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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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mir jedes Mal ein Bier auf der Terrasse getrunken und mich ausgefragt. Ob es einen Verdächtigen gebe? Ob wir eine Spur hätten? Nach dem Essen hat er mich dann zum Wagen begleitet, um mich weiter zu löchern. Ich bin ihn nur mit Mühe losgeworden.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass …«
    »Ich will gar nichts sagen. Aber …«
    »Aber was?«
    Er kramte in seiner Jackentasche und zog ein Foto heraus. »Das hier habe ich heute Morgen in einem unserer Fotoalben gefunden.«
    Auf dem Bild war Robert Quinn neben einem schwarzen Chevrolet Monte Carlo vor dem Clark’s zu sehen. Auf der Rückseite stand: Aurora, August 1975.
    »Was hat das zu bedeuten?«, wollte Gahalowood wissen.
    »Das habe ich Jenny auch gefragt. Sie hat mir erzählt, dass ihr Vater in jenem Sommer ein neues Auto kaufen wollte, aber unschlüssig war, welches Modell. Er hat mit ein paar Autohändlern in der Gegend Probefahrten vereinbart und konnte so an mehreren Wochenenden verschiedene Modelle ausprobieren.«
    »Darunter auch einen schwarzen Monte Carlo?«, fragte Gahalowood.
    »Darunter auch einen schwarzen Monte Carlo«, bestätigte Travis.
    »Wollen Sie damit sagen, dass Robert Quinn diesen Wagen möglicherweise an dem Tag gefahren hat, an dem Nola verschwunden ist?«
    »Ja.«
    Gahalowood fuhr sich mit der Hand über den Schädel. Er bat darum, das Foto behalten zu dürfen.
    »Travis«, sagte er dann, »wir müssen uns mit Tamara und Jenny unterhalten. Sind sie im Haus?«
    »Ja, natürlich. Kommen Sie. Sie sind im Wohnzimmer.«
    Tamara und Jenny saßen wie zwei Häufchen Elend auf dem Sofa. Wir versuchten über eine Stunde lang, sie zum Reden zu bewegen, aber sie standen dermaßen unter Schock, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnten. Schließlich gelang es Tamara, uns zwischen zwei Schluchzern den Vorabend zu schildern. Sie und Robert hatten zeitig gegessen und anschließend ferngesehen.
    »Ist Ihnen am Verhalten Ihres Mannes etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«, fragte Gahalowood.
    »Nein … Das heißt, ja. Er wollte unbedingt, dass ich eine Tasse Tee trinke. Erst wollte ich nicht, aber er hat immer wieder gesagt: ›Trink, Bibichette, trink. Das ist ein harntreibender Kräutertee, der wird dir guttun.‹ Am Ende habe ich seinen blöden Kräutertee getrunken und bin auf dem Sofa eingeschlafen.«
    »Um wie viel Uhr war das?«
    »Ich würde sagen, gegen dreiundzwanzig Uhr.«
    »Und dann?«
    »Dann ist da ein schwarzes Loch. Ich habe wie eine Tote geschlafen. Um halb acht bin ich aufgewacht. Ich lag immer noch auf dem Sofa, und die Polizei klopfte an die Haustür.«
    »Mrs Quinn, stimmt es, dass sich Ihr Mann mit dem Gedanken trug, einen Chevrolet Monte Carlo zu kaufen?«
    »Ich … Ich erinnere mich nicht mehr … Ja, kann sein, aber … Glauben Sie, er hat der Kleinen etwas angetan? Glauben Sie, er war es?« Kaum hatte sie das ausgesprochen, rannte sie ins Bad, um sich zu übergeben.
    Diese Unterhaltung führte zu nichts. Wir gingen, ohne etwas Neues erfahren zu haben. Die Zeit arbeitete gegen uns. Im Wagen schlug ich Gahalowood vor, Robert mit dem Foto vom schwarzen Monte Carlo zu konfrontieren. Schließlich stellte es ein belastendes Beweisstück dar.
    »Das bringt nichts«, erwiderte Gahalowood. »Roth weiß, dass Lansdane kurz davor ist, einzuknicken, und hat Quinn wahrscheinlich geraten, auf Zeit zu spielen. Quinn wird nichts sagen. Und wir sind im Arsch. Morgen um siebzehn Uhr wird der Fall geschlossen, Ihr Freund Barnaski wird vor sämtlichen Fernsehsendern des Landes seine Nummer abziehen, Robert Quinn wird auf freien Fuß gesetzt, und wir sind die Lachnummer der Nation.«
    »Es sei denn …«
    »Es sei denn, ein Wunder geschieht, Schriftsteller. Es sei denn, wir finden heraus, was Quinn gestern Abend getrieben hat und warum er es so eilig hatte. Seine Frau sagt, sie ist um elf Uhr abends eingeschlafen. Er wurde gegen Mitternacht festgenommen. Dazwischen liegt eine Stunde. Immerhin wissen wir, dass er hier in der Gegend unterwegs gewesen sein muss. Nur wo?«
    Gahalowood sah nur eine Möglichkeit: Wir mussten zu der Stelle fahren, an der Robert Quinn festgenommen worden war, und versuchen, seinen Weg von dort aus zurückzuverfolgen. Gahalowood genehmigte sich sogar den Luxus, Officer Forsyth an seinem freien Tag anzurufen und vor Ort zu zitieren. Wir trafen ihn eine Stunde später am Stadtrand von Aurora. Er lotste uns zu einem Abschnitt der Landstraße nach Montburry. »Hier war es«, sagte er.
    Die Straße verlief schnurgerade durch

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