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Die Wahrheit des Blutes

Die Wahrheit des Blutes

Titel: Die Wahrheit des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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meinen Schuhen lecken, Judenarsch. Immer schön lecken.« Der Schwarze presste ihm die Turnschuhe noch fester zwischen das geschundene Zahnfleisch. »LECKEN, ARSCHLOCH!«
    Fifi griff nach seiner CZ 85 und öffnete die Tür. Passan hielt ihn zurück.
    »Halt dich da raus. Du vermasselst noch alles.«
    Plötzlich wurde es laut. Das Opfer war mit einem Satz aufgesprungen, die Treppe hinaufgerannt und in einem der Häuser verschwunden. Die Schwarzen lachten laut, verfolgten ihn aber nicht.
    Passan legte den ersten Gang ein und fuhr an ihnen vorbei. Fifi schloss leise die Tür. Sie holperten über die nächste Schwelle. Der Subaru machte kaum mehr Lärm als ein U-Boot auf Tauchstation. Wieder warf Passan einen Blick auf sein iPhone.
    »Rue Sadi-Carnot«, murmelte er. »Da drüben muss es sein.«
    »Wo siehst du denn da eine Straße?«
    Hinter einem Bauzaun fast verborgen zweigte rechts eine Gasse ab. Im gesamten Viertel wurde wie wild gebaut. Auf einem Reklameschild stand in großen Lettern »Raubtiergehege« – ganz ohne Ironie, als Werbung für einen berühmten Tierpark. Am Ende der Gasse erkannte Passan zwischen halbfertigen Mauern und einer Menge Baumaterial einige viereckige, unpersönliche Bauten, die in einer Vorstadt wie dieser ebenso gut eine Schule als auch eine Lagerhalle sein konnten.
    »128 … 130 … 132 …«, zählte er halblaut. »Das ist es. Ganz sicher.«
    Die Blicke der beiden Polizisten richteten sich auf einen der Betonkästen. Passan zog den Zündschlüssel ab und schaltete das iPhone aus. Man sah nichts als große schwarze Pfützen, in die Regentropfen prasselten.
    »Und jetzt?«, fragte Fifi.
    »Wir gehen rein.«
    »Bist du ganz sicher, dass du dich nicht irrst?«
    »Ich bin überhaupt nicht sicher. Aber wir gehen da jetzt rein. Basta.«
    Plötzlich hörten sie eine Frau schreien. Hastig blickten die Polizisten sich um. Woher war der Schrei gekommen? Drei halbwüchsige Kerle rannten die Straße entlang. Sie zerrten ein junges Mädchen mit sich, das sich verzweifelt schluchzend nach Leibeskräften wehrte. Einer der Jungs trieb sie mit heftigen Tritten vorwärts, ein anderer drosch ihr seine flache Hand in den Nacken. Offenbar wollten sie zu den Bauwagen.
    Wieder öffnete Fifi die Wagentür. Sofort packte Passan ihn am Arm.
    »Lass sie laufen. Deswegen sind wir nicht hier, kapiert?«
    Sein Kollege warf ihm einen wütenden Blick zu.
    »Wegen so etwas bin ich aber Bulle geworden, okay?«
    Passan zögerte. Die Frau schrie schrill auf.
    »Scheiße …« Er gab nach.
    Mit vorgehaltener Waffe stiegen sie aus, schlichen hinter geparkten Autos bis zu der Gruppe und warfen sich ohne Vorwarnung auf die drei Übeltäter. Passan versetzte dem ersten einen solchen Schlag, dass er auf einem Haufen Sand in sich zusammensank. Fifi riss den zweiten von den Beinen, drehte ihn sofort auf den Bauch und fingerte nach seinen Handschellen. Der dritte Jugendliche suchte fluchend das Weite.
    Das zitternde Mädchen verschwand fast gleichzeitig. Die beiden Polizisten blickten sich an. Das war ja schnell gegangen! Plötzlich gab es weder ein Opfer noch einen Angriff – einfach gar nichts mehr. Der Kerl am Boden nahm das kurze Zögern sofort wahr, schlug Fifis Hand mit der Pistole zur Seite und sprang auf die Füße.
    Ein Schuss löste sich. Die Handschellen flogen in hohem Bogen klirrend davon. Der Übeltäter verschmolz im Handumdrehen mit der Nacht.
    »So ein Mist«, schimpfte Passan.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Tür des Lagerhauses leise geöffnet wurde. Sofort erkannte er den kahlen Schädel, die gedrungene Figur und die blauen Chirurgenhandschuhe. Wie oft hatte er diesen Augenblick herbeigesehnt! In seiner Fantasie lief immer alles sauber und glatt.
    Er zog seine 45er und brüllte:
    »Stehen bleiben!«
    Der Mann erstarrte. Auf seinem regennassen Schädel spiegelte sich das durch die halb geöffnete Tür flackernde Licht. Drinnen brannte es. Sie kamen zu spät. Plötzlich klickte es in Passans Gehirn. Er fuhr herum und sah gerade noch den dritten Vergewaltiger, der in Richtung der bogenförmigen Gebäude floh.
    Fifi legte an, den Finger bereits am Abzug. Passan drückte seinen Arm nach unten.
    »Sag mal, spinnst du?«
    Nun rannte auch der Kahlkopf davon. Natürlich in die entgegengesetzte Richtung. Sein schwarzer Regenmantel flatterte hinter ihm her. Ein wahres Fiasko! Passan sah, dass Fifi die Waffe wieder hochgenommen hatte und abwechselnd auf die beiden Flüchtenden zielte.
    »Lass den Spinner

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