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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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einen fetten Finderlohn!«
    »Laß den Scheiß«, rief Audun. »Gib den Revolver her. Und zwar sofort!«
    Der Dritte im Bunde schaltete sich ein:
    »Red kein Blech, Mann. Gib ihn Audun. Verdammt, das ist eine Mordwaffe, klar?«
    Die plötzliche Erkenntnis, daß mit diesem Revolver möglicherweise vier Menschen getötet worden waren, wirkte lähmend auf den Taucher. Langsam ließ er den Arm sinken und hielt Audun die Waffe hin. Er wirkte fast ängstlich, als er sie losließ.
    »Ist die geladen, was glaubst du?«
    Audun steckte die Waffe so vorsichtig wie möglich in die Tüte. Als sie dort wohlgeborgen war, ließ er den Lichtstrahl seiner Taschenlampe über den Lauf wandern.
    » MR 73   Cal 357 MAGNUM «, las er langsam. »Mit aufgesetztem Schalldämpfer. Zum Henker, Jungs! Das kann die Mordwaffe sein!«
    »Aber ist sie geladen?«
    »Keine Ahnung. Du mußt weitersuchen.«
    »Wieso? Ich hab das Teil doch gefunden. Und jetzt will ich raus aus dieser Tiefkühltruhe, zum Teufel.«
    »Aber hör doch mal!«
    Audun lebte jetzt auf, er hatte seine widerspenstigen Kumpels jetzt, wo sie wirklich eine Waffe gefunden hatten, besser im Griff. Er war der älteste der drei und außerdem Polizeibeamter. Jedenfalls fast.
    »Sie haben zwei Waffen benutzt«, sagte er. »Also müßte da unten noch eine sein.«
    »Die kannst du selbst suchen«, sagte der Taucher und kroch ganz aufs Eis. »Ich frier mir hier noch den Schwanz ab.«
    Hundert Meter weiter, im Schutz der Tannen, hinter einer kleinen Landzunge, stand ein alter Mann und beobachtete die Arbeit der lärmenden Jungen. Er hatte den Weiher mehrere Male aufgesucht, bis er sich dann endlich entschieden und die Polizei informiert hatte. Am selben Vormittag hatte er im Unterholz gleich in der Nähe ein wenig Platz geschaffen. Nach einer Essenspause hatte er einen Holzstapel, den er bei der Straße aufgetürmt hatte, zum Weg gebracht, der zum Weiher führte. Immer wenn jemand gekommen war, hatte er sich hinter dem Holzstapel versteckt. Beim ersten Mal hatte es sich um ein Ehepaar auf Skiern gehandelt. Die nächsten waren eine halbe Stunde später gekommen und hatten jede Menge Ausrüstung mitgebracht. Sie mußten es sein, und er war auf einem anderen Weg zum Weiher geschlichen. Glücklicherweise hatte er den Weg genau erklärt. Sie liefen genau auf die im Eis eingefrorene Stange zu.
    Sie machten einen Höllenlärm. Besonders erfahren wirkten sie auch nicht, und außerdem fluchten sie wie die Kesselflicker. Und sie waren jung, aber wahrscheinlich mußten die Jüngsten die Drecksarbeit übernehmen, bei der Polizei wie überall sonst.
    Als einer von ihnen einen seltsamen Sprung machte und mit einer Waffe aus dem Wasser stieg – der Mann hörte nur, daß sie »Revolver« schrien –, atmete er erleichtert auf. Er hatte richtig gehandelt. Sein Instinkt hatte die Wahrheit gesagt. Bei diesem Gedanken empfand er Freude, eine sanfte Zufriedenheit. Er sehnte sich nach Hause, zurück ins Warme.
    Die anderen schienen nicht ganz so zufrieden zu sein: Es war seltsam, daß sie sich stritten, jetzt, wo sie die Waffe gefunden hatten. Der Mann im Wasser kletterte wieder auf das Eis, während der Kleinste der drei sich die Jacke vom Leib riß und in das Loch hineinsprang.
    Der alte Mann begriff das nicht. Sie hatten das Gesuchte doch gefunden. Sie müßten jetzt ihre Sachen zusammenpacken und machen, daß sie in die Stadt kamen. Es war schon später Nachmittag, und es wurde immer kälter. Er versuchte, die Zehen zu krümmen, um sie zu durchbluten, sie fühlten sich taub an, und unter den Nägeln spürte er ein Stechen.
    Plötzlich fuhr er zusammen. Auch dieser Bursche hatte etwas gefunden. Er sprang im Wasser hin und her und hielt etwas in die Luft, so, wie der andere es mit dem Revolver gemacht hatte. Es war jetzt schon ziemlich dunkel, und obwohl drüben immer wieder das Licht der Taschenlampe über das Eis glitt, war es doch schwer, den Gegenstand zu erkennen.
    Ein Windstoß trug ihre Rufe über den See.
    Eine Pistole. Noch eine Waffe.
    Der alte Mann verschloß seine uralte Thermosflasche und drehte den Plastikbecher darauf. Er brauchte hier nicht mehr zu verharren. Er hatte seine staatsbürgerliche Pflicht getan. Er war überaus zufrieden und zog sich leise zwischen die Bäume zurück.
    An diesem Abend wollte er sich die Fernsehnachrichten nicht entgehen lassen.
    Hanne Wilhelmsen lehnte sich an das Geländer der Galerie im zweiten Stock des Polizeigebäudes und schaute in den riesigen, offenen Raum

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