Die wahre Koenigin
Liebe.“
Er zog mit der Fingerspitze die Linien ihres Mundes nach. Leise und mit weicher Stimme antwortete er: „Ich glaube, dass nur wenige Menschen das erleben, was wir beide erleben durften.“
„Warum?“
Er ließ die Hände über ihre samtene Haut wandern. Die Berührung genügte, um von Neuem sein Begehren zu wecken. „Warum? Vielleicht aus Angst, sich aneinander zu verlieren.“ „Warum haben sie Angst davor?“
„Sie wollen sich nicht weggeben, nicht die Kontrolle über
sich verlieren. Es gibt nur wenige Menschen, die stark genug sind, vor den anderen ihre Schwächen und Bedürfnisse zu zeigen. Die meisten verschanzen sich hinter einem Schutzpanzer.“
„Habt Ihr Schwächen, Mylord?“, fragte Meredith mit einem koketten Lächeln.
„Eine habe ich gerade entdeckt“, antwortete er mit Grabesstimme. „Es ist eine schöne, widerspenstige, nach Wildblumen duftende Teufelin. Sie macht mich mit einer einzigen Berührung schwach.“
„Was für eine Berührung? Vielleicht so?“ Sie strich mit der Fingerkuppe ganz leicht über seine Brust und seinen Bauch. Ihre Hand näherte sich seinen Schenkeln.
Heißes Verlangen loderte in ihm auf. Doch ehe er sich die Verführerin greifen konnte, war sie ihm zuvorgekommen. Sie rollte herum und lag auf ihm.
Ihr Haar umhüllte ihn wie ein seidiger Schleier. Ihre brennenden Augen spiegelten Leidenschaft und Verlangen wider. Sie begann sich zu bewegen, und sie lächelte, als sie seine wachsende Erregung spürte.
„Teufelin, ich bin ein schwerkranker Mann, der sich von seinen Verwundungen erholt. Ihr bringt mir den Tod.“
„Dann lasse ich Euch jetzt allein, damit Ihr ruhen könnt, tapferer Krieger.“
Bevor Meredith ihre Drohung wahrmachen konnte, schloss Brice die Arme um ihren Rücken und zog sie an sich. Seine Lippen und Hände taten ihre magische Wirkung. „Du bist die einzige Medizin, die ich brauche, Liebste“, flüsterte er. „Bleib bei mir und liebe mich.“
Sie tauchten in eine Welt berauschenden Glücks ein. Eine Welt, die sich nur den Liebenden öffnet.
Es war tiefe Nacht. Meredith lag neben Brice und horchte auf seine Atemzüge. Ob er wusste, was er ihr an diesem Tag gegeben hatte? Hatte er eine Ahnung, dass er ihr mit seiner ruhigen Zuversicht, mit seiner Stärke und Liebe jenes Gefühl von Sicherheit wiedergab, das sie seit Langem verloren hatte?
So viel hatte sich in ihrem jungen Leben ereignet. So viel Chaos und Zerstörung. Tod, Mord und Kriege.
Sie hatte den Boden unter den Füßen verloren, ihr Leben war leer und ziellos geworden. Und so wäre es für immer geblieben.
Doch alles hatte sich in einer Nacht geändert. Meredith fühlte sich beschützt und geborgen. Mehr. Sie wurde geliebt.
Liebe. Das war es, worauf sie all die Jahre gewartet hatte.
Brice zog sie schlaftrunken an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Schon wieder wach, kleine Teufelin?“
Mit einem glücklichen Seufzer schmiegte sie sich an ihn. „Ich glaube, ich werde nie wieder schlafen können.“
Er liebkoste mit den Lippen ihr Ohrläppchen. „Und was hindert dich am Schlafen?“, flüsterte er. Seine tiefe raue Stimme ließ ihren ganzen Körper erschauern.
„Es ist alles so neu. So aufregend.“ Sie stieß einen leisen Seufzer aus, als Brice die Finger leicht um ihre Brustspitzen kreisen ließ. „Oh Brice, wird das immer so bleiben? Wirst du nicht eines Tages genug von der Liebe haben und meiner müde sein?“
Er lachte leise. „Niemals, Mylady. Eine Ewigkeit mag verstreichen und mehr. Es würde meine Liebe zu Euch nicht schmälern.“
Sie seufzte glücklich und verlor sich in seinem Kuss.
„Aber es gibt einen schöneren Liebesbeweis als Worte“, hörte sie ihn flüstern, „einen viel, viel schöneren ...“
Und wieder versanken sie im Taumel ihrer Liebe.
Obwohl alle in Kinloch House bedeutungsvolle Blicke tauschten, tuschelten und flüsterten, nahmen die beiden Liebenden nichts als einander wahr. Eingesponnen in ihren Kokon der Liebe, störte sie es nicht, dass sie Gegenstand der gewagtesten Vermutungen und Gerüchte waren.
Mistress Snow hielt schützend ihre Hand über das Liebesglück ihres Herrn und der jungen Lady. Sie wies die Dienerschaft an, die Privatgemächer des Lords und der Lady so selten und so kurz wie möglich zu betreten.
Die Mahlzeiten wurden vorher angekündigt und schnell auf die Zimmer gebracht. Alles, was getan werden musste, um die Räume in Ordnung zu halten, wurde eilig und mit größter Diskretion
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