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Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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geheimnisvollen Worten klangen, die irgend jemand Seymour ins Ohr flüsterte.
    Paulus entkleidete sich, dann hob er einen Zipfel der Plane an, und darunter sah er die glatte und gewölbte Außenfläche der Gondel. Er schlüpfte unter das Tuch, und der herrliche Duft des feuchten Holzes hüllte ihn ein, wirkte fast berauschend. Er erfüllte das ganze Innere des Bootes. Es war ein nunmehr schlichtweg überwältigender Duft – nicht mehr nur der des Holzes, sondern auch der Geruch von Leder und Schweiß …
    Seymour gab sich der Gondel so hin, als sei sie ein lebendes Geschöpf, und Körper und Geist verloren sich angesichts des sanften Schaukelns auf dem Wasser, das in den Bootsschuppen hereinglitt und wieder hinausströmte, herein und hinaus …
    Es war die absolute Liebe, ein Akt, den er in dieser Intensität noch nie zuvor erlebt hatte, ihn niemals für möglich gehalten hätte.
    Sehr viel später weckte ihn das Licht des Sonnenaufgangs, das durch den Spalt zwischen zurückgezogener Plane und dem Rumpf der Gondel zu ihm hereindrang.
     
    Die Tür glitt vor ihm auf, und wie erwartet war der Raum völlig leer. Paulus hielt auf das Zimmer zu, in dem sich Dream befand, und die entsprechende Wandfläche reagierte mit einem prächtigen Farbenspektakel auf ihn.
    Er vernahm die gedämpften Stimmen der Gäste, die aus den verborgenen Lautsprechern dröhnende Musik. Seymour schob das Paneel zur Seite und sah sich erneut mit der Menschenmenge konfrontiert, in deren Gegenwart Dream ihre Tage verbrachte.
    Die junge Frau spielte mit einem Schwarzen: Sie betätigten ihre Sensorschalter, und an den Wänden bildeten sich verschiedene Glanzformationen, die sich teilweise gegenseitig aufhoben.
    Dream bemerkte ihn erst, als er vor sie trat und sie damit an einer Fortsetzung des Spiels hinderte.
    »Pau! Du bist also zurück! Wie war’s in Dodge City? Hast du mir ein Souvenir mitgebracht?« Das Mädchen betätigte einige Male vergeblich den Schalter der Sensoreinheit.
    »Sag den anderen, sie sollen gehen.«
    »Nein, laß sie doch bleiben. Wir ziehen uns in irgendeine Ecke zurück, nur wir beide allein. Einverstanden?« Und mit diesen Worten nahm sie ihn bei der Hand und zog ihn mit sich, in einen Winkel des Zimmers, in dem sich einige Gäste damit vergnügten, in der Wand zu verschwinden und wieder daraus hervorzutreten.
    »Schluß jetzt«, sagte Dream. »Laßt uns bitte allein.« Aber Paulus hatte bereits die kleine Metallscheibe Dreams entdeckt, und er schlang der jungen Frau den einen Arm um die Hüfte und preßte die Hand auf die Kontrolleinheit. Es knisterte, und die Gäste lösten sich in Luft auf.
    Dream sah ihn finster an.
    »Ich habe dir das hier mitgebracht«, sagte Pau und reichte ihr das Geschenk.
    Ihre mürrische Verdrießlichkeit wich Neugier. Dream nahm das Paket entgegen und öffnete es. Sie holte das Objekt daraus hervor und betrachtete es erstaunt und verwirrt. »Was ist das, Pau?«
    »Ein Stück Holz.«
    »Aber … was kann man denn damit machen? Als Schmuck läßt es sich nicht verwenden. Es ist zu …«
    »Es ist ein Teil von einer Gondel und hat einen unabschätzbaren Wert. Ich habe es für dich gestohlen.«
    Die junge Frau wandte den Blick von dem Stück Holz ab und sah Paulus unschlüssig an.
    »Ach«, sagte sie, »ich erinnere mich sehr gut an Dodge City und die berühmten Hamburger … sie sind dort wirklich köstlich. Hast du sie probiert? Sind die besten, Pau, ganz bestimmt. Was unsere Hamburger von Dodge City betrifft, kann uns niemand auf der Welt übertreffen.«
    Pau berührte sie sanft an der Schulter. »Ich muß jetzt gehen, und ich glaube, wir werden uns sehr lange Zeit nicht sehen, vielleicht sogar nie wieder …«
    »Wohin willst du denn? Zurück in den Kreisel?«
    »Ich muß an den Ort zurückkehren, woher dieses Souvenir stammt.«
    »Zurück nach Dodge City?«
    »Ich war in den letzten Tagen an Bord der Man’s Pride, und dabei ist mir aufgefallen, daß sich dort nirgends auch nur eine Spur von Holz befindet. Die Station ist eine in sich geschlossene Welt völlig ohne Holz. Und als ich Shannon und den anderen sagte, daß die Wurzeln der Menschheit aus Holz bestehen, und nicht aus Kunststoff, haben sie mich nur groß angesehen und nicht verstanden. Auch du begreifst nicht.«
    Die junge Frau musterte ihn und lächelte sanft.
    Seymour strich mit der Fingerspitze über das Gondelfragment. »Versprichst du mir, es zu behalten?« fragte er. »Es könnte sein, daß …« Er hauchte Dream einen Kuß auf

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