Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
treffen!«
Emma fiel der Anrufbeantworter ein. Mist. Den hatte sie vergessen.
»Ja, vielleicht, aber ich kann da nicht mehr hingehen!«
»Und warum nicht?«
»Ich bin für ihn eine Witzfigur. Das ist doch lächerlich. Er ist ein international anerkannter Pianist und ich bin eine Stümperin!«
»Mir hat er erzählt, wie schön sich deine Stimme entwickelt hat!«
»Dann lügt er!«
»Wie auch immer!« Der Notar wechselte das Thema. »Ich rufe nicht an, um mit dir über Alex Landon zu sprechen, sondern weil ich dich zu einem Konzert einladen möchte.«
»Ein Konzert? Was für ein Konzert?«
»Keine Ahnung. Ich habe zwar deine Mutter verehrt, aber Musik ist nicht wirklich mein Steckenpferd. Meine Frau ist die Musikliebhaberin und sie hat für heute Abend zwei Karten. Doch seit gestern Nachmittag liegt sie mit Fieber im Bett. Eine Karte ist also frei und ich dachte, du könntest vielleicht eine kleine Aufmunterung vertragen?«
Emma überlegte nur kurz. Er hatte Recht. Sie konnte jede Abwechslung gebrauchen.
»Ich komme mit.«
»Gut. Dann treffen wir uns heute Abend um halb acht an der Royal Albert Hall.«
Emma legte den Hörer auf. Plötzlich schämte sie sich über ihr Benehmen bei Alex. Sie hatte sich benommen wie ein dummer, kleiner Teenager. Hatte ihn beschimpft und war auch noch weggerannt. Und er hatte trotzdem angerufen! Zwar in betrunkenem Zustand, aber er wollte sie wieder sehen. Bei dem Gedanken wurde ihr plötzlich sehr heiß, ihr Körper glühte. Sie spürte, dass sie nackt war. Seit der Trennung von Alex hatte sie keinen Mann mehr angesehen. Aber jetzt sehnte sich ihr Körper nach Berührung. Sie stöhnte laut auf. Schluss damit! Diese Gedanken wollte sie nicht weiter verfolgen.
Sie sprang aus dem Bett und lief ins Bad. Dort erwartete sie die Wanne vom Vortag. Vorsichtig griff sie hinein und öffnete den Ablauf. Wieso hatte sie Angst vor der Wanne. Aber sie sah immer noch die Hand, die nach Alex griff und ihn nach unten zog. Gluckernd verschwand das Wasser im Abfluss.
Sie starrte in den Spiegel. Gott sei Dank, ihr Gesicht sah nicht mehr ganz so schlimm aus. Ein kleines Pflaster darüber, und sie konnte auf die Straße.
»Ich werde Alex besuchen und mich bei ihm entschuldigen!« Der Satz kam ihr plötzlich über die Lippen. Ihr Spiegelbild lächelte sie an. Ja, das war eine gute Idee. Denn sie wollte in Frieden leben. Mit sich und mit Alex.
8
Alex erwachte, weil sich ein nackter Frauenkörper von hinten an ihn schmiegte. Er drehte sich um. Neben ihm lag Cindy und lächelte ihn verführerisch an.
»Guten Morgen!« Ihre schlanken Finger tasteten nach seiner Brust und wanderten dann nach unten. Alex griff nach ihrer Hand und hielt sie fest.
»Komm schon! Sei kein Spielverderber!« Cindys Stimme warb schmeichelnd: »Diese ganze Geschichte mit Emma tut mir leid. Ich wollte mich entschuldigen. Ich habe mich wirklich albern verhalten. Und, deshalb, na ja, musste ich dich einfach sehen. Aber als ich kam, warst du schon im Land der Träume und hast so süß ausgesehen im Schlaf. Ich konnte einfach nicht widerstehen und bin zu dir unter die Decke geschlüpft.« Sie sah ihn mit großen Augen an: »Bist du jetzt böse?«
»Mist! Warum hatte er ihr bloß verraten, wo er im Garten den Ersatz-Hausschlüssel deponiert hatte. Er lächelte etwas mühsam zurück. »Nein, ich bin nicht böse.«
»Das ist gut. Ich hab dich so vermisst.« Sie rutschte näher und ihre Hände machten sich erneut an seinem Körper zu schaffen.
»Cindy… ich…«
»Ja?«
»Es tut mir leid, aber ich habe keine Zeit. Ich habe gleich Unterricht.«
»Mit Emma?« Ihre Stimme hatte wieder einen gestressten Unterton.
»Nein. Ein neuer Schüler. Ich muss rüber in die Akademie.«
»Wie schade.«
»Ja, das finde ich auch.«
»Soll ich dir Frühstück machen?«
»Nein. Ich bin spät dran. Ich trinke drüben einen Kaffee.«
Was redete er da? Warum log er sie an? Warum sagte er ihr nicht einfach, dass er nicht mit ihr frühstücken wollte?
»Schade! Ich hätte dir gern ein Ei gekocht, oder vielleicht auch zwei.«
Die Doppeldeutigkeit war nicht zu überhören. Aber er schwieg. Würde sie sich jetzt anziehen und gehen?
»Kriege ich noch einen Kuss?«
Das auch noch! Er beugte sich zu ihr und küsste sie. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn an sich. Er wehrte sich.
»Bitte Cindy! Ich habe wirklich keine Zeit!«
Ihr nackter Körper presste sich an ihn. »Wirklich nicht? Nicht mal fünf Minuten? Wenn wir uns
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