Die wahre Koenigin
Kümmert Euch um die Verwundeten und Toten, lasst uns zusehen, dass wir von hier wegkommen.“
„Und was werden wir Meredith MacAlpins Clan erzählen, wenn wir ohne ihre Anführerin zurückkehren?“
An diese Möglichkeit hatte Gareth noch nicht gedacht. Er überlegte. „Wir werden sagen, dass sie nicht auffindbar war. Natürlich! Nach dem Tod ihres Anführers hat einer von Campbells Getreuen sie verschwinden lassen. Die Rettungsaktion wird auf später verschoben.“ Die Männer brachen in Lachen aus.
„Den Barbaren des Hochlands könnt Ihr aber nicht als ihren Mörder hinstellen“, gab einer von ihnen zu bedenken.
„Er ist dennoch an ihrem Verschwinden schuld, davon werden wir diese leichtgläubigen Narren schon überzeugen. Campbells Krieger haben den Willen ihres Herrn vollstreckt, ist das nicht einleuchtend?“
Die Männer murmelten zustimmend. „Und was nun, Mylord? Werden wir das Schloss niederbrennen?“
„Ja. Wir haben Campbell getötet, und nun werden wir seine Festung und die Häuser seiner Leute zerstören. Die Familien werden sich in alle Winde zerstreuen, und bald wird der Name Campbell nicht mehr existieren.“ Gareth ging zur Tür. „Kommt und beeilt Euch. Verliert keine Zeit mehr mit der Suche nach dieser Frau.“
Meredith hörte die Männer hinausgehen und wartete, bis die Schritte sich entfernt hatten. Langsam beruhigte sich ihr Pulsschlag, und ihr Denken setzte wieder ein. Sie musste etwas tun, aber was?
Vorsichtig schob sie sich unter dem Bett hervor und kroch in den anderen Raum hinüber. Als sie das leblose Bündel am Boden sah, strömten ihr wieder die Tränen aus den Augen.
Brice. Der starke, sanftmütige, zornige, zärtliche Riese war tot. Meredith neigte sich über ihn, umschloss sein Gesicht und betrachtete seine schönen, stolzen Züge. „Ich habe dir Unrecht getan“, flüsterte sie. „Du bist kein grausamer Wilder. Du bist ein sanfter und gerechter Mann. Du warst fair zu mir und großherzig zu deinen Freunden. “
Die Tränen rannen ihr über die Wangen und tropften auf das starre Gesicht, das sie zwischen den Händen barg. „Auch Gareth hast du als den erkannt, der er ist. Der Teufel in Person. Ich wollte es dir nicht glauben, aber du hattest recht. Und hätte dein tödliches Versehen nicht meine Heirat verhindert, dann wäre ich schon lange tot, und Gareth hielte mein Land und meinen Clan in den Fängen.“
Meredith presste die Lippen auf die Stirn des Toten. „Oh Brice, dir habe ich zu verdanken, dass ich die schreckliche Wahrheit über die MacKenzies erfahren habe. “ Ihre Tränen strömten unaufhaltsam, und sie war kaum noch Herr ihrer Gefühle.
Plötzlich fuhr sie mit dem Kopf hoch und starrte Brice ins Gesicht. Narrten sie ihre Sinne, oder hatte sie an den Fingerspitzen tatsächlich ein leichtes Pochen gefühlt? Doch das Gesicht war reglos. Ein grenzenloser Schmerz erfasste Meredith. Brice war tot. Oder doch nicht? Da war es wieder, dieses unmerkliche Vibrieren. Ein Pulsschlag?
Lebte Brice? Meredith berührte leicht seine Lippen, und jetzt spürte sie es genau, einen schwachen Hauch, einen Atemzug.
Ein letztes Fünkchen Hoffnung flammte in Meredith auf.
War es möglich, dass Brice das furchtbare Gemetzel überlebt hatte? Noch einmal legte sie den Finger auf die Ader an seinem Hals. Da! Ein Pulsschlag. Kaum spürbar. Flach und unregelmäßig. Aber ein Pulsschlag.
Brice lebte. Er war am Leben.
Mit fliegenden Bewegungen streifte Meredith Brice die blutdurchtränkte Tunika vom Leib. Sie musste seine Wunden stillen, musste ihn wärmen. Wenn nötig, mit ihrem eigenen Körper. Es war keine Zeit mehr für Tränen.
Jetzt hieß es handeln.
10. KAPITEL
Vom Hof her ertönte Gareths Befehl zum Abzug.
Meredith achtete nicht auf die aufgeregten Rufe der Reiter, auch nicht auf den Geruch von Rauch, der ins Zimmer drang. Sie zwang sich, ihre Sinne vor den Warnsignalen zu verschließen, denn für sie gab es in diesem Moment nur diesen Raum und diesen Mann, dessen Leben sie retten musste.
Sie nahm den Wasserkessel vom Kaminhaken und drehte Brice vorsichtig in eine andere Lage. Nachdem sie mit dem scharfen Dolch seine Kleidung aufgeschnitten hatte, begann sie vorsichtig, die Wunde an der Schulter zu säubern.
Der brenzlige Geruch wurde stärker. Was wäre, wenn das Feuer sich bis hierher ausbreitete? Ein kurzer Blick auf die massige Gestalt machte Meredith klar, dass sie Brice niemals allein in Sicherheit bringen könnte. Aber er musste leben! Und wenn sie das
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