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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Geschenke von Billy T. an Frau und Tochter enthalten. Vermutlich hatte er sein Geld für die Geschenke der Söhne verbraucht. Hanne kaufte eine afghanische Barbie und ein winziges Puppenhaus für die Kleine sowie einen tiefroten Kaschmirpullover für Tone-Marit. Zu allem Überfluß hatte sie Billy T. während des vor dem Essen ausgebrochenen Chaos ins Badezimmer gelockt und ihn die Geschenkzettel mit eigener Hand schreiben lassen, damit die wahre Herkunft der Geschenke nicht herauskam.
    Die Kinder von Håkon und Karen montierten gerade eine Autorennbahn. Håkon saß mit roten Wangen und angetrunken mit dem Gameboy seines Sohnes auf dem Sofa, während Karen, Tone-Marit und Marry auf dem eben freigeräumten Eßtisch Scrabble spielten.
    »Das kannst du nicht schreiben«, sagte Karen und lachte. »Tach. Das schreibt sich so: Tag.«
    »Sagst du vielleicht Taagh?« fragte Marry wütend und dehnte das Wort dramatisch aus. »Sagt das überhaupt irgendwer?«
    »Na ja, aber …«
    »Laß sie doch Tach schreiben«, sagte Tone-Marit. »Für Marry können wir ja wohl ein paar neue Regeln einführen.«
    »Neue Regeln, nix da!«
    Wütend schleuderte Marry ihre Buchstaben zu Boden.
    »Ich brauch ja wohl keine neuen Regeln. Ich will keine Sonderbehandlung, nix!«
    »Scrabble ist vielleicht nicht ganz das richtige Spiel für dich«, sagte Hanne. »Wollen wir uns ans Aufräumen machen, du und ich?«
    In diesem Moment ging die Türklingel.
    Zuerst zeigte niemand irgendeine Reaktion. Dann schaute Tone-Marit Nefis verwundert an. Karen schüttelte den Kopf.
    »Erwartet ihr noch Besuch jetzt?«
    Sie schaute auf die Uhr.
    »Nein«, sagte Nefis überrascht.
    »Ich bin jetzt nicht im Dienst«, sagte Marry.
    Sie hatte sich einen Cocktail aus Cola, Orangenlimonade, Mineralwasser, Orangensaft und Schwarzem Johannisbeersaft gemixt und das Glas mit einem rotgelben Papierschirmchen und einem kleinen, auf einen Trinkhalm gespießten Weihnachtsmann dekoriert. Liv und Jenny hüpften um sie herum und wollten auch so ein Getränk.
    »Irgendwer von euch muß aufmachen.«
    Nefis ging. Dreißig Sekunden später stand sie mit verwirrtem Gesicht wieder da.
    »Das ist für dich, Hanna.«
    »Für mich? Aber wer denn?«
    »Ein … ein Junge. Ein junger Mann. Komm.«
    Hanne fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und ging hinaus in die Diele.
    Der Junge mochte vielleicht sechzehn sein. Er war dünn angezogen, ohne Mütze und ohne Schal. Seine Jeans saßen wie angegossen, und unter der Jeansjacke trug er lediglich ein weißes T-Shirt. Er schaute nur ganz wenig auf, als Hanne vorsichtig die Hand ausstreckte und fragte:
    »Hallo. Wer bist du?«
    Er war hübsch. Er hatte ein ovales Gesicht und eine gerade Nase. Seine Augen waren blau, das sah Hanne zuerst, und dann wurde ihr plötzlich schwindlig, sie waren dunkelblau mit einem kräftigen, schwarzen Ring um die Iris. Er hatte braune, glänzende und frisch geschnittene Haare.
    »Du bist Hanne«, sagte der Junge, ohne ihre Hand zu ergreifen, seine Lippen kräuselten sich zu einem flüchtigen Lächeln und Hanne starrte ungläubig dieses Spiegelbild ihrer selbst in jungen Jahren an. »Hallo.«
    »Komm rein«, sagte sie und trat einen Schritt zurück.
    Der Junge blieb stehen. Erst jetzt registrierte Hanne seinen Seesack aus braunem Leinen; ein Pulloverärmel lugte oben heraus. Neben dem Sack stand ein Pappkarton.
    »Ich weiß nicht, ob …«, sagte der Junge und schluckte. »Ich …«
    »Du mußt … bist du das, Alexander?«
    Seine Augen flossen jetzt fast über. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, und wieder schlug er die Augen nieder. Seine Wimpern waren dunkel und geschwungen, sie wirkten länger, als sie eigentlich waren. Hanne hatte auch solche Wimpern. Hanne hatte einen Mund wie dieser Junge. Sogar die Art, in der er Gleichgültigkeit vorschützen wollte, ein Fuß vor dem anderen, als wisse er nicht so recht, ob er kommen oder gehen wollte, war eine Geste, die Hanne vertraut war, eine Bewegung, die sie von sich selbst kannte.
    Der Junge nickte fast unmerklich.
    »Sie haben mich rausgeworfen«, flüsterte er. »Verdammt, sie haben mich rausgeworfen! Am Heiligen Abend. Ich wußte einfach nicht, wohin. Du stehst nicht im Telefonbuch, aber ich wußte den Namen von deiner Frau noch.«
    Er schaute kurz zu Nefis hinüber, die versuchte, die neugierigen Kinder aus dem Flur zu drängen.
    »Von der Anzeige. Als ihr geheiratet habt. Ich hab sie ausgeschnitten.«
    Seltsamerweise begriff sie das alles, plötzlich und mit

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