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Die Wahrheit des Blutes

Die Wahrheit des Blutes

Titel: Die Wahrheit des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Gleichzeitig erhielt Passan die Information, dass es in der vom Hauptverdächtigen Patrick Guillard geleiteten Holding eine Offshore-Gesellschaft gab, die wiederum eine Werkstatt im Pariser Vorort Stains in der Rue Sadi-Carnot 134 besaß. Es war eine Lagerhalle, die in keinem von Guillards Büchern vermerkt war und sich nicht einmal drei Kilometer entfernt vom Fundort der ersten drei Leichen befand.
    Passan hatte sofort Fifi angerufen und sich mit ihm auf den Weg gemacht. Aber sie waren zu spät gekommen. Nur Minuten zuvor hatten Leila und ihr ungeborenes Kind sterben müssen. Aber Passan hatte im Laufe seines Berufslebens zu viel gesehen, um sich über die Ungerechtigkeiten des Daseins noch aufzuregen.
    Plötzlich zerriss ein Schrei den allgemeinen Tumult. Ein junger Mann stieß die Bereitschaftspolizisten beiseite und stürzte sich auf den Leichenwagen. Passan kannte ihn. Es war Mohamed Moujawad, dreißig Jahre alt, der Ehemann von Leila. Er hatte ihn erst am Vorabend auf der Wache in Saint-Denis vernommen.
    Für diese Nacht war es weiß Gott genug. Der Staatsanwalt würde sicher gleich kommen und einen neuen Beamten einschalten, der sich dann mit Ivo Calvini herumschlagen durfte – dem Untersuchungsrichter, der mit der Mordserie betraut war. In jedem Fall würde Passan selbst sicher nicht an den Ermittlungen beteiligt. Zumindest nicht sofort. Er würde zunächst für seine Fehler geradestehen müssen. Illegale Verfolgung, verzögerte Ankunft am Tatort, Nichteinhaltung des Urteils, das ihm bei Strafe verbot, sich Guillard auf weniger als zweihundert Meter zu nähern, und Ausübung von Gewalt gegenüber einem Verdächtigen, der noch keines Verbrechens überführt war. Die Anwälte des Schweins würden ihn in der Luft zerreißen.
    »Verschwinden wir?«
    Fifi saß im Subaru und rauchte eine Zigarette. Seine behaarten Beine – eines hatten die Sanitäter sorgfältig verbunden – hingen aus der geöffneten Tür.
    »Eine Sekunde noch.«
    Passan kehrte noch einmal in die Lagerhalle zurück. So schnell würde er vermutlich keine Gelegenheit mehr erhalten, sich noch einmal genauer umzusehen. Techniker von der Spurensicherung machten sich überall zu schaffen. Das Blitzlicht des Fotografen zuckte auf. Kontrastpulver, Pinzetten und verschließbare Plastiktüten wanderten von Hand zu Hand. Schon tausend Mal hatte Passan diese Vorgänge beobachtet.
    Vor dem Tank entdeckte er Isabelle Zacchary, die die Arbeit der Spurensicherung koordinierte. Er hatte sie selbst zum Tatort gerufen. Sie beugte sich in ihrer weißen Kombi über den schwärzlichen Fleck, den die Eingeweide der Toten hinterlassen hatten.
    »Hast du schon was gefunden?«
    »Führst du die Ermittlungen?«
    »Natürlich nicht, das weißt du doch.«
    »Also, ich weiß nicht, ob …«
    »Ich will ja nur deinen ersten Eindruck hören.«
    Zacchary zerrte an ihrer Kapuze, die sie zu stören schien. Ihre Maske mit den seitlichen Filtern hing ihr um den Hals. Sie sah aus wie ein Wesen von einem anderen Stern. Sobald sie sich bewegte, knisterte ihr Anzug. Sie hatte ihre Brille aufgesetzt, was ihr normalerweise ein distanziert erotisches Aussehen verlieh. An diesem Abend allerdings nicht.
    »Leider kann ich dir im Augenblick noch gar nichts sagen. Wir müssen alles im Labor untersuchen lassen.«
    Passan sah sich um. Der blutüberströmte Tank, die herunterhängenden Fesseln, die blutverkrusteten chirurgischen Instrumente auf dem Tresen. Immer noch roch es nach versengtem Fleisch.
    Mit einem Mal kamen ihm Zweifel.
    »Habt ihr seine Fingerabdrücke gefunden?«
    »Überall. Aber es ist schließlich seine Werkstatt.«
    Man müsste Abdrücke auf dem Opfer finden. Oder auf den Klingen, mit denen die junge Frau verstümmelt wurde. Auch der Benzinkanister kam infrage, mit dessen Inhalt das Baby verbrannt wurde. Vielleicht gab es Hautfetzen unter den Fingernägeln des Opfers. Sie brauchten irgendwelches organisches Material, das den Garagenbesitzer mit seiner Beute in Verbindung brachte.
    »Schick mir einfach die Befunde per Mail.«
    »Das darf ich nicht.«
    »Das ist mein Fall, kapiert?«
    Zacchary nickte. Passan wusste, dass sie es tun würde. Acht Jahre Zusammenarbeit, ein oder zwei durchgeflirtete Nächte und eine sexuelle Anziehungskraft, die nie ganz erloschen war, mussten schließlich zu etwas gut sein.
    Als er wieder ging, fühlte er sich alles andere als erleichtert. Draußen war es ebenso scheußlich wie drinnen. Es regnete wieder stärker. An der Absperrkette der

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