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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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frage …«
    »Nein, Hanne, hör auf. Sag nicht, sie könnten unschuldig sein, eben weil sie so offenkundig lügen. Das bringt nichts. Das bringt einfach nichts. Ich finde es gut, genau hinzusehen. Das habe ich dir schon einmal gesagt. Skepsis ist gesund. Aber wir wissen jetzt zuviel. Viel zuviel, um uns irgendwelche Illusionen über die Unschuld der Stahlbergs machen zu können.«
    »Illusionen ist das falsche Wort.«
    »Spiel hier nicht die Haarspalterin, Hanne.«
    Hanne wandte sich ihr zu. Ihr Lächeln war anders als sonst. Resigniert oder freundlich; Annmari konnte es nicht so recht deuten.
    »Du hast in diesem Fall eine unglaublich glückliche Hand gehabt, Annmari! Seit den Morden ist erst eine Woche vergangen, und schon morgen kannst du ein bombensicheres Haftbegehren vorlegen. Du bist tüchtig. Das muß ich schon sagen.«
    Annmari suchte nach Ironie, nach einem sarkastischen Unterton. Aber sie fand nichts.
    »Danke«, sagte sie verwirrt.
    »Wenn wir nur Hermine finden. Wissen wir schon mehr?«
    »Nein. Sie ist ganz einfach verschwunden. Die Suche läuft auf Hochtouren. Und dabei hat sich ergeben, daß die Frau einen gelinde gesagt … buntgemischten Bekanntenkreis hat. Aber niemand hat sie gesehen, niemand hat etwas gehört. Sie ist spurlos verschwunden.«
    »Buntgemischter Bekanntenkreis«, wiederholte Hanne. »Den müssen sie auch haben.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du weißt schon«, sagte Hanne. »Wenn Leute aus den oberen Schichten überhaupt mit uns zu tun haben, geht es um Finanzverbrechen oder Verkehrsdelikte. Manchmal auch um häusliche Gewalt. Obwohl sie sich dabei wohl eher hinter ihren Samtportieren verstecken. Aber wenn wir …«
    Sie lächelte, fast schon neckend.
    »… davon ausgehen, daß Carl-Christian, Mabelle und Hermine, einzeln oder gemeinsam, diese Morde begangen haben, und wenn wir wirklich davon ausgehen, daß es sich um ein geplantes Verbrechen handelt … dann müssen sie schon einen buntgemischten Bekanntenkreis gehabt haben, um den Plan in die Tat umzusetzen.«
    Annmari machte ein ungläubiges Gesicht.
    »Zum ersten mußt du eine Waffe besorgen«, fuhr Hanne fort. »Eine nicht registrierte, illegale Waffe. Wüßtest du, an wen du dich wenden könntest?«
    »Nein … doch, ich weiß ja …«
    »Du bist Polizistin, Annmari. Du weißt, wie, aber du würdest es trotzdem nicht schaffen. Du hast keine Ahnung, wie du dich in dieser Szene bewegen mußt. Aber das weiß offenbar Mabelle, nach allem, was ich über ihre Herkunft gelesen habe. Hermine ist ebenfalls in allen möglichen Dreck hineingeraten, durch ihren Drogenkonsum. Diese beiden Damen …«
    Sie verstummte und schüttelte den Kopf.
    »Vorsätzliche Morde geschehen nur selten, Annmari. Das weißt du ebenso gut wie ich. In unseren Statistiken tauchen sie kaum jemals auf. Und wir wissen beide, warum nicht.«
    »Nämlich?« fragte Annmari.
    »Weil wir normalerweise lieber doch nicht morden, wenn wir uns die Sache erst mal überlegt haben. Wir tun es im Affekt, Herrgott, das passiert hierzulande jetzt schon alle fünf Tage. Alle fünf Tage! Manche morden natürlich, um ein anderes Verbrechen zu verbergen, jämmerliche Pädophile, die ihren welken Schwanz in der Hand halten, und denen aufgeht, daß die Kleine, die sie gerade kaputtgemacht haben, Mama vielleicht etwas erzählen könnte.«
    »Jetzt bist du aber ein wenig …«
    »Vulgär? Widerlich? Sicher. Mir geht es nicht darum, daß eine Familie, in der es Drogenabhängige und zweifelhafte Schwiegertöchter gibt, zwangsläufig grauenhafte Verbrechen begehen wird. Ich sage nur, daß grauenhafte, vorsätzliche Verbrechen ohne eine solche Familienstruktur nur schwer durchführbar sind.«
    »Meinst du das, Hanne? Meinst du das wirklich?«
    »Nicht ganz.«
    Hanne grinste breit und schaute auf die Uhr.
    »Aber ein bißchen meine ich es doch. Ich muß los.«
    »Warte!«
    »Wir reden morgen weiter, Annmari. Geh nach Hause. Schlaf dich aus. Du siehst einfach unmöglich aus. So kaputt kannst du morgen nicht vor Gericht erscheinen.«
    »Ich muß zur Pressekonferenz«, sagte Annmari. »Danke für das Kompliment. Neben dem adretten Kriminalchef werde ich aussehen wie ein Müllhaufen.«
    »Aber nicht doch. Auch der sieht ziemlich fertig aus. Wie wir alle. Mach’s gut.«
    Die Stiefelabsätze klapperten auf den Stufen, als Hanne die Treppen hinunterrannte. Ihr Schal blieb liegen, wie ein kleines Häufchen Elend auf dem blauen Boden. Sie achtete nicht auf Annmaris Rufe, sie winkte nur und

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