir leid, Euch weiteren Qualen auszusetzen. Aber auf Eurer Kleidung ist Blut. Ich muss wissen, woher es rührt.“
„Nein. Nein!“ Meredith kämpfte, fühlte sich jedoch am Ende ihrer Kraft. Hilflos musste sie zulassen, dass Brice ihr die zerrissenen Kleider abstreifte.
Blut war bis zu dem seidigen elfenbeinfarbenen Mieder durchgesickert. „Ihr seid verletzt“, sagte Brice besorgt und begann, die gekreuzten Bänder zu lösen, die das zarte Gebilde zusammenhielten.
Meredith verdeckte ihre Brust mit den Händen und begann so kläglich zu wimmern, dass Brice innehielt.
Er setzte sich auf die Bettkante, beugte sich über Meredith und umfasste sanft ihr Gesicht. „Ihr seid verletzt, Meredith, Ihr blutet. Lasst mich Euch helfen.“
Allmählich ließ Merediths Angst nach. Brice schien ernstlich um sie besorgt zu sein und keine bösen Absichten zu haben. „Ich blute nicht“, flüsterte sie.
Ihr Atem strich warm über seine Wange, und er musste die Versuchung, sie zu küssen, niederkämpfen.
„Aber auf Euren Kleidern ist überall Blut.“
„Es ist Holdens Blut.“
„Holdens?“ Brice neigte sich noch tiefer und sah Meredith eindringlich in die Augen. „Wieso Holdens? Ihr hattet doch keine Waffe ... “
„Ich hatte meine Fingernägel. Und meine Zähne.“
„Ihr habt ihn gebissen?“ Brice empfand so etwas wie Stolz und Triumph. In seiner Stimme schwang ein unterdrücktes Lachen mit.
„Jawohl. Ich habe ihm in die Hand gebissen.“
„Dann brauche ich also nicht dieses Bändchen zu lösen und nach einer Verwundung zu suchen?“
„Nein, es ... es ist nicht nötig“, flüsterte Meredith.
„Wie schade. Ich war bereit, meine Pflicht zu tun, und wenn es noch so unangenehm gewesen wäre.“
Meredith lächelte. Eben noch in Todesangst ertappte sie sich dabei, dass sie Brice Campbell zum ersten Mal anlächelte. Und sie lächelte über einen dummen Scherz, den er noch dazu auf ihre Kosten machte.
„Solltet Ihr noch immer erwägen, Eurer Pflicht nachzukommen, dann bedenkt vorher eins, Mylord. Ihr werdet den Leibarzt der Königin rufen müssen, um den Schaden beheben zu lassen, den diese Zähne Euren Händen zufügen werden. “ „Es sind die Hände eines edlen Kriegers, Mylady Sie müssen unversehrt und kräftig bleiben, damit sie die Schwachen und Hilfsbedürftigen schützen können.“
„Es werden die Hände eines geschlagenen Kriegers sein, wenn sie sich dorthin verirren, wo sie nicht erwünscht sind.“ Brice sah Meredith lange schweigend an. „Ihr seid eine erstaunliche Frau, Meredith. “ Die plötzliche Röte in ihrem Gesicht warnte ihn aufs Neue. „Seid Ihr vielleicht doch verletzt? Habt Ihr Schmerzen?“
Der zärtliche Ton seiner Stimme berührte Meredith in ihrem tiefsten Innern. Nur mühsam bewahrte sie die Fassung. „Ich habe es überlebt, und es geht mir gut. Sehr gut.“
Brice ließ sich nicht täuschen. Er las in Merediths Miene die tiefe Erschöpfung, die der Kampf hinterlassen hatte. „Ihr seid in der Tat eine sehr tapfere Frau. Aber erholt habt Ihr Euch noch lange nicht.“ Seine Stimme klang auf einmal schroff. „Ihr werdet jetzt schlafen!“ Er breitete die Leintücher über Meredith und deckte sie fürsorglich mit der Felldecke zu.
Wohlig eingekuschelt wie ein Kind, lag sie in den Kissen, und wie ein Kind fühlte sie sich. Sie streckte die Hand nach Brice aus. „Bleibt Ihr bei mir? Ihr werdet mich doch nicht von einem dieser Männer bewachen lassen?“
Brice unterdrückte ein Lächeln. „Ich bleibe, wenn Ihr es wünscht.“
„Ja.“ Sie hielt seine Hand fest. „Ich möchte es.“
Brice blickte auf die kleine Hand, die so zart und zerbrechlich schien und doch eine magische Kraft besaß. „Ich werde nicht von Eurer Seite weichen“, versprach er, und in diesem Moment hätte er Himmel und Erde bewegt, dass es für immer so wäre.
„Die ganze Nacht?“
„Die ganze Nacht-. Bis zum Morgen.“ Er zog einen Stuhl ans Bett und legte sich eine Felldecke auf die Knie. Während das Feuer langsam herunterbrannte, bewachte er Merediths Schlaf.
Die ersten Strahlen der Morgensonne fielen in den Raum und vertrieben die Schatten der Nacht. Eine Vogelstimme zwitscherte und dann noch eine. Leise raschelten die Blätter im Wind.
Meredith lag reglos unter der Decke und ließ die Bilder
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