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Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)

Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)

Titel: Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Brightley
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Wohin sie ging, war ihr völlig egal. Nur weit weg von ihm, weit weg von dem Ort ihrer Schande. Alex hatte es nicht einmal eine Stunde mit ihr ausgehalten. Die Begegnung mit ihm lief wie ein Film immer wieder vor ihrem inneren Auge ab. Sie hatte keinen Einfluss darauf, konnte es nicht stoppen. Blindlings überquerte sie eine Straße. Ein Auto bremste mit quietschenden Reifen. Emma sah hoch. Eine Handbreit vor ihr glänzte der Kühler eines Autos.
    »Sind Sie verrückt! Ich hätte sie beinahe überfahren!« Der Fahrer hatte das Fenster heruntergekurbelt und beschimpfte sie wütend. Emma nuschelte eine Entschuldigung und überquerte die Straße. Es war dunkel geworden und fing heftig an zu regnen. Sie blieb stehen. Wo war sie hier gelandet? Die Umgebung war drückend. Ärmliche Fassaden und trostlose Häuser spiegelten ihre Verfassung. Sie sah sich um, doch sie hatte jede Orientierung verloren.
    Vor ihr leuchtete die Reklame einer Kneipe. Sie würde sich ein Taxi rufen und nach Hause fahren. Nach Hause? War ihr Zuhause jetzt das Haus ihrer Mutter? Nach dem Streit mit Alex würde man es ihr wahrscheinlich wegnehmen. Denn die Bedingung `Einmal singen mit Alex´ hatte sie nicht erfüllt. Also gut, dann würde sie eben wieder ausziehen. Aber nicht heute Nacht. Sie betrat die Bar.
    »Können Sie mir ein Taxi rufen?«
    Eine etwas korpulente, ältere Frau stand hinterm Tresen. Sie nickte. »Kann aber bei dem Wetter ne Weile dauern.«
    Emma setzte sich erschöpft an einen Tisch. Ihr war sterbenselend. Plötzlich stand wie von Zauberhand eine Tasse mit heißem Kakao vor ihr. Sie sah hoch.
    »Du siehst ziemlich blass aus, Kleine.« Die Frau lächelte. »Das wird dir gut tun.«
    »Danke.« Emma schlürfte das heiße Getränk und tatsächlich, ihre Lebensgeister kehrten langsam wieder.
    »Haste dich mit deinem Freund gestritten?«
    »Wie bitte?«
    Die Frau grinste. »Wenn man so aussieht wie du, und in der Verfassung ist, wie du, steckt meistens ein Kerl dahinter.«
    »Er ist nicht mein Freund.« Emma stockte. »Nicht mehr!«
    »Na, na, na! Was hat er denn angestellt? Hat er was mit einer anderen?«
    »Ja.«
    »So sind die Männer. Sie tun es alle. Ist ihre Natur. Da kann man nichts machen.«
    Sie reichte Emma die Hand: »Ich bin übrigens Molly.«
    »Hallo!« Emma konnte sich nicht überwinden, der Frau ihren Namen zu sagen.
    Molly setzte sich neben sie.
    »War sie deine Freundin?«
    »Wer?«
    »Na die Frau, mit der er dich betrogen hat?«
    »Nein. Meine Schwester.«
    »Deine Schwester. Das ist ja ein Ding. Der haste aber die Augen ausgekratzt, was?«
    »Sie ist tot.«
    »Du hast sie umgebracht? Das nenne ich Einsatz!«
    »Ich hab sie nicht umgebracht. Sie starb bei einem Unfall.«
    »Aber dann ist doch alles in bester Ordnung!«
    »Wie bitte?« Emma war fassungslos.
    »Ja klar!« Die Frau kicherte: »Sie ist weg, und das Problem ist gelöst.«
    »So einfach ist das nicht!« Emma fing an zu schluchzen.
    Molly legte ihren Arm um Emmas Schulter:
    »Glaub mir, es ist so einfach. Wenn du erst mal in meinem Alter bist, wirst du wissen, wie einfach das ist.«
    »Er fehlt mir so!«
    »Na klar fehlt er dir. Denn sie hauen immer dann ab, wenn man sich an sie gewöhnt hat.«
    Emma konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
    »Ja, ja, lass sie laufen, Kindchen, lass sie laufen!«
    In einem Hinterzimmer klingelte ein Telefon.
    »Du springst jetzt nicht von der Klippe, ich kann dich allein lassen?«
    Emma nickte.
    »Gut! Bist ein tapferes Mädchen.« Molly gab Emma noch einen mütterlichen Klaps, dann stand sie auf und verschwand im Raum hinter der Theke.
    Emma schnäuzte sich in eine Serviette.
    Die Tür ging auf. Ein Mann kam in die Bar. Er war groß, dunkelhaarig, nicht unattraktiv, wirkte aber etwas ungepflegt und verlebt. Er schwankte leicht, als er an Emma vorbei zum Tresen ging. Emma starrte in ihren Kakao. Wie würde das alles weitergehen? Der heutige Tag war jedenfalls ein Fehlschlag gewesen. Sie war Alex nicht losgeworden. Im Gegenteil! Ihn zu sehen, der Aufenthalt in seinem Haus, die Musik, es war alles noch viel schlimmer als zuvor.
    »Jana?«
    Emma sah verwirrt hoch. »Wie bitte?«
    »Jana!« Der Mann hatte sich zu ihr umgedreht und starrte sie an: »Kleines Aas! Bist du wieder da? Wo hast du dich denn rumgetrieben?«
    »Was?«
    »Was? Was? Was?« Er stand auf und kam zu Emma an den Tisch. »Wie viel?«
    »Was?« Emma starrte ihn verblüfft an.
    Wie viel willst du?« Er zog aus seiner Jacke ein Bündel mit Geldscheinen. »Was

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