Die Wahrheit des Blutes
Katastrophe gern erspart hätte. Schließlich wankte sie und fiel um wie ein gefällter Baum. Passan versuchte noch, sie an den Händen festzuhalten, doch sie glitt in eine Schlammlache.
Er stand auf. Ohne lang nachzudenken, stieg er über die Leiche hinweg und ließ sich noch einmal in den Fluss gleiten. Langsam arbeitete er sich zum anderen Ufer vor. Aufs Geratewohl und ohne auf den Weg zu achten durchquerte er den Wald.
Ewigkeiten schienen zu vergehen, ehe er den Strand erreichte. Naoko war noch da. Sie lehnte an einem Felsen.
Über das Brausen der Brandung hinweg vernahm Passan ein Motorengeräusch. Das Boot näherte sich der Insel. Verstört trat Passan zu seiner Frau und ließ sich neben ihr in den Sand sinken. Er wusste ihr nichts zu sagen. Da er jedoch zurückgekehrt war, erübrigte sich jeder Kommentar. Er hatte einen Kampf ausgefochten, bei dem es keine zwei Überlebenden geben konnte.
Naoko richtete sich halb auf und nahm ihn so fest in die Arme, dass er sie überrascht anblickte. In ihren Augen lag eine Zärtlichkeit, wie er sie seit Jahren nicht gesehen hatte.
»Ie ni kaerimasyou«, flüsterte sie.
Passan hatte nie Japanisch gelernt und würde es wohl auch in Zukunft nicht tun. Aber diesen Satz verstand er. Intuitiv und ohne Übersetzung.
»Lass uns nach Hause gehen«, hatte Naoko gesagt.
Über den Autor
Jean-Christophe Grangé ist Frankreichs Thriller-Autor Nummer eins. Auf sein bravouröses Debüt DER FLUG DER STÖRCHE folgten weitere Veröffentlichungen, mit denen er schon bald in die erste Riege der internationalen Meister des Genres aufstieg. Grangés Romane erscheinen in über dreißig Ländern und wurden fast alle mit prominenter Besetzung für das Kino verfilmt.
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