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Die wahre Koenigin

Titel: Die wahre Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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ergebener Resignation. Kampf war für sie ein Teil ihres Lebens, wie Essen, Trinken und Schlafen. Sie waren Töchter von Kriegern, und Krieger waren ihre Männer. Und jede der Frauen wusste, dass sie Mütter von zukünftigen Kriegern waren.
    Meredith stand am Eingang und presste das Ohr an die schwere Tür. Sie hörte Geräusche, erkannte Stimmen, vernahm unterdrückte Flüche. Dann ein erstickter Schrei, ein dumpfer Fall, Stöhnen wie von einem Sterbenden.
    Meredith horchte angespannt und mit wachsendem Entsetzen. Der geräuschlose Kampf schien eine Ewigkeit zu dauern. Dann wieder der Aufprall eines Körpers. Schritte, die sich schnell entfernten. Stille.
    Nur von oben drang noch immer der entfernte Kampflärm zu dem unterirdischen Zufluchtsort. Meredith wanderte unruhig zwischen den geduldig wartenden Frauen umher. Lange würde sie es hier nicht mehr aushalten. Sie ertrug es nicht, ihre Leute in Gefahr zu wissen, während sie hier unten in Sicherheit war.
    Ihre Leute kämpften und starben, gaben ihr Leben für ihre Anführerin, die sich hinter dicken Mauern verborgen hielt. Meredith wusste, dass sie keine Wahl hatte. Sie musste sich ihren Männern zeigen und ihnen befehlen, den Kampf zu beenden. Mit schweißnassen Händen schob sie den schweren Riegel von der Tür zurück, ungeachtet der leisen Proteste der Frauen.
    „Bitte, Mylady, bleibt hier“, flüsterte Cara. „Dort oben wartet der Tod auf Euch.“
    „Ich muss gehen. Ich habe die Macht, das Gemetzel zu beenden. “
    „Nein, Mylady.“ Mistress Snow kam auf Meredith zu und legte ihr die Hand auf den Arm. „Der Einzige, der den Kampf beenden kann, ist unser Lord Campbell. Er hat uns allen befohlen, hierzubleiben, wo wir in Sicherheit sind. Ich bitte Euch, missachtet nicht seinen Befehl.“
    Meredith hob stolz den Kopf. Niemand, auch nicht diese wohlmeinenden Frauen, konnten sie von ihrem Entschluss abbringen. Sie schob die Tür ein Stück mit der Schulter auf und spähte hinaus. Dicht neben der Tür lagen zwei Männer in ihrem Blut. Zwei tapfere Männer, deren Witwen ahnungslos und nicht weit von ihnen auf den Augenblick des Wiedersehens warteten.
    Meredith behielt für sich, was sie gesehen hatte. Schon halb aus der Tür geschlüpft, flüsterte sie Mistress Snow zu, hinter ihr den Riegel vorzuschieben. Draußen kniete sie sich neben die leblosen Gestalten und horchte, ob sie noch atmeten. Aber beide waren tot. Ihre blutigen Schwerter zeigten, dass sie erbittert um ihr Leben gekämpft hatten.
    Meredith strich den Toten über die Augen. Dann lief sie den Flur entlang und hastete die gewundene Steintreppe hinauf. Am Eingang zur großen Halle blieb sie bei dem furchtbaren Anblick, der sich ihr bot, wie gelähmt stehen.
    Überall lagen Tote und Sterbende. Unkenntliche Gestalten krümmten sich am Boden und stießen röchelnde Laute aus. Blutspritzer waren an den Wänden und auf den Tischen. Der Geruch des Todes lag über dem Raum.
    Meredith betrat verstört die Halle. Sie betrachtete die verzerrten Gesichter der Gefallenen, beugte sich zu den Verwundeten hinab, sprach ihnen Trost zu und benetzte ihnen die Lippen mit dem Wasser aus ihren ledernen Beuteln.
    Suchend ging sie umher. Außer Campbells Leuten sah sie nur fremde Gesichter, keinen einzigen Mann ihres Clans. Sie suchte weiter, betrachtete jedes Gesicht. Und dann stieß sie einen tiefen Seufzer aus. Brice war nicht unter den Opfern. Er hatte die erste und schrecklichste Phase des Kampfes überlebt.
    Und jetzt wurde Meredith bewusst, dass sie nur nach ihm gesucht hatte.
    Sie ging aus der Halle, und vom Hof her hörte sie die langgezogenen Töne des Dudelsacks. Jamie! Er spielte so, wie Brice es befohlen hatte.
    Die Szene, die Meredith wenig später erblickte, raubte ihr den Atem. Aus dem niedergebrannten Vorratshaus quollen schwarze Rauchwolken. Hühner, Enten, Gänse flatterten in panischer Angst hin und her, dazwischen bockende Ziegen und laut blökende Schafe.
    Und mitten in dem Chaos ein wildes Gemetzel. Der Kampf hatte schreckliche Ausmaße erreicht. Wie von Sinnen hieben die Männer aufeinander ein. Unmenschliche Schreie gellten über den Hof.
    Aber Jamie spielte. Umgeben von gefallenen Kameraden, stand er allein in einer Ecke des Hofs und spielte den Dudelsack. Tränen strömten über sein verschmutztes Gesicht, aber er blies mit verzweifelter Anstrengung die Pfeifen und entlockte ihnen eine Melodie, die er sicher schon nicht mehr hörte.
    Und er würde weiterspielen, selbst wenn er durch die Hölle

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