Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
Vom Netzwerk:
illegale Schußwaffe zugelegt hat?«
    »Nein.«
    »Aber Carl-Christian kennt sich mit Waffen aus.«
    »Carl-Christian? Nein … ach, Sie meinen diesen Schützenverein. Das ist so lange her. Ehrenwort. Das machte ihm einfach keinen Spaß mehr. Und ein guter Schütze war er auch nicht. Wer hat uns denn bloß in diese schreckliche Geschichte hineingezogen?«
    Mabelle brach in Tränen aus. Sie weinte lautlos und gekonnt, es war ein Weinen wie um tote Kinder und nie wiedergutzumachende Katastrophen. Erik war beeindruckt. Für einen Moment empfand er ein unfreiwilliges Mitgefühl mit dieser kleinen Frau. Er hob die Hand, um ihr über die Haare zu streichen.
    Jählings zog er sie zurück, als Anwalt Huse sich erhob und sagte:
    »Ich glaube, wir machen jetzt Schluß für heute. Meine Mandantin braucht einen neuen Anwalt. Ich kann keine weiteren Verhöre gestatten, so lange der nicht gefunden ist.«
    »Na gut«, sagte Erik Henriksen verdutzt. »Sie haben sicher recht.«
    Endlich schaute Mabelle auf. Sie schluchzte zweimal kurz, wischte sich die Tränen ab, murmelte etwas Unverständliches und schneuzte sich dann in ein Taschentuch, das der Anwalt ihr reichte.
    »Hermine lügt immer«, hörte Erik sie noch rufen, als sie in den Arrest zurückgebracht wurde.
    Hanne konnte sich nicht von diesem dumpfen Gefühl der Schwermut befreien; es war wie ein flacher Druck auf das Zwerchfell, der ihr den Appetit raubte. Ständig war sie kurz davor, grundlos in Tränen auszubrechen. Sie konnte jedenfalls keinen Grund erkennen. Wieder streiften ihre Gedanken den Tod ihres Vaters. Das konnte es jedoch nicht sein, was ihr so zu schaffen machte. Nicht dermaßen. In den letzten Tagen hatte sie fast mit resignierter Zufriedenheit daran gedacht, daß William Wilhelmsen nicht mehr lebte. Es konnten Stunden vergehen, in denen sie gar nicht an ihn dachte. Alexanders Eintritt in ihr Leben schien eine Art Schlußstrich zu sein unter alle mögliche Trauer um Dinge, die niemals geheilt werden konnten. Alexander und Hanne hatten kaum miteinander gesprochen, seit er am Heiligen Abend vor der Tür gestanden hatte, zu dünn gekleidet und von den Eltern verstoßen. Trotzdem wußte sie, daß er nicht zufällig zu ihr gekommen war, und sich in der Kruses gate niedergelassen hatte. Er ging immer erst schlafen, wenn sie abends nach Hause gekommen war. Egal, wie früh sie aufstand, um zur Arbeit zu gehen, immer kam er in einem alten Pullover und Trainingshosen in die Küche getrottet; sie tranken schweigend Kaffee, und er wollte nur wissen, wann sie wieder zurück sein würde. Sie beobachteten einander verstohlen, als wüßten sie nicht so recht, ob Verwandtschaft etwas Gutes sei oder etwas, das alles zerstören würde.
    Hanne griff sich an den Bauch und wußte selbst nicht, wie sie in diese eigenartige Stimmung geraten war. »Nicht ganz in Form?« fragte Silje und klopfte unnötigerweise an den Türrahmen. »Wie ist das Verhör gelaufen?«
    »Komm rein. Gut. Oder … schlecht, eigentlich. Kommt auf den Standpunkt an. Der Mann lügt. Das steht auf jeden Fall fest. Er hat natürlich keine Ahnung von einer Waffe, angeblich, und Hermine sei einfach auf die schiefe Bahn geraten, behauptet er. Und das stimmt natürlich, aber er ist total ins Trudeln gekommen, als ich wissen wollte, wo Hermine jetzt wohl sein könnte. Zuerst wollte er mit ihr nicht mehr gesprochen haben, seit er sie im Krankenhaus besucht hat. Als ich andeutete, daß wir natürlich seine Telefongespräche der letzten Tage überprüfen würden, fiel ihm plötzlich ein, daß er wohl doch am 23. mit ihr geredet hat. Ich sagte, ich fände es seltsam, daß er nicht weiß, wo seine Schwester den Heiligen Abend verbracht hat, wo sie doch gerade erst ihre Eltern verloren hatten und überhaupt, aber danach war er dann nur noch stumm. Wenn dieses Verhör also das Ziel verfolgt hat …«
    Sie rieb sich mit beiden Händen das Gesicht, ehe sie hinzufügte:
    »… den Mann dazu zu bringen, uns weitere Haftgründe zu liefern, dann war es ein Erfolg. Aber …«
    »… das ist niemals Hanne Wilhelmsens Ziel«, sagte Silje. »Der geht es nämlich nur um die Wahrheit.«
    Silje setzte sich und zog eine Zigarette aus einer Zehnerpackung.
    »Nur jetzt, in dem ganzen Streß«, flüsterte sie. »Macht das was?«
    Hanne machte mit der rechten Hand eine abwehrende Bewegung.
    »Keineswegs. Ich kann selber jeden Moment rückfällig werden. Warst du übrigens heute früh schon mal hier?«
    »Hier? Nein, wieso fragst

Weitere Kostenlose Bücher