Die wahre Koenigin
schöne Meredith auf der Totenbahre ins Lowland tragen, durchbohrt von Brice Campbells Schwert.“
Brice sprach ruhig weiter. Nur in seinen Augen glomm kalter Hass. „Ein genialer Plan, MacKenzie. Verratet Ihr mir auch, wie Ihr es fertiggebracht habt, die MacAlpins von dem Feldzug abzuhalten? Schließlich geht es darum, ihr Oberhaupt zu befreien.“
Gareth lachte wegwerfend. „Ich brauchte sie nicht zu überzeugen. Die MacAlpins sind aus eigenem Entschluss im Lowland geblieben. Aus Angst um das Leben ihrer Lady wollten sie keinen Kampf, sondern Verhandlungen.“ Sein meckerndes Lachen schrillte in Merediths Ohren. „Verhandeln wollten sie. Mit dem Barbaren des Hochlandes.“
„Und wer sind all diese Männer, die an Eurer Seite kämpfen?“
Gareth drückte Brice die Schwertspitze unter das Kinn. „Ich habe mehr Gefolgsleute, als Ihr denkt. Offenbar hat der Herr von Kinloch House noch viele andere Schotten gegen sich. So mancher Eurer alten Freunde wird frohlocken, wenn ich das Land endlich von den Campbells befreit habe.“
„Ihr schreckt in Eurer Gier nach Besitz und Macht vor nichts zurück. Ihr habt mich verleumdet und meinen guten Namen besudelt. Nur um Euch zu bereichern, habt Ihr all diese wehrlosen Menschen getötet. Gebt es schon zu!“
Gareth zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Warum nicht?“
„Dann reicht mir mein Schwert, und kämpft einmal in Eurem Leben mit jemandem, der nicht wehrlos ist. Ich will meinen geschändeten Namen reinwaschen. Ganz Schottland soll wissen, dass Brice Campbell ein Ehrenmann ist.“
„Ha! Wer glaubt schon einem Barbaren?“ Gareth drückte Brice das Schwert an die Brust. „Und besonders einem toten Barbaren!“ Er drehte sich zu den Männern um. „Ich bin als Erster an der Reihe. Dann überlasse ich ihn euch.“
Meredith hielt sich die Hände vors Gesicht, als Gareth zustieß. Als sie den dumpfen Eall hörte, hätte sie fast aufgeschrien.
Wie betäubt stand sie gegen die Wand gelehnt, und wenn sie nicht im letzten Moment in ihr Versteck gestürzt wäre, hätte Gareth sie unweigerlich entdeckt.
Er kam aus dem Raum gestürmt und lief in Richtung Treppe. „Kommt nach, wenn ihr fertig seid“, rief er über die Schulter. „Wir müssen die Frau finden.“
Von ihrem Versteck aus musste Meredith mit anhören, wie die Männer drinnen unter brutalem Gelächter auf den Mann einstachen, der bereits niedergestreckt am Boden lag.
Dann endlich war das Gemetzel beendet. Fünf blutbefleckte Bestien in der Aufmachung von Kriegern stapften aus dem Raum. Der letzte trug das juwelenverzierte Schwert der Campbells und verkündete hämisch, dass nun die junge Lady dem Hochland-Barbaren zum Opfer fallen würde.
Meredith erschauerte bei seinen Worten. Sie kroch aus ihrem Versteck und stürzte ins Zimmer. Zuerst sah sie nur ein wüstes Durcheinander von umgestürzten Möbeln, heruntergerissenen und blutbefleckten Fellen und zerfetzten Kleidungsstücken. Dann entdeckte sie in der hintersten Ecke des Raums eine zusammengekrümmte Gestalt. Mit tränenüberströmtem Gesicht beugte sie sich über Brice, der aus unzähligen Wunden blutete. Sie legte behutsam die Finger an seinen Hals und fühlte keinen Pulsschlag.
Haltlos weinend, betrauerte Meredith den Mann, der ihr Feind gewesen war. Plötzlich riss eine Stimme sie aus ihrem ohnmächtigen Schmerz. Eine vertraute Stimme. Eine verhasste Stimme. Gareth. Er kam zurück.
Meredith fuhr hoch und lief nach nebenan in den Schlafraum. Unangetastet lagen auf der Konsole über dem Bett die Waffen. Mit einem Dolch in der Faust wartete Meredith. Ihr Herz stand still, als plötzlich ein Schatten die Tür zum Wohnraum verdunkelte. Sie duckte sich und kroch unter das Bett. „Campbell ist tot.“
„Und ob er tot ist. Ich selbst habe ihm das Schwert in die Brust gestoßen.“ Gareths kalte Stimme jagte Meredith einen Angstschauer über den Rücken.
„Und die Frau? Sie ist nirgends zu finden.“
„Durchsucht das Schloss. Durchkämmt es bis zur letzten Kammer.“
„Ist schon geschehen. Unten bei den Frauen und Kindern war sie nicht, und die Räume im Schloss sind leer. “
Gareth fluchte. „Dann muss die Hexe während des Kampfes in den Wald geflüchtet sein. Wir müssen sie finden, bevor sie es nach Hause geschafft hat.“
„Ihr glaubt doch wohl nicht, dass eine Frau allein eine Flucht durch die Berge überlebt?“
„Die kleine MacAlpin ist zäh. Aber wir werden dafür sorgen, dass sie nicht weit kommt. Wir müssen uns beeilen.
Weitere Kostenlose Bücher