Die wahre Lehre - nach Mickymaus
ökonomischere Möglichkeiten der Hauswirtschaft, aber das ist eine Sache, auf die ich nicht viel Gedanken verschwenden mag.
Also schlüpfte ich in die Schuhe und machte mich auf den Weg zum Supermarkt, der gottlob nur fünf Minuten von meiner Wohnung entfernt ist, so daß ich nur dann das Auto nehmen muß, wenn ich ein paar Bierkisten zu transportieren habe.
Für die Tageszeit – später Nachmittag – war der Supermarkt reichlich voll. Ich holte meine beiden Sechserpackungen Altbier und stellte mich dann in die Reihe vor der einzigen offenen Kasse. Zwei andere Kassiererinnen waren zwar da, hielten aber ihre Zugänge geschlossen, was mir ein bißchen merkwürdig vorkam, weil die Schlange an der offenen Kasse schon recht lang war. Es gab noch mehr Merkwürdigkeiten: nach einer Weile schien es mir, als würde ich beobachtet. Ein Typ in einem weißen Arbeitsmäntelchen, der mir ganz nach Geschäftsführer oder sowas aussah, starrte mich an. Die Kassiererin betrachtete mich, während sie die Preise eintippte. Die beiden anderen Frauen sahen mich an, während sie so taten, als rechneten sie etwas auf Streifen, die sie aus ihren Kassen zogen.
Dann erschien eine Blasmusik. Sechs Mann, eine Trommel, zwei Trompeten, zwei Posaunen, eine Tuba, eine Klarinette. Die Musikanten, fünf Männer und eine Frau an der Klarinette, kamen von draußen in den Supermarkt hereinmarschiert und stellten sich vor der Kasse auf. Die Kunden in der Schlange glotzten. Der Geschäftsführer beobachtete mich. Da ich heute nichts geklaut hatte, erwiderte ich frech seinen Blick, worauf er ihn senkte. Das gab mir zu denken.
Wie immer, wenn ich in der Schlange vor einer Supermarktkasse stehe, gab es eine Verzögerung. Entweder kommen irgendwelche Schülerinnen von der Haushaltsschule, die ihre Einkäufe nicht bar bezahlen, sondern in einem Heftchen abrechnen lassen, mit dem die Kassiererin dann lange beschäftigt ist, oder der Zahlstreifentransporter klemmt und die Kasse muß repariert werden, oder jemand hat zumindest fünf Waren ohne Preisauszeichnung, von denen die Kassiererin die Preise nicht auswendig weiß. Diesmal gab es einen Disput mit einer kleinen dicken Frau vor mir, die auf ein Lockvogelangebot des Supermarkts hineingefallen war und sich jetzt herumzustreiten begann, statt die Ware einfach zurückzuschmeißen. Mir war das im Grunde gleichgültig, weil ich es nicht eilig hatte, aber der Geschäftsführer, die Kassiererinnen und die Blasmusik wirkten genervt.
Als der Streit endlich beigelegt war und ich mit meinen zwei Sechserpacks an die Kasse trat, legte die Blasmusik los, der Geschäftsführer trat auf mich zu, die Kassiererin grinste mich breit an, und ich erfuhr, daß ich der zehntausendste Kunde dieses Saftladens war. Ich bekam ein fürstliches Geschenk, wie sich der Geschäftsführer ausdrückte, der meine Antwort, ich sei aber gar kein Adeliger, als Witz auffaßte. Die Blasmusik spielte irgendein Humtata-Stück und ich wurde von einem wieselflink herbeigeeilten Fotografen dabei aufgenommen, wie ich ein Kuvert entgegennahm, das mein angeblich fürstliches Geschenk enthielt.
Ich öffnete es und entnahm ihm einen Gutschein für eine Küche der Firma Heitekkuck.
Eine Küche war so ziemlich das letzte, was ich brauchte, aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht unter den Schwanz, also lächelte ich, während der Fotograf eifrig weiter knipste. Dann erwarb er noch das Recht an den Bildern, indem er mich auf einem Revers unterschreiben ließ, und ich erfuhr, daß die Fotos in einer Anzeigenserie der Supermarktkette verwendet werden würde, wogegen ich nichts hatte.
Schließlich ließen sie mich gehen, nachdem ich noch ein Glas indiskutablen roten Sekt mit ihnen getrunken hatte, und ich brachte mein Bier nach Hause. Als ich die ersten Sechserpacks in den Kühlschrank gestellt hatte, sah ich mich in meiner Küche um und machte mir Gedanken. Eine neue Küche brauchte ich so dringend wie einen zweiten Blinddarm, das war schon klar. Meine Frage, ob ich sie in Geld ablösen könnte, war negativ beantwortet worden. Heitekkuck produzierte sogenannte ›intelligente Küchen‹, was auch immer das war. Falls meine Küche eine dumme war, paßten wir gut zusammen, jedenfalls waren wir immer gut miteinander ausgekommen. Andererseits war in meiner Küche alles alt und dreckig. Das hatte mich zwar nie gestört, aber warum sollte ich nicht eine neue Küche akzeptieren? Zumindest eine Zeitlang würde sie neu und sauber sein, und das war ja nichts
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