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Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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kleinen Mädchens …«
    »… ist umgebracht worden«, unterbrach der Kapitän. »Als sie vor diesem Tisch kniete. Und die Hände vor ihrer Brust verschränkte.« Carolina saß still hinter dem Stuhl und sah zu. Amys Lippen bewegten sich, als bete sie. Der plötzliche Ausbruch von Blut unter ihren Händen, und Caroline wich zur Wand zurück. Tränen schossen ihr in die Augen. »Umgebracht von Ihnen«, erklärte der Kapitän.
    »Das können Sie unmöglich wissen«, sagte Ismay.
    Jim lief herein. Er sank vor Caroline auf die Knie und drückte sie fest an sich. »Oh, meine Caroline, sie haben sie umgebracht!« schluchzte er. Caroline entwand sich ihm und ging zum Kapitän, um sich von ihm an der Hand nehmen zu lassen.
    »Es hat keinen Sinn«, sagte Ismay. »Sieht so aus, als hätten diese Herren eine Botschaft empfangen.«
    »Caroline!« rief Jim und bewegte sich drohend auf sie zu. »Was hast du ihnen erzählt?«
    »Caroline hat ihnen überhaupt nichts erzählt«, erklärte Ismay. Er griff unter Jims Jacke in seine Hemdtasche und holte das Arzneifläschchen heraus. Er gab es Caroline. »Du bist gerettet worden«, sagte er ihr. »Alle Kinder in der ersten Klasse sind gerettet worden, außer der kleinen Lorraine Allison, die erst sechs Jahre alt war. Aber du heißt nicht Lorraine. Du heißt Caroline.« Er blickte zum Kapitän auf. »Und sie sind, vermute ich, Kapitän Rostron.«
    »Wer hat eine Botschaft geschickt?« rief Jim hysterisch. »Wie?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Ismay ruhig. »Ich bezweifle sogar, ob es diese vorzüglichen Polizeibeamten wissen, ungeachtet ihres Durchsuchungsbefehls und ihrer Vertrautheit mit den Umständen des Verbrechens. Aber ich würde wetten, ich kenne die Botschaft.« Er betrachtete das Gesicht des Kapitäns. »›Kommen Sie sofort. Wir haben einen Eisberg gerammt.‹«
     
    Originaltitel: ›Distress Call‹ Copyright © 1984 by Connie Willis
    (erstmals erschienen in ›The Berkley Showcase of SF and Cash Crop‹)
    mit freundlicher Genehmigung der Autorin und der Agentur Luserke, Friolzheim
    Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Michael K. Iwoleit
    Illustriert von Jobst Teltschik

 
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Erik Simon
Elementarsonette
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1
Wasser
     
    Der Regen rinnt, die Flüsse schwellen an,
    die ersten Keller stehn schon unter Wasser;
    man wohnt jetzt im Parterre wohl etwas nasser,
    was uns im Dachgeschoß nicht kümmern kann.
     
    Die Tageszeitung droht der Wasserflut,
    die schon beginnt, den zweiten Stock zu netzen,
    als nächstes schwere Technik einzusetzen,
    wie sie’s in solchen Fällen immer tut.
     
    Kein Grund zur Panik! Vierzig Tage nur
    – sagt die Regierung –, dann fließt alles ab,
    man lese nach in Moses’ erstem Buche.
     
    Die Schiffahrtslinien melden Konjunktur,
    der Platz auf unserm Dach wird langsam knapp,
    und Nepal hat die meisten Staatsbesuche.

 
2
Feuer
     
    Die Sonne bricht nach grauen Regentagen
    zum ersten Male durch das Wolkenmeer;
    der letzte Sommer scheint so lange her,
    da mag man nicht nach Maß und Nutzen fragen.
     
    Nach jedem Sonnenstrahle drängt man sich,
    wer immer Zeit hat, bräunt sich jetzt am Strand.
    Zwei Drittel haben einen Sonnenbrand,
    das andre Drittel einen Sonnenstich.
     
    Das Korn verdorrt, und Wälder brennen nieder.
    In allen Städten wird das Wasser knapp,
    selbst in den Kühlseen mancher Kernkraftwerke.
     
    Kaum kriegt man je genug an Strahlen ab –
    nichts auszulassen, ist ja unsre Stärke,
    und so ein Sommer kommt vielleicht nie wieder.

 
3
Luft
     
    Ein Wind kommt auf, ein Hauch nur, kaum zu spüren,
    jedoch uns war ja Stärke Null versprochen.
    Ein nicht geplanter Wind ist ausgebrochen!
    Das muß zu Gegenreaktionen führen.
     
    Zuerst entlarvt man diesen Wind als fremd
    und schafft mit Mauern windgeschützte Zonen,
    damit darin die Windbekämpfer wohnen.
    Nun weht er stärker, wo kein Wall ihn hemmt.
     
    Man muß das Übel bei der Wurzel fassen
    und fortan keine Drachen steigen lassen –
    man weiß ja: Wind weht dort, wo Drachen sind.
     
    Daß Ziegel fallen von den Dächern droben,
    beweist noch längst nicht, daß da Stürme toben;
    hier unten spürt man höchstens etwas Wind.

 
4
Erde
     
    Die Erde bebt, Gebirge stürzen ein
    und Brücken, die Gewässer überspannten;
    im letzten Urwald fallen Baumgiganten,
    und in den Städten bersten Stahl und Stein.
     
    Vulkane brechen machtvoll aus und schicken
    aus ihren Schloten Staub

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