Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
die aber für den gesamten Euroraum zuständig ist.
Mit anderen Worten: Man wäre auch in dieser Situation nach wie vor auf Geldgeber aus dem Ausland angewiesen. Die Frage ist nur, auf welche? Wer gibt einem Land nach einer Staatspleite noch Kredit? Vermutlich nur wenige und deshalb würde der Schwarze Peter wieder an der EZB und den Steuerzahlern der nördlichen Euroländer hängen bleiben – wie vor der Pleite. Gewonnen wäre durch einen Bankrott ohne Euroaustritt also nichts. 1
Die Konsequenz daraus ist: Ein totaler Staatsbankrott ist nur im Doppelpack mit einem Euroaustritt sinnvoll. Und darin verbirgt sich die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, ob der Rettungsschirm tatsächlich nur Länder und ihre Banken vor der Pleite rettet oder auch den Euro vor dem Zerfall. Er tut beides – zumindest vorläufig. Denn wenn es zu einer Pleite mit einem Austritt eines Euromitglieds und anschließendem erfolgreichen Neustart dieses Landes käme, würde das Beispiel rasch Schule machen und der Zerfall der Währung wäre kaum noch aufzuhalten. Mit anderen Worten: Die Retter haben Angst vor dem Exempel, dass es einem Land ohne Schulden und mit eigener Währung wieder besser gehen könnte.
Solange man aber Bankrott und Austritt nicht in Betracht zieht, bleibt nur der Finanzausgleich, auch wenn dieser nach den Statuten eigentlich ausgeschlossen ist. So lange müssen also die schwachen Länder von den starken gestützt werden – oder von der Notenbank oder einem zwischengeschalteten Geldesel wie dem Euro-Rettungsschirm. Einen anderen Weg gibt es nicht.
Doch halt, nach offizieller Lesart gibt es natürlich noch einen Weg: Die Problemländer müssten ganz einfach so werden wie Deutschland, Holland oder Finnland. Aber damit wären wir wieder bei jenem Irrglauben angelangt, der schon bei der Euro-Konstruktion Pate stand – siehe oben.
Schließlich hat das erzwungene Gürtel-enger-Schnallen die Bevölkerung in den Südländern bereits massenweise auf die Straßen getrieben, sodass sich dort die Gürtel gar nicht viel enger schnallen lassen. Dafür sorgt die Demokratie: Wer es versucht, wird abgewählt.
Dabei nehmen sich ein paar Straßenproteste und Neuwahlen noch relativ harmlos aus gegenüber dem, was drohte, wenn die Regierungen tatsächlich hart blieben: Unruhen und Aufstände wären die Folge. Dazu wird es jedoch nicht kommen, denn die meisten Politiker wollen schließlich wiedergewählt werden. Und noch haben sie ja Mittel, mit denen sie die aufgebrachte Bevölkerung einigermaßen beruhigen können.
Die Konsequenz wird also sein: Weiterwurschteln und Stütze beziehen, bis der Euro eines Tages zerfällt und man mit Bankrott und Abwertung einen Neustart wagen kann. Zumindest theoretisch denkbar wäre zwar auch, die Stütze ohne die Vereinigten Staaten auf ewig fortzuschreiben, dies wird nach unserer Einschätzung aber an den wachsenden Widerständen in den Geberländern scheitern.
Um den Euro wirklich zu retten, gäbe es nur einen Weg: heiraten und einen Bundesstaat Europa gründen. Dann wäre die Gefahr eines Eurozerfalls so lange gebannt, wie der gemeinsame Staat existierte. Zwar wären die Südregionen auch dann noch auf Stütze angewiesen, aber innerhalb eines Landes ließe sich diese viel geräuschloser organisieren als jetzt – etwa so wie der Finanzausgleich innerhalb Deutschlands. 2
Die Vereinigten Staaten wären aber ein rein politisches Unterfangen, kein wirtschaftliches. Und ob sie schon jetzt tatsächlich wünschenswert wären, ist fraglich – zumal sich ein europäischer Bundesstaat mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nach deutschem Stabilitätsdenken ausrichten ließe. Denn warum sollten darin alle nach deutscher Pfeife tanzen? Dies anzunehmen oder zu fordern, wäre wohl vermessen, genauso wie es vermessen war, dies zur Grundlage der Währungsunion zu machen.
Schon in Frankreich käme man damit nicht durch, was zum Beispiel Nikolas Sarkozy am eigenen Leibe erfahren musste: Er wollte seinen Landsleuten die deutsche Sparmentalität schmackhaft machen und wurde dafür bei der Wahl aus dem Amt gejagt.
Wie dem auch sei: Einen Bundesstaat Europa zu formen, kann ohnehin nicht Aufgabe einer Währung sein, sondern einzig und allein der Politiker. Sie müssten also die Voraussetzungen dafür schaffen, was ihnen nach unserer Erwartung in diesem Jahrzehnt aber nicht mehr gelingen wird – und vermutlich auch nicht im nächsten.
WIE MÄUSE IM LABOR
Offensichtlich schätzen die Volksvertreter ihre
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